Basics: Das Gründer-1×1 der Liquiditätsplanung

Grundlagen: Liquiditätsplanung. Liquide sein, also zahlungsfähig bleiben, ist ein wesentlicher Teil des Geschäftemachens. Damit das auch langfristig funktioniert, arbeiten Experten mit einer Liquiditätsplanung. Wie die funktioniert, erklärt dieser Fachartikel.

Eine gute Liquiditätsplanung ist die Basis für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Obwohl sie zu den wichtigsten Instrumentarien der Betriebswirtschaft gehört, wird sie jedoch leider oft unterschätzt beziehungsweise von vielen Gründern vernachlässigt.

Liquiditätsplanung kommt von „Liquide = flüssig = zahlungsfähig“

Liquide zu sein bedeutet, über genügend Zahlungsmittel zu verfügen, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und seine fälligen Verbindlichkeiten jederzeit und fristgerecht begleichen zu können. Kurzfristig ist Liquidität sogar noch wichtiger als die Aussicht auf zukünftige Gewinne. Denn wenn Sie heute Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können, droht schnell die Insolvenz. Neben einer geringen Kapitalquote beziehungsweise Überschuldung zählt die mangelnde Liquidität zu den häufigsten Insolvenzursachen von Unternehmen.

Voraussicht: Liquiditätsplanung zeigt finanzielle Stärken und Schwächen

Könnten zum Beispiel unbezahlte Kundenrechnungen Ihre Geschäftstätigkeit gefährden? Fragen dieser Art gilt es mit Hilfe der Liquiditätsplanung auf den Grund zu gehen, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Potenzielle Risikoquellen werden bereits im Vorfeld erkannt und ein „wachsames“ Auge kann auf die entsprechenden Positionen gelegt werden.

Die Liquiditätsplanung stellt die Gesamtheit aller Auszahlungen und Einzahlungen dar. Existenzgründer sollten bei der Erstellung unbedingt großzügig rechnen. Das bedeutet: Haben Sie im Hinterkopf, dass nicht alle Ihre Kunden bereits 14 Tage nach Rechnungsstellung bezahlen werden – gehen Sie hier eher von 30 Tagen aus. Auszahlungen für Miete und Ratenzahlungen für Kredite sollten Sie jedoch so genau wie möglich in der Liquiditätsplanung berücksichtigen und keinesfalls um z.B. einige Tage nach hinten verschieben.

In der Startphase eines Unternehmens ist es ganz normal, dass die Auszahlungen oftmals größer sind als die Einzahlungen. Diese Differenz ergibt eine Über- oder Unterdeckung – ein monatliches Liquiditätssaldo. Bei einer Unterdeckung müssen entsprechend liquide Mittel (u.a. durch einen Kredit) beschaffen werden.

Prognose monatlicher Kontostand: die Liquiditätsvorschau

Um den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich, ein monatliches Update der langfristigen Planungsdaten zu machen. Dabei wird der Kontostand verglichen (Plan-Ist-Vergleich), wenn nötig Zahlungsströme korrigiert werden, etc. Am besten arrangiert man dafür eine monatliche oder wöchentliche Verabredung mit sich selbst (mit Kalendereintrag). So entsteht ein „Kontoauszug der Zukunft“, mit dessen Hilfe Existenzgründer ihre Einzahlungen und Auszahlungen besser einschätzen und planen können. Damit ist klar, welche monatlichen Spielräume es gibt, aber auch Engpässe werden bereits im Vorfeld aufgedeckt und Maßnahmen zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit können rechtzeitig getroffen werden: Dazu gehören u.a.:

  • Anpassung der Finanzierung
  • Maßnahmen zur Umsatzförderung ergreifen
  • Kosten reduzieren

Je nach Monat und Jahreszeit oder Saison, kann die Liquiditätsvorschau variieren. Daher ist Kontinuität hier das A und O – es sollte für den Existenzgründer zum Business dazu gehören.

