10 Mythen der Unternehmensgründung – oder: Wie Sie es nicht machen sollten!
Man muss den Erfolg nur wollen, dann kommt er schon. Pustekuchen: Auf dem Weg dahin gibt es soviele Fallstricke und Abgründe, da ist der Aufstieg eines Viertausenders ein Klacks. Und die größte Gefahr für Ihren Erfolg sind Sie selbst. Was Sie vermeiden können, zeigen wir Ihnen hier…
Man muss den Erfolg nur wollen, dann kommt er schon. Pustekuchen: Auf dem Weg dahin gibt es soviele Fallstricke und Abgründe, da ist der Aufstieg eines Viertausenders ein Klacks. Und die größte Gefahr für Ihren Erfolg sind Sie selbst. Was Sie vermeiden können, zeigen wir Ihnen hier…
Mythos 1: Startkapital unnötig
„Ich habe kein Geld, also brauche ich auch keins.“
„Ich habe schon alle Geschäftsaustattung, den Rest mache ich nach und nach.“
Kaum zu glauben aber einige Gründer sind doch tatsächlich der Meinung, Startkapital braucht man nicht. Aber Vorsicht: Sogar der selbstgestaltete Webshop mit just-in-time Warenbestellung verursacht Kosten. Zum Beispiel die des Servers…Laut Creditreform ist das der Scheiterungsgrund Nr. 1: Mangelnde Liquidität gepaart mit unzureichender Planung. Wer nicht genügend vorausplant lernt oft schmerzhaft schon nach wenigen Wochen, dass es ohne Startkapital nicht geht. Entweder kommen die notwendigen Umsätze doch nicht so, wie geplant oder es wurden schlichtweg Kostenpositionen vergessen.
´Das habe ich nicht gewusst´ ist dann einer der häufigsten Gründeraussprüche; oft auch der letzte als Selbständiger.
Mythos 2: Businessplan ist Zeitverschwendung
„Ein Businessplan ist nur etwas für Großunternehmen! Bei meinem Kleinunternehmen ist das überflüssig! Woher soll ich auch wissen, wie es in zwei oder drei Jahren aussieht?“
Naja, zugegeben, Fachleute rechnen den Zeitaufwand für einen fundierten Businessplan in Wochen, nicht in Tagen. Und große Unternehmen recherchieren und planen auch schon einmal mehrere Jahre bis sie sich entscheiden in einen neuen Geschäftszweig zu investieren. Viele Gründer glauben, sie bräuchten das nicht, da ihr Vorhaben doch so einfach sei. Die Gründe sind verschieden: Von A wie Ahnungslosigkeit bis Z wie Zweifel. Doch Sie sollten weder ahnungslos noch zweifelnd starten. Die Insolvenzstatistik der Creditreform lehrt jedoch: Je komplexer das Vorhaben, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Unternehmen gut vorbereitet und nach 3a noch existiert. Und noch eins: Wer kein konkretes Ziel hat, weiß weder was er dafür tun muss noch wann und ob er es jemals erreichen wird.
Mythos 3: Eine Standortanalyse ist überflüssig
„Da, wo ich wohne, ist der beste Standort für mein Unternehmen!“
„Egal wo, Hauptsache ich muss nicht so viel/keine Miete zahlen.“
Sie wohnen auf dem Land und wollen in Ihrem 1000-Seelen-Dorf neben den beiden bestehenden Friseurgeschäften noch einen mobilen Service aufmachen? Sie wohnen an der Nordseeküste und planen die Eröffnung eines Ski-Verleihs? Sie wollen eine Kinderboutique aufmachen und mieten einen schaufensterlosen Laden im Hinterhof einer Seitenstraße zur Fußgängerzone an? In diesen Fällen ist es klar – kein Gründer bei Verstand würde das tun…Entweder gibt es zuviel Wettbewerb, oder zu wenig Kunden und Bedarf oder der Standort wird einfach nicht wahrgenommen. Und dennoch versuchen sich immer wieder Gründer mit Argumenten wie „Aber ich wohne doch hier und zahle so keine Miete“ oder „Der Laden ist so dicht am Geschehen und soooo günstig“ über die offensichtlichen Standortmängel hinwegzusehen. Das eine eingehenden Analyse sinnvoll ist sieht man selbst, wenn man die Fluktuation von z.B. Cafe´s oder Modeläden in der eigenen Stadt betrachtet. Wenn der eine Laden ständig voll ist und im anderen ständig der Pächter wechselt kann es manchmal nur an der Straßenseite liegen, auf der der Laden steht. Ob ein Standort gut oder schlecht ist hängt von sehr vielen Faktoren ab und ist neben der Ausformulierung der Geschäftsidee und des Marketing ein zentraler Erfolgsbaustein. Investieren Sie Zeit und Gedanken in die Auswahl!
