Web Summit 2015: Wie das Großevent für Startups zum Erfolg wird | Smyles & Gründerküche im Interview

Etwa 40.000 Besucher, mehr als 1.000 Redner: Der Web Summit 2015 in Dublin gilt als Riesenereignis in der IT-Startup-Szene. Doch der Mythos bröckelt: Nächstes Jahr findet der Summit in Lissabon statt und so einige Kritik an den Veranstaltern hört auch nach dem Event nicht auf. Gründerküche war selbst in Dublin und hat das Startup Smyles auf seinem Weg durchs Alpha-Programm des Web Summit 2015 begleitet. Eine Zusammenfassung der Eindrücke von Smyles-Gründer Hung und Gründerküche-Gründer Alexander Schiller.

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Etwa 40.000 Besucher, mehr als 1.000 Redner: Der Web Summit 2015 in Dublin gilt als Riesenereignis in der IT-Startup-Szene. Doch der Mythos bröckelt: Nächstes Jahr findet der Summit in Lissabon statt und so einige Kritik an den Veranstaltern hört auch nach dem Event nicht auf. Gründerküche war selbst in Dublin und hat das Startup Smyles auf seinem Weg durchs Alpha-Programm des Web Summit 2015 begleitet. Eine Zusammenfassung der Eindrücke von Smyles-Gründer Cao Hung Nguyen und Gründerküche-Gründer Alexander Schiller…

Alex (Gründerküche): Hung, das waren drei wilde Tage in Dublin. Was bleibt dir in Erinnerung?

Hung (Smyles): In jedem Falle die gute Stimmung von Dublin, die Bevölkerung hat dieses Event schon toll mitgetragen. Und das Bier…

Alex: Davon bekam man direkt am Vorabend zum Web Summit einen bleibenden Eindruck, auf dem sogenannten Night Summit und den Pub Crawls konnte man bereits erste Kontakte knüpfen und die Pub-Kultur kennenlernen. Aber Du warst nicht nur wegen dem Guinness in Dublin…

Hung: Nein. Wir haben uns mit unserer Video Broadcasting App Smyles im Sommer für das Alpha Programm des Web Summits 2015 beworben und sind aufgenommen worden. Das Alpha Programm unterstützt die Startups bei der Teilnahme: Statt der üblichen 10.000 EUR müssen 2.000 EUR für die Tickets bezahlt werden. Ein attraktives Angebot für eine Veranstaltung in der Größenordnung – fanden wir jedenfalls.

Alex: Die Preise wurden im Vorfeld schon heiß diskutiert, von Startup-Abzocke war die Rede, aber es sind sehr viele Startups bereit den Preis zu bezahlen! So wie ich das sehen konnte, waren etwa 80 Prozent der Startups, Alpha-Teilnehmer. Was waren eure Ziele für den Web Summit?

Hung: Für uns bestand der Hauptanreiz, am Web Summit teilzunehmen, insbesondere darin, Smyles einem internationalen Publikum vorstellen zu können und auf Investoren zu treffen.

Alex: Ja, das haben sicher die meisten Startups in Dublin gesucht: wichtige Geschäftskontakte und Investoren. Und hier wurden wohl auch die meisten enttäuscht. Ohne eine richtig gute Vorbereitung mit Terminvereinbarung und die Gelegenheit das Startup schon vor dem Event potentiellen Investoren vorzustellen, war es kaum möglich, dies auf dem Web Summit zu organisieren.

Hung: Wir haben die Kritik, die ja auch im Vorhinein an der Veranstaltung geübt wurde, mitbekommen. Aber uns war bewusst, dass – wie bei allen anderen Events auch – die richtige Vorbereitung und die Präsentation zählt. Und das bewahrheitete sich im Großen wie im Ganzen. Wir stellten Smyles am zweiten Tag des Web Summits an einem Stand vor und konnten über mangelnde Resonanz wirklich nicht klagen. Von morgens bis zum Ende des Messetages führten wir durchweg Gespräche mit den verschiedensten Leuten vor Ort und stellten uns vor. Wir haben uns mit anderen Startups ausgetauscht, mit Investoren gesprochen und auch zahlreiche interessante Kontakte mit Businesskunden knüpfen können – aus Branchen, an die wir vorher als Kunden noch gar nicht gedacht hatten. Für uns war es eine tolle Erkenntnis, dass es offensichtlich Bedarf dafür gibt, Videos einfach und schnell hochladen zu können und dass Smyles auf dem richtigen Weg ist.