Tipps für mehr Liquidität

Besonders Existenzgründer sollten streng auf ihre Ausgaben achten – hier steckt meist noch einiges Sparpotenzial:

Tipp 1: Skontomöglichkeiten nutzen

Viele Geschäftspartner räumen bei Zahlung innerhalb eines bestimmten Zahlungszeitraumes (meist zwischen 7 bis 10 Tagen) einen Preisnachlass auf den Rechnungsbetrag ein. Dieser liegt in der Regel zwischen 2 und 4 Prozent.

Tipp 2: Ratenverhandlungen zu laufenden Kreditverträgen überprüfen

Haben Sie ein Darlehen aufgenommen, sind Sie an die Laufzeit und Ratenhöhe gebunden. Sie können sich jedoch mit Ihrer Bank in Verbindung setzen und mögliche Änderungen im Darlehensvertrag erörtern. Vielleicht kann die monatliche Ratenbelastung um einen gewissen Betrag reduziert werden, während sich die Laufzeit verlängert – ihre monatlichen Ausgaben verringern sich dadurch.

Tipp 3: Versicherungen überprüfen

Sie sollten genau prüfen, ob wirklich alle Versicherungen, die Sie abgeschlossen haben, auch notwendig sind. Durch Kündigungen oder Anbietervergleiche lassen sich diese Kosten reduzieren und wirken sich damit positiv auf ihre Liquidität aus.

Tipp 4: Unterhaltungskosten reduzieren

Durch die Anmietung günstiger Lagerräume oder auch Anmietung von größeren Büroräumen, um sich die Lagermiete zu sparen und die Transportkosten zu senken, können Sie Ihre Unterhaltungskosten senken. Dies wirkt sich ebenfalls positiv auf die Liquiditätsplanung aus. Überlegen Sie genau, welche Art von Büro und welche Lage für Ihr Unternehmen sinnvoll sind. Auch Strompreis- sowie Telefonanbietervergleiche können sich lohnen.

Tipp 5: Investoren bzw. Partner finden

Bauen Sie sich ein gut strukturiertes Netzwerk auf, das Ihnen Rückhalt gibt. Sprechen Sie zum Beispiel mit renommierten Unternehmen oder mit der Handelskammer vor Ort, ob die Teilnahme an verschiedenen Aktionen möglich ist, um die Außenwirkung Ihres Unternehmens zu steigern. Oder fragen Sie direkt nach, ob sich andere Firmen eine Unternehmenspartnerschaft vorstellen könnten oder sich sogar an Ihrem Unternehmen beteiligen möchten.

Typische Fehlerquellen bei der Liquiditätsplanung vermeiden

Fehler 1: Kleinbeträge werden gern vergessen

Ihre Liquiditätsplanung sollte ein Abbild der Realität sein. Erfassen Sie daher strikt alle Auszahlungen und Einzahlungen und zwar mit Umsatzsteuer (brutto) und ziehen Sie bei den Finanzierungsraten auch die Tilgungs- und Zinsbeträge hinzu. Machen Sie keine Ausnahmen bei z.B. Kleinbeträgen, sondern listen Sie alles so detailliert wie möglich auf, denn nur so behalten Sie einen exakten Überblick Ihrer Finanzen und können damit entsprechend haushalten.

Fehler 2: Vorsteuer und Umsatzsteuer nicht mitgerechnet

Diese sollten korrekt berechnet werden. D.h. bei z.B. Materialeinsatz, Umsatz und einem Großteil der Betriebskosten muss die Mehrwertsteuer zu den in der Plan-Ertragsrechnung verwendeten Zahlen hinzugerechnet werden – beim Personal wiederum ist dies nicht der Fall.

Und: Umsatzsteuervorauszahlungen erfolgen, je nach Vereinbarung mit dem Finanzamt, im Folgemonat. Daher wird eine Differenz aus dem Mai erst im Monat Juni ausgezahlt.

Fehler 3: Privatentnahmen fallen unter den Tisch

Auszahlungen für die Lebenshaltungskosten wie die private Miete, Krankenversicherung, Verpflegung etc. müssen eingeplant werden. Ebenso die zu erwartende Einkommenssteuer.

