Wann hat ein Gründer Einhorn-Potenzial?
Die HTW Berlin, Argo Brainworks und der Startup-Verband untersuchten in einer Studie das Profil und die Eigenschaften von Gründern höchstbewerteter Wachstumsunternehmen. Das sind die Ergebnisse.
Die HTW Berlin und Argo Brainworks haben in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutsche Startups die Gründer der Top 100 Unicorn-Startups (Startups mit einer Unternehmensbewertung über einer Milliarde US-Dollar) weltweit umfassend analysiert, um herauszufinden, was einen Unicorn-Gründer ausmacht.
Was macht einen Startup-Gründer zu einem Unicorn-Gründer?
- Bildung: Mehr als 95 Prozent der Unicorn-Gründer verfügen über mindestens einen Hochschulabschluss
- Erfahrung: 80 Prozent aller Unicorn-Gründer waren nach dem Studium zunächst Angestellte in Unternehmen und haben erst danach gegründet
- Seriengründer: Bei mehr als der Hälfte der Gründer ist das Unicorn nicht die erste Gründung
- Erfahrung und Kapital: Für das erfolgreiche einwerben von Kapital spielt besonders der Faktor Erfahrung eine größere Rolle als der Grad der akademischen Bildung.
- Bildung und Unternehmensbewertung: Unicorns, deren Gründer einen Master of Science aufweisen, haben mit durchschnittlich etwa 29 Milliarden US-Dollar den höchsten Unternehmenswert.
- Seriengründer und Kapital: Am meisten Kapital konnten jene Gründer einsammeln, die zuvor in vier Gründungen involviert waren. Seriengründer werden zudem im Schnitt am höchsten bewertet.
Prof. Dr. Julian Kawohl von der HTW Berlin erklärt, wie es zur Studie kam: „Die allseits bekannten Unicorns wie Airbnb, Hello Fresh oder Uber werden als disruptive Angreifer von verschiedenen Branchen gesehen. Wir wollten verstehen, was die Menschen hinter diesen Milliarden-Startups für einen Background haben und wie sie aus der Masse der Gründer herausstechen.“
Was Gründer brauchen: Ausbildung und Erfahrung
Die Erkenntnisse der Studie würden zeigen, dass die These des genialen Erfinders, der für die Gründung sein Studium abbricht, um dann gleich mit seiner ersten Idee Weltruhm zu erlangen, nicht haltbar sei. „Vielmehr zählen eine substanzielle Ausbildung und vor allem Erfahrung zu den Grundvoraussetzungen eines Unicorn-Gründers“, so Kawohl. Sowohl Investoren als auch die zahlreichen etablierten Unternehmen, die in Acceleratoren und Inkubatoren versuchen, potenzialträchtige Startups hochziehen, sollten auf diese Faktoren bei der Auswahl der Gründer achten.
Co-Autor Sascha Grumbach (Argo Brainworks) ergänzt: „Wir sehen täglich eine Vielzahl von Gründern, die schon bei der ersten Gründung fest mit einem Milliarden-Exit rechnen, nur weil auf Ihrem Abschlusszeugnis der Name einer Top-Uni steht.“ Die Erhebung zeige zwar, dass ein Hochschulabschluss positiven Einfluss auf den Gründungserfolg haben kann. Allerdings spielen die Berufserfahrung und auch bisherige Gründungserfahrung eine noch größere Rolle.
Deutschland braucht eine Kultur des Scheiterns
Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Startups e.V., hebt hervor: „Gründerinnen und Gründer sind ein besonderer Schlag Mensch. Meistens extrovertiert, auf jeden Fall nicht risikoscheu, mutig und ausgestattet mit einer großen Portion Ehrgeiz, Fleiß und Leidensfähigkeit.“ Und doch gebe es Unterschiede zwischen „normalen“ Gründern und Unicorn-Gründern. „Das legt zumindst die Studie nahe: Einige Eigenschaften von Unicorn-Gründern sind nicht überraschend und stützen beispielsweise unsere These, dass Scheitern zu einem Unternehmerleben dazugehört.“ Dementsprechend müsse sich in Deutschland „endlich eine Kultur der zweiten Chance etablieren“.
Die komplette Studie gibt es hier zum Download als PDF.