Auch nach der Bundestagswahl 2025 sind kaum konkrete Lösungen für Freelancer in Sicht

78 Prozent der Freelancer fühlen sich von der Politik nicht ausreichend berücksichtigt:Welche Partei bietet die besten Perspektiven für Deutschlands 3,6 Millionen Solo-Selbstständige?

Die Bundestagswahl 2025 am 23. Februar rückt näher, und für Deutschlands rund 3,6 Millionen Solo-Selbstständige steht viel auf dem Spiel. Freelancer sind eine treibende Innovationskraft der deutschen Wirtschaft, trotzdem werden sie vom Gesetzgeber in einem auf Angestellte ausgerichteten System weitgehend übersehen.

Laut dem Freelancer-Kompass 2024, der größten deutschsprachigen Studie zu Gegenwart und Zukunft des Freelancings, fühlen sich 78 Prozent von der Politik vernachlässigt. Die Expert:innen von freelancermap haben daher die Wahlprogramme der Parteien, die im letzten Bundestag mehr als einen Sitz im Parlament hatten, analysiert und die wichtigsten Maßnahmen herausgestellt, die sich an Solo-Selbstständige richten.

Die größten Herausforderungen für Freelancer

Solo-Selbstständige in Deutschland stehen vor einer Vielzahl von Problemen. Die soziale Absicherung bleibt eine der drängendsten Baustellen, da viele Freelancer keine bezahlbaren und flexiblen Modelle für Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung haben. Die bürokratischen Hürden, von Umsatzsteuerregelungen bis hin zur Vertragsgestaltung, verschlingen Zeit, die für die eigentliche Arbeit fehlt. Gleichzeitig schaffen die rechtlichen Bedingungen rund um Scheinselbstständigkeit Unsicherheiten bei Auftraggebenden und Auftragnehmenden.

Die steuerliche Belastung bleibt ebenfalls hoch, obwohl Freelancer ihre soziale Absicherung eigenverantwortlich finanzieren müssen. Besonders in Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, dass viele Solo-Selbstständige massive Einkommensverluste hinnehmen mussten, ohne auf ausreichende staatliche Hilfen zurückgreifen zu können.

Parteien im Check: Wer vertritt die Interessen von Freelancern?

  • CDU/CSU: Die Union verfolgt das Ziel, die Wirtschaft insgesamt zu stärken. Durch niedrigere Unternehmenssteuern und den Abbau bürokratischer Hürden sollen die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessert werden – ein Ansatz, der auch Selbstständigen zugutekommen kann.
  • SPD: Die SPD setzt sich dafür ein, Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzubinden und neue Absicherungsmöglichkeiten zu schaffen. Dazu gehört unter anderem ein finanzielles Sicherungsnetz für Krisenzeiten.
  • FDP: Die FDP plädiert für eine Vereinfachung von Verwaltungsprozessen, steuerliche Entlastungen und den Ausbau der Infrastruktur. Diese Maßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit fördern und damit auch Vorteile für Selbstständige bringen.
  • Die Grünen: Die Grünen schlagen vor, eine nachhaltige Altersvorsorge in Form eines Bürgerfonds einzuführen, die auch für Selbstständige zugänglich ist. Zusätzlich setzen sie auf die Förderung von Innovationen und Start-ups.
  • Die Linke: Die Linke fordert eine bessere soziale Absicherung für Selbstständige und setzt sich für eine stärkere Unterstützung bei Unternehmensgründungen sowie für gerechtere Steuerregelungen für kleine Betriebe ein.
  • Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW): Als Kernthemen stehen beim BSW wirtschaftliche Vernunft und soziale Gerechtigkeit. Dabei werden keine konkreten Maßnahmen für Selbstständige erwähnt. Die wirtschaftspolitischen Vorschläge mit dem Ziel der sozialen Fairness könnten sie jedoch indirekt ansprechen.
  • AfD: Die AfD betont in ihrem Wahlprogramm die Schaffung eines marktwirtschaftlichen Umfelds, macht jedoch keine konkreten Vorschläge zur sozialen Absicherung von Selbstständigen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert diese Haltung, da sie nach seiner Einschätzung den Schutz von Selbstständigen und Arbeitnehmern vernachlässigt – insbesondere in Bezug auf soziale Sicherungssysteme.

Die Analyse zeigt: Keine Partei bietet umfassende, auf Freelancer zugeschnittene Konzepte an. Maßnahmen gegen Scheinselbstständigkeit werden kaum thematisiert. Auch fehlen handfeste Ansätze zur Krisensicherheit, da viele Parteiprogramme vage bleiben und keine klaren Lösungen bieten, wie Selbstständige in wirtschaftlichen Einbrüchen geschützt werden können. Zudem sind steuerliche Entlastungen in den Wahlprogrammen oft zu allgemein gehalten und berücksichtigen die besonderen Herausforderungen von Selbstständigen nicht ausreichend.

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