Fehler 4: Der Zahlungszeitpunkt zählt

Seien Sie hier so realistisch wie nur möglich und lassen Sie sich nicht dazu verlocken, die eine oder andere fällige Zahlung auf andere Tage zu legen, nur damit Ihre Liquiditätsplanung dann makelloser wird. Es ist sehr wichtig, dass Sie exakt arbeiten, dadurch haben Sie zu jeder Zeit einen realen Überblick über Ihre Finanzen und sind immer auf dem aktuellen Stand der Dinge.

Fehler 5: Kalkulatorische Kosten werden nicht im Liquiditätsplan berücksichtigt

Dabei handelt es sich zum Beispiel um Aufwände, die das Jahresergebnis verändern, aber nicht im selben Jahr gezahlt werden. Beispiel: Die im letzten Jahr gekaufte Maschine, die dieses Jahr nur als Abschreibungsposition im Jahresabschluss Verwendung findet oder auch eine Rückstellung für einen drohenden Verlust.

Fehler 6: Unrealistische Umsatzentwicklung

Die Liquiditätsplanung ist monatlich meist unterschiedlich. Je nachdem, ob ein schwacher oder starker Monat zu erwarten ist, sollten Sie Ihre Planung entsprechend anpassen und dabei vor allem ehrlich zu sich selbst sein. In der Anlaufphase eines Unternehmens sollten Sie daher z.B. eher mit niedrigen Umsätzen rechnen.

Übung macht den Meister

Lassen Sie sich nicht entmutigen und halten Sie durch – eine umfangreiche und gut organisierte Liquiditätsplanung ist anfangs für jeden Gründer etwas aufwendig. Schnell jedoch entwickelt man seine Methoden und wird effizienter. Wer sich von einer guten Software unterstützen lässt, muss maximal ein bis zwei Stunden monatlich dafür einplanen. Wenn dann auch noch die Zahlen stimmen, ist der wichtigste Schritt für eine liquide Unternehmensführung getan und der geübte Umgang mit den eigenen Finanzen wird immer professioneller.

Liquiditätsplanung für den Businessplan

Wie schon erwähnt, ist es in der Startphase eines Unternehmens keine Seltenheit, dass die Auszahlungen größer als die Einzahlungen sind. Eine gute Liquiditätsplanung gibt Ihnen bereits in der Gründungsphase aufschlussreiche Informationen über die zu erwartende Liquidität Ihres Unternehmens.

Im Businessplan ist daher ebenfalls ein Liquiditätsplan integriert. Er stellt Einzahlungen und Auszahlungen gegenüber und gibt Auskünfte darüber, zu welchem Zeitpunkt welche Zahlungsströme erfolgen. Das sich daraus monatlich ergebene Liquiditätssaldo gibt die Differenz zwischen Ein- und Auszahlungen an.

In der Regel wird im Businessplan ein monatlicher Liquiditätsplan für zwei Jahre erstellt – diese Planung sollte etwa zwei Seiten des gesamten Businessplans einnehmen. Diese Planung beruht zunächst einmal jedoch auf Schätzungen. Um die Zahlen so genau wie möglich darstellen zu können, müssen Sie vorab eine ausführliche Recherche betreiben. Im Rahmen dessen sollten Sie Marktentwicklungen beobachten, Wettbewerbs- (mögliche Konkurrenten, deren VK-Preise, monatliche Kundenzahl im Durchschnitt, etc.) und Standortanalysen durchführen, Alleinstellungsmerkmale Ihres Geschäftskonzepts herausarbeiten sowie eine genaue Zielgruppenanalyse durchführen (Einkommen, Interessen, Kaufverhalten, gewünschte Serviceleistungen, Freizeitverhalten, etc.).

Die einzelnen Elemente der Liquiditätsplanung können ganz einfach in einer Exceltabelle erfasst und berechnet werden.

Hilfe bei der Planung

Die wichtigsten Bestandteile der Liquiditätsplanung zeigt diese Checkliste der kfw, die als interaktives pdf zum Download zur Verfügung steht. Dafür einfach aufs unten stehende Bild klicken.

liquiditaetsplanung-checkliste

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Lesen Sie dazu auch unseren Fachartikel „Top 6 Businessplan-Tools zum Erstellen Ihres persönlichen Businessplans“.

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