Gründerstory Retorio: Die Digitalisierung des Bewerbungsverfahrens

Mit Retorio will ein Münchener Startup das Bauchgefühl des Ersteindrucks bei Bewerbungen messbar machen. Und es ermöglicht Unternehmen, BewerberInnen und MitarbeiterInnen objektivere und bessere Entscheidungen in HR-Prozessen.

Name: Retorio Startup aus: München Gegründet: 2018 Webseite: www.retorio.com

Das ist Retorio

Durch Retorio werden HR-Prozesse fairer, individualisierbarer und wirkungsvoller.

Der Pitch

Retorios KI misst beobachtetes Verhalten und Wirkung anhand von Videoaufzeichnungen. Durch die Analyse von Mimik, Gestik und Sprache erstellt die KI individuelle Persönlichkeitsprofile auf Basis des wissenschaftlich validierten Big-5-Persönlichkeitsmodells. Retorios KI hat dabei gelernt, Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrem Alter zu analysieren und stellt sicher, dass nur Faktoren, die in der Hand des Bewerbenden liegen, in die Bewertung miteinfließen. Das Big-5 Persönlichkeitsmodell oder auch OCEAN-Modell ist das am meisten erforschte Modell in der Persönlichkeitsbeschreibung und wissenschaftlich anerkannt.

Das Big-5 Persönlichkeitsmodell beschreibt die Persönlichkeit eines Menschen anhand von fünf Dimensionen: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Jede dieser Eigenschaften besitzt weitere beschreibende Subdimensionen. Die Software wird eingesetzt, um faire und validierte Entscheidungen bei der Personalauswahl und im Talent-Management zu unterstützen sowie möglichst vielen Menschen Zugang zu individueller Weiterbildung zu ermöglichen.

Retorio hilft Unternehmen dabei zu verstehen, welche Persönlichkeitseigenschaften und Soft Skills für die ausgeschriebene Stelle und den passenden Team-Fit entscheidend sind. Wir unterstützen dadurch Personalverantwortliche, BewerberInnen zu finden, welche zu der jeweiligen Unternehmenskultur und den individuellen Stellenanforderungen passen. Dadurch minimiert Retorio das Risiko einer möglichen Fehleinstellung und die damit verbundenen Kosten und Schäden auf Unternehmens- und Bewerberseite.

Retorios KI hat gelernt, Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihres Alters oder Geschlechts zu beurteilen und Persönlichkeitsfaktoren und Soft Skills messbar und damit vergleichbar zu machen. Davon profitieren auch Bewerbende, denn jede/r hat mit Retorio die Möglichkeit sich persönlich bei dem jeweiligen Unternehmen vorzustellen und zu zeigen, was aus ihrem Lebenslauf eben nicht hervorgeht – wer er oder sie, neben Notendurchschnitt und diversen Qualifikationen, eigentlich ist.

Schließlich unterstützt Retorio auch Mitarbeitende und Jobsuchende mit seinem KI-basierten Trainingstool ihre Fähigkeiten im Bereich der Soft Skills weiterzuentwickeln und damit ihren Auftritt in Bewerbungsgesprächen oder die Interaktion mit Kunden zu verbessern. Trainings-TeilnehmerInnen nehmen an interaktiven Videoformaten teil, welche Situationen simulieren, mit denen sich TeilnehmerInnen in ihrem Berufsalltag oder bei einem Vorstellungsprozess konfrontiert sehen. Die Reaktionen und die damit verbundene Außenwirkung werden durch unsere KI analysiert und ausgewertet. Innerhalb weniger Minuten erhält der oder die Trainings-TeilnehmerIn die Bewertung des Auftritts. Das dabei entstandene Persönlichkeitsprofil wird im System hinterlegt. Auf dieser Grundlage können MitarbeiterInnen kontinuierlich und effektiv an sich arbeiten, indem das System auch langfristige Verhaltensänderungen wahrnimmt. Unternehmen bietet das Trainingsangebot von Retorio die Möglichkeit ihren Talent Management Prozess dynamisch weiterzuentwickeln und durch maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit zu erhöhen.

Das ist unsere Zielgruppe und das ist unser Markt …

Retorio lässt sich unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße einsetzen. Unsere Zielgruppe sind vor allem Menschen, die sich für Fortschritt begeistern und wissen, dass noch deutliches Verbesserungspotential darin besteht, wie wir heute Personalprozesse gestalten. Und wir sind für Firmen interessant, die global Talente finden und an ihr Unternehmen binden möchten.

Das sind unsere USPs …

Konkurrenz gibt es natürlich, denn immer mehr Unternehmen erkennen, dass KI-gestützte Systeme in HR-Prozessen eine große Hilfe sein können. Unser Unternehmen ist aus der von uns auf wissenschaftlicher Basis entwickelten KI entstanden, die nachweislich nicht diskriminiert. Einige unserer Mitwettbewerber haben die Potentiale von KI-basierten Programme erst nachträglich für sich entdeckt und diese häufig auch nicht selbst entwickelt. Ein großer Teil unserer Konkurrenten kommt aus den USA. Wir sind in Europa zu Hause und kennen und achten die hier herrschenden Datenschutzgesetze und Ethikrichtlinien. Auch kann Retorio branchenübergreifend und unabhängig von der Größe eines Unternehmens ohne einen aufwändigen Onboardingprozess eingesetzt werden. Das ist ein Vorteil für uns, denn einige unserer Konkurrenten fokussieren sich zum Beispiel nur auf Fortune 500 Unternehmen. Und schließlich entwickeln wir unsere Software laufend auf Basis der gemachten Erfahrungen weiter.

