Cap Table erstellen für erfolgreiche Investorengespräche – so geht’s
Cap Tables sind wahrscheinlich den wenigsten ein Begriff. Doch sobald die ersten Investoren beginnen, bei einem Startup an die Tür zu klopfen, ist ein Cap Table eine wichtige Unterlage. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Vorteile ein Cap Table für Investments bringt, und wie ihr ihn richtig erstellt, zeigen wir euch in unserem Beitrag.
Was ist ein Cap Table?
Ein Cap Table – eigentlich „Capitalization Table“ – ist eine tabellarische Aufstellung über die Besitzverhältnisse im Unternehmen. Salopp gesagt also: „Wem gehört was, und wer hat Anspruch worauf“. Für sehr viele Startups scheint das am Anfang ohnehin allzu klar: Wenn es drei Gründer gibt, gehört jedem ein Drittel des Unternehmens, und der Gewinn wird gleichmäßig auf alle drei Teilhaber verteilt.
Wenn ihr bei der Gründung bestimmte Rechtsformen verwendet (Personengesellschaften oder Kommanditgesellschaften), kann es dann manchmal schon schwieriger werden: Hier lässt sich die Gewinnverteilung auch anders regeln.
- Bei einer GmbH kann beispielsweise der Gewinn entsprechend dem eingebrachten Anteil am Stammkapital verteilt werden.
- Bei Kommanditgesellschaften kann man das Haftungsrisiko durch eine geänderte Gewinnverteilung auffangen – auch standardmäßig sehen die Gesellschaftsverträge eine Verteilung „in einem angemessenen Verhältnis“ vor.
Das alles bleibt allerdings in den meisten Fällen dennoch recht überschaubar. Das ändert sich oft dann grundlegend, wenn Investoren dazukommen. Häufig ist das der Fall, wenn ein erfolgreicher „Proof of Concept“ erbracht ist, und das Unternehmen zu laufen beginnt.
In fast allen Fällen gibt es dann neben den Inhabern des Unternehmens noch mehrere Investoren, von denen jeder einen unterschiedlich hohen Anspruch auf Anteile am Gewinn hat. In vielen Fällen werden Investitionen auch in sogenannten „Runden“ durchgeführt – nach der Seed-Finanzierung folgt eine weitere Runde mit mehreren Investoren, danach die nächste Finanzierungsrunde, und so weiter. Um in diesem Gewirr von verschiedenen Ansprüchen dann noch die Übersicht zu behalten, muss ein Cap Table her.
Cap Table: Der Nutzen für Investoren
Investoren sehen sich Unternehmen natürlich genau an, bevor sie investieren. Dazu gehört natürlich auch, dass sie sich Gedanken darüber machen, welchen Gewinn sie aus ihrer Investition ziehen können. Werden Unternehmensgewinne neben den Gründern auch noch an viele prozentual gewinnbeteiligte Investoren verteilt, macht sich ein potenzieller Investor natürlich darüber Gedanken, wie es mit seinem Gewinnanteil aussieht. Dazu spielt der Anteil der Eigenkapitalfinanzierung für viele Investoren eine wichtige Rolle bei der Beurteilung des Unternehmens.
Schon ein bis zwei Investitionsrunden und eine Handvoll Investoren können das Ganze bereits so undurchschaubar machen, dass anhand der bloßen Daten in einer Excel-Tabelle kaum mehr jemand durchblickt. Diese Unklarheit könnte bei Investoren Unsicherheit erzeugen – was am Ende vielleicht sogar dazu führt, dass euch ein potenzieller Investor abspringt, weil er Zweifel bekommt. Mit einem Cap Table könnt ihr solche Unsicherheiten ausräumen und euren Investoren immer ein klares Bild von den Besitzverhältnissen im Unternehmen geben.
