Börsengang wird für Startups wieder interessanter
Fast jedes vierte Startup denkt mittlerweile wieder an einen Börsengang – vor einem Jahr war es nur jedes siebte. Bei 15 Prozent der Startups ist Kapitalbeschaffung über einen ICO ein Thema.
Wenn ein Startup schnell wachsen und international expandieren soll, steigt der Kapitalbedarf. Derzeit denkt fast jedes vierte deutsche Startup (23 Prozent) über einen Börsengang nach, um das notwendige Geld zu beschaffen. So geben 22 Prozent der Gründer an, dass der Gang aufs Parkett für sie in Zukunft vorstellbar ist, einen Börsengang konkret planen aber nur wenige (ein Prozent). Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 300 Startups.
Im vergangenen Jahr lag der Anteil derjenigen, die sich einen Börsengang vorstellen können, mit 14 Prozent deutlich niedriger. 2016 war die Börse allerdings noch attraktiver und für 38 Prozent ein Thema. „Ein Börsengang bedeutet für ein Startup großen organisatorischen Aufwand und hohe Vorbereitungskosten. Ein solcher Schritt will reiflich überlegt sein“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Grundsätzlich ausschließen möchten einen Börsengang nur 14 Prozent der Startups, damit liegt dieser Wert auf dem Niveau der Vorjahre (2017: 14 Prozent, 2016: 13 Prozent). Sechs von zehn Startups (58 Prozent) geben an, dass ein Börsengang aktuell kein Thema für sie ist. Im Durchschnitt benötigen Startups in Deutschland in den kommenden zwei Jahren 3,1 Millionen Euro frisches Kapital und damit deutlich mehr als noch 2017 mit 2,2 Millionen Euro.
Als Alternative zu einem Börsengang gilt seit einiger Zeit ein sogenannter ICO, ein Initial Coin Offering. Dabei treten Geldgeber und Startups über die Blockchain-Technologie in Verbindung, die einen manipulationssicheren Austausch von Informationen ermöglicht. Eine Bank als zentrale Zwischeninstanz ist dabei nicht mehr nötig. Gleichzeitig erlaubt es die Blockchain-Architektur, die vom Startup gegen Bezahlung ausgegebenen Coins oder Tokens mit bestimmten Ereignissen zu koppeln, wie etwa einem bestimmtem Datum oder einem bestimmten Unternehmenswert.
Tritt das Ereignis ein, erfolgt automatisch eine Auszahlung. Aktuell planen drei Prozent der Startups einen ICO, zwölf Prozent halten die Coin-Ausgabe in Zukunft für denkbar. Jedes dritte Startup (37 Prozent) sagt aber auch, dass ein ICO aktuell kein Thema ist, jedes fünfte (20 Prozent) schließt einen solchen Weg der Kapitalbeschaffung grundsätzlich aus, und 16 Prozent der Startups wissen gar nicht, was ein ICO ist.
„Ein ICO ist deutlich weniger reguliert als ein Börsengang, das ist sowohl Chance als auch Herausforderung für Startups und Investoren. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Planung und Durchführung, denn Startups betreten damit juristisch wie technologisch neue Pfade“, so Berg.