Bürgschaften für Startups und Gründer
Bürgschaften sind ein wichtiges Element der Startup-Finanzierung. Eine der größten Hürden, die viele Gründer überwinden müssen, ist die Finanzierung. Banken und andere Kreditgeber verlangen oft Sicherheiten, um das Risiko eines Kreditausfalls zu minimieren. Hier kommen Bürgschaften ins Spiel, die eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Startups und Gründern in Deutschland spielen.
Ohne Bürgschaft erhalten viele Gründer keine Finanzierung von ihrer Bank. Doch was versteckt sich eigentlich hinter Bürgschaften? Welche Besonderheiten gibt es und worauf sollten Unternehmer unbedingt bei den rechtlichen Details achten?
Was ist eine Bürgschaft?
Eine Bürgschaft ist eine vertragliche Vereinbarung, bei der ein Bürge (in der Regel eine Bürgschaftsbank) sich verpflichtet, für die Schulden eines Dritten (des Kreditnehmers) einzustehen, falls dieser seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Im Kontext von Startups bedeutet dies, dass die Bürgschaftsbank im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens einen Teil oder den gesamten Kreditbetrag an die Bank zurückzahlt.
Faktisch könnt ihr mit einer Bürgschaft die notwendigen finanziellen Mittel sichern, auch wenn ihr noch keine ausreichenden Sicherheiten vorweisen könnt.
Arten von Bürgschaften
Es gibt verschiedene Arten von Bürgschaften, die für Startups und Gründer relevant sein können:
Ausfallbürgschaft
Hierbei übernimmt der Bürge das Risiko, dass der Kreditnehmer ausfällt. Diese Art der Bürgschaft ist besonders bei Banken beliebt, da sie das Risiko für den Kreditgeber minimiert.
Bürgschaft auf erstes Anfordern
Diese Bürgschaftsform ist für den Bürgen riskanter, da er sofort in Anspruch genommen werden kann, ohne dass der Gläubiger zuerst den Hauptschuldner in Anspruch nehmen muss.
Höchstbetragsbürgschaft
Bei dieser Bürgschaft wird ein maximaler Betrag festgelegt, bis zu dem der Bürge haftet. Dies bietet dem Bürgen eine gewisse Sicherheit, da seine Haftung begrenzt ist.
Bürgschaftsversicherung
Alternativ zu einer Bankbürgschaft, die man auch Avalkredit nennt, gibt es auch die Bürgschaftsversicherung. Der Vorteil: Mit der Bürgschaftsversicherung belastet ihr nicht eure Kreditlinie bei eurer Bank. Mehr zur Bürgschaftsversicherung.
Vorteile von Bürgschaften für Startups
Bürgschaften bieten mehrere Vorteile für Startups und Gründer:
Erleichterter Zugang zu Krediten
Banken sind eher bereit, Kredite an Startups zu vergeben, wenn diese durch eine Bürgschaft abgesichert sind. Dies erhöht die Chancen junger Unternehmen, die für Wachstum und Expansion benötigten Finanzmittel zu erhalten.
Flexibilität
Bürgschaften können individuell angepasst werden, um den spezifischen Bedürfnissen des Startups gerecht zu werden.
Vertrauensbildung
Eine Bürgschaft signalisiert Banken und anderen Geschäftspartnern, dass das Startup über eine solide Finanzierung verfügt und das Risiko eines Zahlungsausfalls gering ist. Dies kann das Vertrauen in das Unternehmen stärken und weitere Investitionen anziehen.
Verbesserte Kreditkonditionen
Durch eine Bürgschaft kann das Risiko für die Bank reduziert werden, was zu besseren Kreditkonditionen für das Startup führen kann, wie z.B. niedrigere Zinssätze oder längere Laufzeiten.
Bürgschaftsbanken in Deutschland
In Deutschland gibt es spezielle Bürgschaftsbanken, die sich auf die Unterstützung von Startups und kleinen Unternehmen spezialisiert haben. Diese Banken arbeiten eng mit den Hausbanken der Gründer zusammen und übernehmen einen Teil des Risikos. Hier findet ihr eine Übersicht der Bürgschaften des Bundes und der Länder.
Darüber hinaus gibt es auch spezielle Bürgschaftsprogramme des Bundes, wie z.B. die ERP-Gründerkredit-Universell Bürgschaft.