So kam uns die Idee …

Als Doktoranden an der TU München haben sich Christoph und Patrick durch ihre Lehrtätigkeit kennengelernt. Hier kamen sie mit der praxisnahen Forschung am Lehrstuhl in Kontakt, die gepaart mit ihren praktischen Erfahrungen, die sie vor und während ihrer Lehrtätigkeit machten den Grundstein für die Idee zu Retorio legten. So ist ihnen z.B. aufgefallen, dass bei Präsentationen teilweise das Auftreten der Studierenden, den Inhalt überlagerte, welches eine objektive Einschätzung erschwerte. Dieses Gefühl war aber nicht objektiv messbar und damit nicht nachvollziehbar. Um den Bewertungsprozess fairer gestalten zu können, machten sich die beiden Gedanken darüber, wie man die Faktoren messbar machen könnte, über welche Menschen das Auftreten und die damit verbundene Wirkung einer Person bewerten. Ziel dabei war es auch, Menschen dabei zu helfen, ihre Wirkung auf andere zu verbessern. Nach zahlreichen Gesprächen mit UnternehmerInnen, InvestorInnen und ForscherInnen stellte sich heraus, dass die entwickelte KI nicht nur für Kommunikationstrainings eingesetzt werden kann, sondern auch im Recruiting einen Mehrwert für Unternehmen und Bewerbende schafft. Als Christoph und Patrick auf einer Veranstaltung ihren ersten Investor kennenlernten, beschlossen sie, aus ihrem Forschungs-Projekt ein Unternehmen zu machen – der Start von Retorio war gemacht.

Die Geschichte hinter dem Namen unseres Startups …

Ursprünglich hatten wir unser Projekt mit einem anderen Namen gestartet. Wir merkten jedoch schnell, dass sich Interessenten nach unseren Pitches meistens an uns erinnerten, aber praktisch nie an den Namen unseres Projekts. Daraufhin haben wir recherchiert, was ein Name braucht, damit er in Erinnerung bleibt. Das Ergebnis war kurze, griffige Namen, in denen viele harte Konsonanten vorkommen. Außerdem muss der Name einen Bezug zum Produkt haben und bestenfalls gewisse Assoziationen wecken. Mit diesem Wissen haben wir eine Liste mit ca. 30 Namen erstellt und dabei auch die Verfügbarkeit einer Domain und des Urheberrechts im Blick gehabt. Diese Liste haben wir dann an Freunde und Bekannte versandt, die uns Feedback gaben. Auf Basis dieses Feedbacks entschieden wir uns dann für Retorio.

Stichwort Lean Startup: So haben wir unsere Idee vorab getestet …

Begonnen haben wir mit dem Bau eines Video-Prototypen anhand dessen wir unsere Idee bei Unternehmen vorstellen wollten. Als Doktoranden der TU konnten wir auf das sehr gute UnternehmerInnen-Netzwerk der TU München zurückgreifen, denn viele GastdozentInnen sind auch UnternehmerInnen oder InvestorInnen. Wir haben also angefangen, systematisch Kontakte in größeren, aber auch kleineren Unternehmen anzuschreiben. Die Antwortrate war hervorragend. Indem wir diesen Unternehmen unsere Idee vorstellten, erhielten wir wertvolles Feedback, was am Markt fehlt und wie wir unser Produkt dementsprechend anpassen und weiterentwickeln sollten. Als wir merkten, dass unsere Idee auf so viel Interesse trifft und es viel Handlungsbedarf im HR-Prozess der Unternehmen gibt, haben wir uns für ein Gründungsstipendium im Rahmen des Exist-Programms des Bundeswirtschaftsministeriums beworben. Als dann der erste Investor auf uns aufmerksam wurde firmierten wir uns offiziell im Jahr 2018.

So haben wir uns finanziert …

Im ersten Jahr haben wir uns über das Gründungsstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums finanziert. Danach haben wir unseren ersten Investor und Business Angel auf einer Veranstaltung kennengelernt. Dieser vernetzte uns mit einem weiteren Investor. Über die letzten Jahre haben wir über dieses Netzwerk noch weitere Investoren gewonnen. Mit der Zeit kamen zudem institutionelle Investoren hinzu, die überzeugt von unserem Unternehmen und dem Potential von Retorio sind.