Cap Table Inhalte und Format – so sollte euer Cap Table am besten aussehen
Zunächst müsst ihr die Daten natürlich in einer Tabelle zusammentragen:
- Anteilsverteilung am Unternehmen
- Gewinnansprüche
- eingebrachtes Kapital und bereits erfolgte Investitionen (wenn das in eurem Fall relevant ist)
- Wert der Anteile
Diese Daten solltet ihr, wenn ihr sie vollständig zusammen habt, unbedingt GRAFISCH UMSETZEN. Nur so entsteht eine auf den ersten Blick klar erkennbare Zusammenstellung über die Besitzverhältnisse im Unternehmen.
Eine Funktion, die ihr unbedingt implementieren solltet (etwa über Excel) ist eine „Prognosefunktion“ – die Auswirkungen einer Finanzierungsrunde oder mehrerer Investments auf die Besitzverhältnisse sollte mit verschiedenen Szenarien durchgespielt werden können. Das erleichtert euch Verhandlungen mit Investoren in der Praxis enorm.
Ihr könnt dann, wenn sich ein Investor nicht sofort entscheidet, die .csv-Datei auch einfach an den Investor geben – und er kann sich selbst noch Gedanken machen, und dann mit einem eigenen Finanzierungs-Angebot zu euch zurückkommen.
Ein Cap Table Beispiel aus der Praxis
Wir wollen beim oben genannten Beispiel bleiben, und nehmen der Einfachheit halber einmal an, die drei Gründer verteilen die Gewinne zunächst zu gleichen Teilen untereinander.
Als Seed-Finanzierung können die Gründer zwei Business-Angels gewinnen, die sich mit jeweils 100.000 Euro am Unternehmen beteiligen wollen. Den Unternehmenswert wollen wir jetzt einmal auf 1,2 Millionen festsetzen, beide Business-Angels stimmen dieser Schätzung zu. Die Gründer selbst wollen in dieser Finanzierungsrunde nicht noch einmal Geld zuschiessen – sie haben sich durch die Gründung finanziell verausgabt.
Nach einigen Monaten kann noch ein weiterer Investor gewonnen werden, der mit 500.000 Euro zu einem geschätzten Unternehmenswert von 2,5 Millionen Euro einsteigt. Wir wollen das der Einfachheit halber als A-Serie Finanzierung betrachten (die beiden Business-Angels stellten die Seed-Finanzierung dar). Gleichzeitig soll ein sogenannter ESOP (Employee Stock Ownership Plan) von 10 % eingerichtet werden. Das ist eine Rücklage, die zur Finanzierung der Mitarbeitermotivation und zur Rekrutierung noch benötigter Mitarbeiter eingerichtet wird. Kurz darauf wird noch ein neuer Investor gewonnen, der gern mit 2 Millionen Euro einsteigen möchte, als Bedingung für sein Investment aber darauf drängt, den ESOP möglichst noch zu verdoppeln.
Nun wird euch wohl gerade klar, warum man oft recht schnell einen gut funktionierenden Cap Table mit Prognose-Funktion braucht.
Was ist besser: Cap Table selbst erstellen oder fertiges Template nutzen?
Wer mit Excel gut umgehen kann, wird wahrscheinlich keine größeren Probleme haben, den Cap Table in Excel selbst einzurichten. Leichter – und eleganter – geht es mit entsprechenden Tools, die man online nutzen kann. Eines der bekanntesten dafür ist http://captable.io. Die damit erstellten Cap Tables werden auf sicheren Servern gespeichert und Investoren können auch direkt online auf den Cap Table zugreifen, wenn man sie dazu berechtigt.
Für kompliziertere Tables und zahlreiche Prognosemöglichkeiten wahrscheinlich eine gute Lösung. Gut gelöst dabei: potenzielle Investoren sehen auf einer Zeitachse auch alle investitionsrelevanten Ereignisse kurz zusammengefasst. Das sollte sie in ihrer Entscheidung sicherer machen – und euch helfen, mehr Investoren zu finden.
Eine einfache Cap Table als exel Datei findet ihr bei Savannah Fund zum Download. Eine weitere, schickere Variante findet ihr hier.
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