Zu den bekanntesten Bürgschaftsbanken gehören:
- Bürgschaftsbank Baden-Württemberg
- Bürgschaftsbank Bayern
- Bürgschaftsbank Berlin
- Bürgschaftsbank Hessen
Diese Banken bieten verschiedene Bürgschaftsprogramme an, die auf die Bedürfnisse von Startups und Gründern zugeschnitten sind.
Voraussetzungen für eine Bürgschaft
Um eine Bürgschaft zu erhalten, müssen Gründer bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören:
Tragfähiges Geschäftskonzept – in einem Businessplan
In jedem Falle solltet ihr ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine realistische Finanzplanung vorweisen können. Hier hilft ein detaillierter Businessplan, der die Geschäftsidee, das Marktpotenzial und die Finanzplanung eures Startups darstellt. Wie ihr schnell und vor allem effizient zu einem Businessplan kommt, seht ihr hier in unserer Liste von Businessplan-Tools.
Eigenkapital
In der Regel wird erwartet, dass die Gründer einen Teil des benötigten Kapitals selbst aufbringen. Im Zweifel kann das auch Geld von FFF – Family, Friends and Fools sein. Wie ihr eine gute Finanzierung eures Startups aufstellt und welche Gelder ihr dafür finden könnt, zeigen wir euch hier: Checkliste Finanzplan erstellen | mit PDF zum kostenlosen Download.
Bonitätsprüfung
Die Bürgschaftsbank führt eine Bonitätsprüfung durch, um die Kreditwürdigkeit des Startups zu bewerten. Die 10 wichtigsten Tipps, um eure Bonität zu verbessern, erfahrt ihr hier.
Wie beantragt man eine Bürgschaft?
Der Antrag auf eine Bürgschaft erfolgt in der Regel über die Hausbank des Startups. Diese prüft die Kreditwürdigkeit des Unternehmens und leitet den Antrag an die zuständige Bürgschaftsbank weiter. Die Bürgschaftsbank führt eine eigene Prüfung durch und entscheidet, ob sie eine Bürgschaft übernimmt und in welcher Höhe.
Der Antragsprozess
Der Prozess zur Beantragung einer Bürgschaft umfasst mehrere Schritte:
Schritt 1: Vorbereitung
Erstellt einen umfassenden Businessplans und stellt aller erforderlichen Unterlagen zusammen.
Den Antrag auf eine Bürgschaft stellt ihr bei der Bürgschaftsbank, oft in Zusammenarbeit mit eurer Hausbank.
Schritt 2: Prüfung
Die Bürgschaftsbank prüft euren Antrag und führt eine Bonitätsprüfung durch. Bei positiver Prüfung wird die Bürgschaft gewährt und der Kredit kann ausgezahlt werden.
Risiken und Herausforderungen von Bürgschaften
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Risiken und Herausforderungen, die mit Bürgschaften verbunden sind:
Haftung des Bürgen
Der Bürge haftet für die Schulden des Startups, was im Falle eines Scheiterns zu erheblichen finanziellen Belastungen führen kann.
Komplexe Vertragsbedingungen
Die Bedingungen einer Bürgschaft können komplex sein und solltet ihr sorgfältig prüfen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Im Zweifel solltet ihr euch von einem Fachanwalt beraten lassen.
Kosten einer Bürgschaft
Für die Übernahme einer Bürgschaft erhebt die Bürgschaftsbank eine Gebühr, die in der Regel prozentual zum verbürgten Kreditbetrag berechnet wird. Die Höhe der Gebühr kann je nach Bürgschaftsbank und individuellem Risiko variieren, grundsätzlich könnt ihr zwischen 1,5 -5% der Bürgschaftssumme rechnen.
Alternative Finanzierungsquellen: Prüfen Sie auch alternative Finanzierungsquellen wie
Fazit
Bürgschaften sind ein wertvolles Instrument für Startups und Gründer in Deutschland, um die notwendigen finanziellen Mittel zu sichern und das Wachstum ihres Unternehmens zu fördern. Sie bieten eine Möglichkeit, das Risiko für Kreditgeber zu minimieren und den Zugang zu Krediten zu erleichtern. Allerdings sollten Gründer die damit verbundenen Risiken und Kosten sorgfältig abwägen und sich umfassend informieren, bevor sie eine Bürgschaft eingehen. Im Zweifel lohnt sich auch die Überlegung zu alternativen Finanzierungsquellen wie Crowdfunding, Venture Capital oder die Zusammenarbeit mit einem Business Angel.