Alex: Das konnte ich auch beobachten: Wer seine knapp zwei Meter Standfläche clever genutzt hat, konnte sich auf regen Zuspruch freuen. Die Kollegen von Cobi zum Beispiel haben ihr Produkt direkt am Fahrrad präsentieren können. Das kam gut an…

Hung: Ja, wir haben auch gemerkt, dass es eine große Rolle spielt, wie man sich präsentiert. Man muss auf die Leute zugehen können, offen sein und sich interessant darstellen – Akquise betreiben eben. Außerdem haben wir den ganzen Tag aktiv unsere Social Media Kanäle genutzt, um auf unseren Stand aufmerksam zu machen. Andere Startups hatten weniger Präsenz, kein Konzept und dementsprechend weniger Laufkundschaft.

Alex: Absolut, die Vorbereitung auf den Web Summit war wohl mit Abstand die wichtigste Aktion, die Startups leisten mussten. Das Startup cantinio hat sein Produkt sogar in Dublin gelauncht…

Alex: Allerdings war es offensichtlich schwer, beim Web Summit Kontakte zu machen bzw. Gespräche und Treffen zu koordinieren. Schon deshalb, weil das Internet auf dem Summit eine rege Kontaktaufnahme unmöglich gemacht hat. Ich hatte kaum Netz.

Hung: Wir kamen mit einigen Investoren ins Gespräch, aber oft gaben sie sich nicht als Investoren aus. Das ist auf der einen Seite verständlich, da sie ansonsten von den Startups überrannt worden wären, auf der anderen Seite war der mögliche Kontaktaufbau zu Investoren natürlich die Hauptintention für die Startups, am Web Summit teilzunehmen.

Alex: Einige der Office Hours der Investoren wurden dann auch abgesagt: Offiziell war die Nachfrage schlicht zu hoch…

Hung: Leider war es auch vorher nicht ganz so einfach: Die App, die von den Veranstaltern empfohlen wurde, um im Vorfeld Investoren zu kontaktieren und Termine auszumachen, wurde erst eine Woche vor dem Web Summit bereitgestellt. Das war zu wenig Zeit, um sich eingehend über die Investoren zu informieren, damit man individuell auf sie eingehen konnte. Und das zeichnete sich dann auch im Ergebnis ab: Die Ausbeute an Rückmeldungen, bzw. Terminabsprachen war durchaus mager. Über die App konnten wir nur zwei Termine festmachen – mehr nicht. Dafür waren die Vorträge super…

Alex: Das waren unheimlich viele und sehr spannende Sachen liefen leider parallel. Spannend: der Buchautor Dan Brown war da…

Hung: Uns dienten die Vorträge in erster Linie zur Orientierung und gaben uns eine ungefähre Vorstellung davon, wo wir gerade stehen, welche Schritte wir als nächstes gehen sollten und welche Fehler man am besten vermeiden sollte.

Alex: Herausragend fand ich die Pitches: Was da an spannenden Geschäftsideen perfekt gepitched wurde – das war schon Weltklasse. Da hat man die Qualität in der schieren Masse gesehen! Die Pitch-Finals am letzten Tag auf der Main Stage waren mein Highlight!

Hung, vielen Dank für die gemeinsame Zeit und toi toi toi für die Zukunft!

Hung: Danke dir und Gründerküche!

Vielen Dank für das Interview und wir sind gespannt auf eure Berichte aus Dublin.

Zur Person Cao Hung Nguyen

Cao-Hung-Nguyen-smylesHung ist Gründer von Smyles, einer Live-Video-App. Die gesamte Gründerstory hinter Smyles findet ihr hier.

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