Hilfe für Startups im War for Talents: kununu Geschäftsführer Florian Mann erklärt das Arbeitgeber-Bewertungsportal

Fachkräftemangel allerorten – erfolgreiche Unternehmen haben das Potenzial guter Mitarbeiter längst erkannt und tun so einiges, diese zu gewinnen und zu binden. Da wird es für Startups schwerer im Kampf um die besten Talente, denn hohe Gehälter, tolle Arbeitszeitmodelle oder auch einen guten Leumund kann man am Anfang nur schwer bieten. Vielleicht helfen aber Bewertungsportale, in denen Mitarbeiter ihre Arbeitgeber beurteilen, auch Startups, sich gut auf dem Bewerbermarkt zu positionieren. Wie das geht erfahren wir in dem Interview mit Dr. Florian Mann, Geschäftsführer von kununu.

Fachkräftemangel allerorten – erfolgreiche Unternehmen haben das Potenzial guter Mitarbeiter längst erkannt und tun so einiges, diese zu gewinnen und zu binden. Da wird es für Startups schwerer im Kampf um die besten Talente, denn hohe Gehälter, tolle Arbeitszeitmodelle oder auch einen guten Leumund kann man am Anfang nur schwer bieten. Vielleicht helfen aber Bewertungsportale, in denen Mitarbeiter ihre Arbeitgeber beurteilen, auch Startups, sich gut auf dem Bewerbermarkt zu positionieren. Wie das geht erfahren wir in dem Interview mit Dr. Florian Mann, Geschäftsführer von kununu.

Herr Mann, kurz und knapp: Wie funktioniert Ihr Bewertungsportal?

Auf kununu.com bewerten Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber. Bestehende und ehemaligen Mitarbeiter, Azubis und Bewerber teilen ihre persönlichen Erfahrungen zu einem Arbeitgeber. Mit einem Punktesystem von 1 bis 5, also von „sehr gut“ bis „mangelhaft“, können Unternehmen in Kategorien wie Vorgesetztenverhalten oder Arbeitsatmosphäre beurteilt werden. Durch diese authentischen Erfahrungsberichte können sich andere Jobinteressierte wiederum sehr gut einen Eindruck davon verschaffen, wie ein Unternehmen als Arbeitgeber wirklich „tickt“. Bewerber bekommen so eine Orientierungshilfe, um den für sie passenden Arbeitgeber zu finden.

Für wen ist das Angebot: Arbeitgeber oder Arbeitnehmer?

Klar für beide. Mitarbeiter geben zu ihrem Arbeitgeber eine anonyme Bewertung ab, um an neutraler Stelle und ohne Angst vor Konsequenzen Lob, aber auch Verbesserungsansätze auszusprechen. Bewerber nutzen kununu zur Suche nach interessanten und passenden Arbeitgebern. Also wenn beispielsweise der freiheitsliebende Tierliebhaber eine neue Herausforderung sucht, kann er konkret Unternehmen auswählen, die flexible Arbeitszeiten und Home-Office bieten und gleichzeitig Hunde im Büro dulden. Den Nutzen dieser wertvollen Orientierungsplattform haben heute auch schon sehr viele Arbeitgeber für sich entdeckt: Diese können gegen Entgelt zusätzlich zu den bereits bestehenden authentischen Einblicken ihrer Mitarbeiter weiterführende Infos wie Fotos aus dem Arbeitsalltag oder aktuelle Jobangebote präsentieren. Die Firmen erhalten dadurch ein einzigartiges, individuelles Firmenportrait, welches die Aufmerksamkeit von interessanten Bewerbern weckt.

Ein Blick auf die Bewertungen ist oftmals aussagekräftiger als so manche aufwändige Unternehmensanalyse.

Trägt Ihr Portal dazu bei, dass Firmen sich besser beim Employer Branding positionieren?

kununu gilt mittlerweile als verlässliches Werkzeug für Employer Branding. Denn auf unserem Portal können sich Arbeitgeber sehr spezifisch genau bei denjenigen Kandidaten präsentieren, die bereits aktiv nach Informationen zum jeweiligen Unternehmen suchen. Die 696.000 Erfahrungsberichte zu 178.000 Firmen sind mittlerweile zu einer sehr relevanten Informationsquelle für Bewerber geworden und erzielen monatlich rund 1,9 Millionen Besuche. Durch äußerst prominente Auffindbarkeit in den Google-Suchergebnissen und Verknüpfung mit dem Business-Netzwerk XING, erzielen die kununu-Bewertungen eine sehr hohe Reichweite.