Mythos 4: Der Preis machts
„Ich muss billiger sein als die Konkurrenz, um Kunden zu gewinnen!“
„Kalkulieren brauche ich nicht; ich bleibe einfach unter dem Marktpreis.“
Zugegeben, die wohl reichste Familie Deutschlands wurde durch den Preiskampf im Lebensmitteldiscount erfolgreich. Doch bevor Sie mit Dumpingpreisen den Markt erobern wollen, denken Sie mal genau über Ihr Produkt nach. Ist wirklich der entscheidende Faktor, was es kostet? Apple etwa ist das gegenteilige Produkt: Weil die Marke auf Qualität, Einfachheit, gutes Design und Innovation setzt, kann es erheblich höhere Preise als die Konkurrenz verlangen. Manche Kunden denken: Wenn es nix kostet, dann ist es auch nix!
Mythos 5: Pressenkung bringt Kundenschwemme
„Wenn es nicht läuft, reduziere ich einfach die Preise. Dann werden die Kunden schon kommen!“
Mit Preissenkungen reagieren, wenn die Kunden ausbleiben? Was bei großen Unternehmen so aussieht, sollte für Sie als Gründer keine Option sein. Bei Preissenkungen gelten 2 Regeln: 1. Entweder sind die Rabatte vorher schon einkalkuliert (SSV oder Überhangauslastung) oder 2. es handelt sich um Schadensbegrenzung bei Missmanagement oder Unternehmensfehlern. Das 1. dürfen Sie auch tun. Das 2. ist in keinem Fall ein Mittel zur Unternehmensoptimierung, sondern eher ein Zeichen des beginnenden Endes. Und überlegen Sie genau, wie viele Ihrer Produkte Sie verkaufen müssen, bis Sie endlich Gewinn damit machen. Denn niedrigere Preise bedeuten vor allem, Sie brauchen noch mehr Kunden, als zuerst geplant, um Ihre Ziele erreichen zu können.
Mythos 6: Marketing ist überkandidelt
„1000 Flyer und 100 Visitenkarten reichen als Anfangswerbung; der Rest kommt über Empfehlungen!“
Schnell ein paar Flyer gedruckt, die Visitenkarten über´s Internet bestellt – das reicht schon? Wer nicht wirbt, der stirbt; wusste schon Henry Ford. Warum wirbt CocaCola, obwohl die doch nun wirklich jeder kennt? Die Märkte sind dicht, kaum etwas wird heute noch gefunden, was einen bisher ungestillten Bedarf der Kundschaft deckt. Wer heute etwas erreichen will, braucht Freunde auf Facebook, Google-Ranking-Plätze auf den forderen Plätzen und Aufmerksamkeit. Und sagen Sie nicht, Sie hätten dafür kein Geld. Auch das ist Teil des erforderlichen Startkapitals: die Markterschließung. Nicht immer geht es dabei um große finanzielle Mittel. Eine gute Kampagne, die Sie und Ihr Produkt bekannt macht, kann auch über preiswerte und clevere Ideen, funktionieren. Auch gilt: Machen Sie sich Gedanken und schalten Sie ggf. Experten ein.
Mythos 7: Meine Freunde sind meine ersten Kunden
„Über meine vielen privaten Kontakte werde ich ganz schnell die ersten Kunden erhalten.“
Ihre Freunde meinen es i.d.R. gut mit Ihnen, deswegen bestärken Sie sie in Ihrem Vorhaben und finden Ihre Ideen und Produkte „interessant“. Aber mehr auch nicht! Spätestens, wenn es konkret wird und Geld für Leistung fließen soll, trennt sich die Spreu vom Weizen. Zur Einweihungsparty mit „Sekt und Häppchen fer umme“ sind noch alle da und loben den tollen Laden. Danach kommen und KAUFEN Ihre Freunde, genauso wie alle anderen, nur wenn Sie ein gutes Angebot haben – oder das ein oder andere mal aus Mitleid. Richten Sie von Beginn an Ihr Geschäft auf eine definierte Zielgruppe aus und sprechen Sie diese gezielt an. Nur so wird sich die Nachricht von Ihrem Angebot wirklich und kontinuierlich verbreiten können.
