Rechenzentren profitieren von NSA-Affäre

Die zunehmende Digitalisierung in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen treibt den Bedarf an Rechenleistung in die Höhe: Ein Trend der von der NSA-Affäre verstärkt wird und den Strombedarf in Rechenzentren steigen lässt.

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Die deutsche Rechenzentrumsbranche wuchs 2015 auch durch ein starkes Bedürfnis nach sicherer Datenhaltung, wie eine aktuelle Borderstep-Studie zur Entwicklung der deutschen Rechenzentrumsbranche 2015 zeigt. „Der deutsche Rechenzentrumsmarkt profitiert momentan sehr stark von der NSA-Affäre und den Veröffentlichungen von Edward Snowden“, erläutert Dr. Ralph Hintemann, Green IT Experte des Borderstep Instituts.

 

Die Diskussionen um Datenschutz und Datensicherheit, die sich durch die NSA-Affäre noch dramatisch verschärft haben, hätten den Standort im letzten Jahr deutlich gestärkt. Das zeige auch eine BITKOM-Studie. Danach ist für drei Viertel der Unternehmen in Deutschland bei der Nutzung von Cloud-Diensten ein Muss, dass Unternehmensdaten in Deutschland gespeichert und verarbeitet werden.

Die zunehmende Digitalisierung in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen treibt den Bedarf an Rechenleistung insgesamt in die Höhe. Die wachsende Verbreitung von mobilen Internetgeräten wie Smartphones und Tablets sowie Trends wie Cloud Computing, Big Data und die zunehmende Nutzung von Multimedia-Diensten durch private Haushalte lässt dabei den Stromverbrauch von Rechenzentren und Telekommunikationsnetzen merklich in die Höhe schnellen. Gegenüber 2010 stieg dieser Energiebedarf im Jahr 2015 um 15 Prozent auf zwölf Milliarden Kilowattstunden (kWh) an. Dabei verlagert sich Energiebedarf vom Endgerät in die Netze und Rechenzentren. Vor allem die europäische Regulierung zu Standby und Produktkennzeichnung führte zu mehr Energieeffizienz der Endgeräte.

Energiebedarf verlagert sich vom Endgerät in Netze und Rechenzentren

Der Energiebedarf der Server und Rechenzentren wird auch in Zukunft weiter ansteigen. Bis zum Jahr 2025 erwartet Borderstep einen Anstieg von aktuell zwölf Milliarden kWh auf über 16 Milliarden kWh pro Jahr. Dieser Anstieg entspricht der jährlichen Stromproduktion eines mittleren Kohlekraftwerks. „Die zunehmende Vernetzung und die Nutzung zentraler Dienste führt zu einer Verlagerung des Energiebedarfs vom Endgerät in die Netze und Rechenzentren“, erläutert Dr. Jens Clausen, Senior Researcher des Borderstep Institut.

Cloud-Dienste haben in Deutschland großes Entwicklungspotenzial

Es sei zu erwarten, dass der Trend zu Cloud Rechenzentren in Deutschland durch das Urteil des EU-Gerichtshofes zu Safe Harbor, das die Regelung zum Austausch von Daten zwischen den USA und der EU für ungültig erklärt, noch einmal verstärkt wird, so Hintemann. Bislang gehört Deutschland bei Cloud Diensten allerdings eher noch zu den Entwicklungsländern. Nur knapp 15 Prozent der IT-Fläche in den deutschen Rechenzentren werden aktuell durch Cloud-Dienste genutzt. Bis zum Jahr 2020 wird sich dieser Anteil voraussichtlich auf 35 Prozent mehr als verdoppeln.

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