Aber gerade auch die „Hidden Champions“ und kleinere Unternehmen haben auf kununu eine besondere Möglichkeit ins „relevant set“ der Kandidaten zu kommen: häufig sind es gerade diese Unternehmen, die bei der Mitarbeiterzufriedenheit ganz vorne liegen.

Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten: Noch scheinen nur wenige Arbeitgeber Mühe, Angestellte zu finden. Wird Ihr Angebot in Zeiten von Fachkräftemangel wichtiger und relevanter?

Der häufig beschriebene „war for talent“ ist in vielen Branchen, Regionen und Funktionen bereits Realität. Wir sehen in der Zusammenarbeit mit verschiedensten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dass in bestimmten Branchen der Fachkräftemangel und die Personalverknappung bereits angekommen sind. Die Intervalle zur Besetzung bestimmter Positionen werden länger und die passenden Kandidaten zu finden schwieriger. Von dieser Situation sind Konzerne und mittelständische Unternehmen gleichermaßen betroffen.

Aufgrund der demographischen Situation wird das Recruiting in den nächsten Jahren eine zunehmende Herausforderung, die nach entsprechenden Tools verlangt.

Zusätzlich hat die Digitalisierung das Mediennutzungsverhalten grundlegend verändert; also müssen Arbeitgeber ihre einstigen Maßnahmen für Personalmarketing erneuern und mit modernstem Employer Branding ihre Kandidaten da ansprechen, wo diese längst unterwegs sind: im Internet. Unternehmen, die bereits jetzt digitale Employer Branding-Aktivitäten nutzen, leisten daher eine wichtige Investition in die Gegenwart und Zukunft ihrer Arbeitgeberidentität.

Startups leben von der Kreativität und dem Innovationswillen. Wie zeigt sich das bei der Mitarbeitersuche und der Beurteilung?

Nachdem kununu.com mit seiner Gründung im Jahr 2007 selbst ein Startup war, können wir direkt aus dem „Nähkästchen“ plaudern: Die ersten Mitarbeiter wurden über persönliche Empfehlungen und Mundpropaganda angeworben. Im weiteren Verlauf haben wir mit Online-Inseraten und Social Media nach passenden Mitarbeitern gefahndet.

Bei aller Kreativität und Innovationswillen ist die richtige Personalsuche vor allem für Startups von enormer Bedeutung, denn nur mit den richtigen Leuten kann ein Startup wachsen.

Aufgrund der anfangs beschränkten Ressourcen muss man daher von Beginn an die passenden Mitarbeiter an Bord haben, davon hängt letzten Endes die Existenz des Unternehmens ab. Wir haben von Beginn an auf Profis gesetzt, die neben ihrer fachlichen Expertise eine große Portion Leidenschaft und Kreativität im Gepäck hatten. Generell sehen wir, dass viele Startup’s für ihr Recruiting nach wie vor auf Online-Portale sowie Social Media-Kanäle zurückgreifen.

Haben Startups Vorteile im „war for talents“ oder durch nur Nachteile?

Startups nehmen als Arbeitgeber eine besondere Rolle ein: Das Produkt und die Gründer sind zentrale Inhalte der Arbeitgebermarke und tragen wesentlich zum Imageaufbau bei. Mit einer besonderen Gründungsidee und einem sympathischen Gründer, der smart sein Unternehmen in Szene setzt, fällt es leichter, die Aufmerksamkeit von Bewerbern zu erlangen. Bei der tatsächlichen Rekrutierung ist es jedoch entscheidend, die passenden Mitarbeiter an Bord zu holen. Wichtig ist daher, von Beginn an die Vor- und Nachteile eines jungen Unternehmens als Arbeitgeber transparent zu machen: Startups bieten hohe Gestaltungsmöglichkeiten, ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, flache Hierarchien sowie eine freundschaftliche Arbeitsatmosphäre.

Ein Startup ist jedoch kein Schlaraffenland: Wie jedes anderes Unternehmen gibt es auch hier Rahmenbedingungen und der Blick auf den finanziellen Erfolg steht sogar mehr im täglichen Fokus als bei manch etabliertem Unternehmen.

