Fachkräftemangel bei Startups und Scaleups: Visaprozesse bremsen Talente aus

Startups und Scaleups sind ein Jobmotor, leider aber unter Fachkräftemangel: Komplizierte und zeitintensive Visaprozesse sind zentrale Hürde und internationaler Wettbewerbsnachteil.

Trotz Wirtschaftsflaute bleibt der Fachkräftemangel für deutsche Startups und Scaleups ein zentrales Wachstumshemmnis – mit spürbaren Folgen für den Innovationsstandort Deutschland. Gerade Scaleups, als besonders mitarbeiterstarke und wachstumsorientierte Unternehmen, sind hier betroffen. In einer aktuellen Studie blicken The Stepstone Group und der Startup-Verband gemeinsam auf dieses volkswirtschaftlich entscheidende Thema und stellen dabei die Rolle internationaler Talente in den Fokus.

Neue Jobs entstehen in Zukunftsfeldern

Mit über 522.000 Beschäftigten im Startup-Ökosystem haben Startups und Scaleups die Beschäftigtenzahlen in den letzten vier Jahren um über ein Viertel gesteigert – trotz der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen. ´Das liegt vor allem daran, dass hier zentrale Zukunftsaufgaben wie die Digitalisierung und Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben werden.

Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung des Sektors als Jobmotor und das enorme Potenzial für zukünftiges Wachstum. Ungeachtet der wirtschaftlichen Lage geben 89 % der Startups und Scaleups an, im kommenden Jahr neue Mitarbeitende einstellen zu wollen. Gerade wachstumsstarke Scaleups haben jedoch Schwierigkeiten, geeignete Kandidat*innen zu finden – 60 % von ihnen sehen den Fachkräftemangel als zentrales Problem.

Die Lösung liegt auf dem internationalen Arbeitsmarkt

Bereits heute rekrutieren 93 % der Scaleups global. Fast die Hälfte der Beschäftigten (45 %) kommt aus dem Ausland, bei 74 % der Unternehmen ist Englisch die Arbeitssprache.

Trotz dieser globalen Ausrichtung müssen Unternehmen lange suchen, um geeignete Kandidat*innen für ihre Stellenausschreibungen zu finden. Zur Lösung sollten Wirtschaft und Politik gezielt zusammenarbeiten und ausgehend vom dringendsten Bedarf Prozesse besser priorisieren und organisieren.

„Die schrumpfende Bevölkerung bedroht unseren Wohlstand, Deutschland steuert sehenden Auges in die große Arbeiterlosigkeit“, sagt Sebastian Dettmers, CEO von The Stepstone Group. „Wir brauchen ein offenes und zukunftsorientiertes Einwanderungs-system, um den Innovationsstandort zu sichern.“

Visaprozess entscheidet über Attraktivität des Standorts

Vor dem Hintergrund der zentralen Bedeutung internationaler Talente für Startups und Scaleups, sticht die schwache Bewertung der Regelungen zur Fachkräfteeinwanderung heraus: nur 17 % bewerten diese positiv. Dabei werden von den Scaleups vor allem die Dauer (57 %) und Komplexität (49 %) im Visumsprozess kritisiert – die große Mehrheit der Unternehmen (71 %) ist hier auch bereit, im Prozess mehr Verantwortung zu übernehmen, um diesen zu beschleunigen.  Gleichzeitig wird aber auch das Potenzial des Standorts Deutschland klar hervorgehoben und insbesondere die Lebensqualität, Stabilität und Sicherheit sehr positiv bewertet (80 %).

„Um im internationalen Wettbewerb nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten, muss Deutschland bei der Visa-Vergabe endlich digitaler, schneller und unkomplizierter werden – sonst sind die besten Programmierer*innen längst in anderen Ländern beschäftigt, noch bevor sie hier überhaupt einen Termin bei der Deutschen Botschaft bekommen“, so Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands.

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