Waren bestimmte Gründer-Programm relevant …

Wir haben an einigen Accelerator Programmen teilgenommen, ein paar davon sind zum Beispiel das European Venture Program, der TUM Incubator, das Tech Founders Accelerator Programm der TU oder auch das German Accelerator Programm. Durch diese Programme haben wir Zugang zu einem großen Netzwerk an Unternehmern aus der Start-Up Szene aber auch zu potenziellen KundInnen oder InvestorInnen bekommen. Davon profitieren wir noch heute. Wir haben aber auch gelernt, dass man sich durch dieses riesige Networking-Angebot leicht ablenken lassen kann und schnell den Fokus für das verliert was eigentlich zählt – nämlich das Produkt und das Unternehmen weiterzuentwickeln, Kunden zu gewinnen und langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Zu unseren Investoren zählen inzwischen namenhafte Unternehmer und Vorstandsmitglieder zum Beispiel aus der Technologiebranche. Durch ihre Expertise und jahrelange Erfahrung sind sie, neben dem Kapital, das sie uns zur Verfügung stellen, vor allem wertvolle Berater und Ansprechpartner.

Das sind unsere bisher erreichten Meilensteine …

Wir haben es geschafft, ein großartiges internationales Team aufzubauen, mit dem wir global Kunden nicht nur gewinnen, sondern auch halten und weiter ausbauen. Retorio befindet sich jetzt an dem Punkt, an dem wir durch eine erfolgreiche Finanzierung weiter global wachsen können und auch unser Team vergrößern werden. Das ist für uns eine super Ausgangslage, um KI noch tiefer im Personalwesen zu verankern. Am meisten treibt uns jedoch an, wenn wir sehen, welchen Erfolg unsere KI-basierte Software in Unternehmen generiert, in denen Teams dadurch spürbar diverser, aber auch erfolgreicher werden und BewerberInnen häufiger eine für sich passende und erfolgreiche Berufswahl treffen.

Das ist unsere Vision …

Wir wollen unser Produkt über den Recruiting-Bereich hinaus noch weiter in Unternehmen verankern und diesen zeigen, dass der Einsatz von Retorio in der Personalentwicklung zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit und einer höheren Bindung beiträgt. Langfristig sehen wir uns als Agenten für Talente, die wir auf ihrem gesamten Karriereweg begleiten wollen.

Das waren die bisher erfolgreichsten Marketing- & PR-Maßnahmen für uns …

Wir haben unsere Marketing- und PR-Maßnahmen bei Retorio von Anfang an langfristig gedacht. Um mehr Online Reichweite zu erzielen investieren wir in unseren eigenen Content und publizieren vor allem Blogartikel. Auch arbeiten wir mit Search Engine Optimization. Und das lohnt sich, denn jeden Monat sehen wir, wie der Traffic auf unserer Webseite zunimmt. Da Personalverantwortliche eine wichtige Zielgruppe für Retorio darstellen, schalten wir auch gezielt Werbung auf LinkedIn. Auch das funktioniert sehr gut. Zudem verstärken wir auch die klassische Medienarbeit und den Aufbau unserer Community an Influencern.

Diese Fehler würden wir beim nächsten Mal vermeiden …

Gerade in der Startphase unseres Start-Ups mussten wir lernen, wie wir optimal mit unserer Zeit umgehen. Zunächst haben wir das nicht immer geschafft und uns auch durch das vielseitige Angebot in der Start-Up-Community ablenken lassen. Jetzt ist unser Fokus bei unseren KundInnen und ihren Problemen. Bei jeder Arbeitsstunde, die wir in unser Unternehmen investieren fragen wir uns immer: Hilft das dabei die Probleme zu lösen, die mein Kunde hat oder nicht?

Webseiten, Apps oder Tools, die wir nutzen …

Im Recruiting-Prozess natürlich Retorio. Auch wir nutzen unsere eigene Software, wenn es um Personalprozesse geht und haben damit super Erfahrungen gemacht. Wir haben ein divers aufgestelltes Team, das großartig zusammenarbeitet. Als gutes allround Content-Management und CRM-System würden wir Hubspot empfehlen. Für unsere interne Kommunikation nutzen wir Slack und Notion. Und im Subscription-Management ChargeBee.

Eure Tipps für Gründer …

Als Psychologie und KI-Experten lesen wir tatsächlich vor allem wissenschaftliche Artikel und tauschen uns viel mit der wissenschaftlichen Community aus. Verschiedene Unis und Forschungseinrichtungen in den USA und Europa setzen Retorio für wissenschaftliche Zwecke und Forschung ein. Der Austausch mit den ForscherInnen inspiriert uns sehr. Die sozialen Medien nutzen wir vor allem, um mit unseren KundInnen und NutzerInnen zu kommunizieren. Zu empfehlen sind interdisziplinäre Bücher, wie Livewired von David Eagleman oder Bücher, die generell auf wissenschaftlicher Basis fundiert sind (z.B. The Data Detective von Tim Hartford). Auch sehr zu empfehlen, weil nach wie vor aktuell: New World New Mind von Robert E. Ornstein.

Überblick Unternehmensdaten Retorio

Name:

retorio GmbH

Logo:
Gründungsdatum:

2018

Gesellschaftsform (heute/angestrebt): GmbH
Gründerin:

Dr. Patrick Oehler und Dr. Christoph Hohenberger

Hier findet ihr uns: Landwehrstrasse 63, 80336 München
Website: www.retorio.com
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