Mythos 8: Der Wettbewerb interessiert mich nicht
„Ich bin auf jeden Fall besser, flexibler und günstiger als der Wettbewerb.“
„Ich habe in dem was ich tue keinen Wettbewerb. Die haben eine ganz andere Zielgruppe.“
Glauben Sie ernsthaft, Sie sind der einzige Anbieter im Markt, der auf die Idee kommt mit gutem Service, günstigen Preisen und flexiblem Angebot Kunden zu gewinnen? Und glauben Sie wirklich, Sie werden der/die Einzige sein, dem/der das auch gelingt? Das wäre sehr naiv.
Ihr Wettbewerb ist schon länger im Markt und hat demzufolge auch schon mehr Erfahrung darin, was geht und was eben nicht. Und er hat Erfahrung darin, was ein flexibles Angebot an Aufwand kostet bzw. wie schwer es ist mit niedrigen Preisen die Kosten zu decken, geschweige einen Gewinn zu erwirtschaften.
Und was noch viel schwerer wiegt; Ihr Wettbewerb wird nicht tatenlos zusehen, wie Sie ihm Kunden wegschnappen; Er wird sich wehren. Es muss nicht so weit kommen, dass man Ihnen die Reifen zersticht oder die Schaufensterscheibe einschlägt. Aber für einen aggressiven Preiskampf ist ein etabliertes Unternehmen i.d.R. besser gewappnet als ein Marktneuling.
Schauen Sie also ganz genau hin, wie und was Ihr Wettbewerb macht und was Sie tatsächlich „besser“ machen, um Kunden langfristig an sich zu binden.
Mythos 9: Endlich ohne Chef
„Endlich kann ich mir meine Zeit frei einteilen“
„Jetzt kann ich mich selbst verwirklichen und keiner sagt mir mehr, was ich tun oder lassen soll.“
Lange haben Sie gelitten unter einem Chef oder einer Chefin, die ständig Druck gemacht hat oder ungerecht war oder Entscheidungen getroffen hat, die keiner mehr nachvollziehen konnte. Nun, da Sie selbständig sind oder werden wollen, ist das vorbei. Kein Stress mehr, nur noch sinnvolle Arbeiten und nach Ihrem persönlichen Rhythmus – denken Sie…
…aber die Realität sieht meist anders aus.
Dem Einen fehlt schlicht der Antrieb, um allein engagiert genug zu arbeiten, damit das Unternehmen wächst und gedeiht. Er hat den Aufwand und Einsatz, der nötig ist ganz einfach deutlich unterschätzt. Wenn dann kein „Chef“ in der Nähe ist und diesen nötigen Einsatz fordert, versiegt die Erfolgsspur des Unternehmens noch ehe Sie sich überhaupt entwickeln konnte.
Anderen wiederum fehlen die zwar ungeliebten aber wichtigen Chef-Merkmale wie Durchsetzungsstärke, Durchhaltevermögen, Unsicherheitstoleranz, Zielorientiertheit und Entscheidungsfreude. Sie scheuen wie ein unsicheres Springpferd vor dem Oxer und drehen beim geringsten Widerstand um.
Sie werden jedoch in Ihrer Selbständigkeit immer wieder auf Hürden treffen, die zunächst unüberwindlich scheinen. Jetzt kommt es darauf an, dass SIE zum CHEF werden und
Mythos 10: Alle brauchen das, was ich anbiete
„Ich habe mal rumgefragt; es sind alle sehr interessiert und würden sofort bei mir bestellen; ich muss nur loslegen.“
Wer kennt das nicht: Einen Dienstleister über dessen Unfreundlichkeit oder mangelnden Service Sie sich schon einmal geärgert haben. Natürlich wüssten Sie sofort, was Sie da „besser“ machen können. Und selbstverständlich kam Ihnen schon des Öfteren eine Dienstleistung überteuert vor oder Sie waren enttäuscht, dass bei dem gegebenen Preis das Angebot nicht individuell genug auf Ihren Bedarf zugeschnitten war. Auch da wüssten Sie sofort, dass Sie das „günstiger“ und „flexibler“ handhaben würden. Aber Achtung: Einzig mit besserem Service können Sie punkten, ohne in die Kostenfalle zu laufen. Oft hat der Wettbewerb einen guten Grund, warum er nicht noch günstiger ist oder sein Angebot nicht noch umfassender ist.
Stellen sie sich darauf ein, dass Kunden recht treu sind, selbst dann, wenn Sie nicht immer zufrieden sind. Da muss schon viel zusammenkommen bis sie den Dienstleister/Anbieter wechseln. Und die Kunden, die wegen 1 Euro weniger zu Ihnen wechseln, wechseln auch wegen dem nächsten Euro zu einem weiteren Anbieter, der glaubt es noch günstiger anbieten zu können/müssen. Hier fragt keiner mehr nach Qualität und Service.