Denn man darf nicht vergessen, dass durchschnittlich acht von zehn Startups scheitern. Aufgrund fehlender definierter Prozesse wird den Mitarbeitern viel Flexibilität abverlangt und mangels Budget oder Ressourcen müssen sie oft improvisieren. Auch die Bezahlung liegt meist unter dem üblichen Gehaltsniveau. Das Fehlen von klassischen Aufstiegsmöglichkeiten oder die Garantie auf einen sicheren Arbeitsplatz für die nächsten Jahre sind weitere Merkmale eines Startups. Menschen jedoch, die eine Idee oder ein Produkt mitunterstützen möchten und gerne Verantwortung übernehmen, profitieren von den Gestaltungs- und Freiräumen eines Startups. Menschen jedoch, die eine Idee oder ein Produkt mitunterstützen möchten und gerne Verantwortung übernehmen, profitieren von den Gestaltungs- und Freiräumen eines Startups.

Wie schneiden junge Unternehmen in Ihrem Portal ab, besser oder schlechter als als die „old economy“?

Wir sehen generell anhand der vorliegenden Erfahrungsberichte, dass zu aktuellen Startups noch großes Potential für zusätzliche Bewertungen vorhanden ist. Dies liegt meist daran, dass Startups zu Beginn wenige Mitarbeiter haben und die erste Zeit der Fokus auf den weiteren Unternehmensaufbau liegt. Deshalb lassen viele Startups das Potential ungenutzt, das sie etwa durch gezielte Bewertungsaufrufe auf kununu.com kostenlos zur Verfügung hätten.
Eine aktuelle Auswertung von kununu zeigt aber, dass die Branche IT/Multimedia insgesamt die am besten bewerteten Unternehmen enthält: Die 2.572 bewerteten Unternehmen weisen im Durchschnitt eine Gesamtnote von 3,91 Punkten auf. Nicht nur Startups, die aus dieser Branche kommen, sondern auch KMU dieser Sparte, sorgen für hohe Arbeitszufriedenheit bei ihren Mitarbeitern.

Was können Startups tun, um in Ihrem Portal präsent oder besser präsent zu sein?

Jeder Startup-Mitarbeiter sollte seine Erfahrungen auf kununu mit der Community teilen. Dazu sollten Gründer ihre Mitarbeiter und Bewerber gezielt ermuntern. Denn die Erfahrungsberichte von kununu werden nicht nur von Bewerbern aufmerksam gelesen, sondern auch von Journalisten oder etwaigen Investoren, die sich informieren möchten, wie das Jungunternehmen als Arbeitgeber „tickt“. Unabhängig davon kann kununu mit seiner enormen Reichweite gerade auch jungen Unternehmen zu großer zusätzlicher Sichtbarkeit verhelfen.

Neben dem Sammeln von Bewertungen trägt auch das kostenlose Posten von Stellungnahmen zum weiteren Imageaufbau des Jungunternehmens bei. Es zeigt, dass die Gründer den offenen Erfahrungsaustausch aktiv unterstützen, die Bewertungen lesen und angemessen reagieren – also ein Dialog auf Augenhöhe.

Als Königsdisziplin gilt das Anlegen eines Employer Branding Profils: Gegen Entgelt können Startups neben den Bewertungen ihrer Mitarbeiter weitere Informationen zur Verfügung stellen, wie Fotos, Beschreibung der Unternehmenskultur oder offene Stellen.

Zur Person und zum Unternehmen:

© kununu
© kununu

Dr. Florian Mann ist seit März 2014 neues Mitglied der Geschäftsführung von kununu. „kununu“ stammt aus der afrikanischen Sprache Suaheli und bedeutet „unbeschriebenes Blatt“. Besucher nutzen kununu.com, um den eigenen Job zu bewerten sowie ein Unternehmen auf seine Stärken als Arbeitgeber zu überprüfen. Die Plattform verzeichnet aktuell 696.000 Erfahrungsberichte zu 178.000 Unternehmen. Top-Unternehmen wie Allianz, Siemens Deutschland oder Microsoft Schweiz nutzen kununu für Employer Branding und betreiben ein kostenpflichtiges Arbeitgeberportrait. Der Marktführer unter den Arbeitgeber-Bewertungsportalen im deutschsprachigen Raum wurde 2007 als eines der ersten von Martin und Mark Poreda gegründet. Seit 1. Januar 2013 ist kununu ein Tochterunternehmen der XING AG.

X
X