Selbstständig machen als Funk-Experte: Fachhandel und Onlineshop zu Funk eröffnen
Neben dem Mobilfunk mit Handys gibt es noch eine ganze Reihe anderer Funkdienste. Sie alle benötigen spezielle Gerätschaften und Antennen sowie eine Menge Zubehör. Ihr seid fit in elektronischen Themen und habt Lust, ein Fachgeschäft zu eurem Liebhaberthema zu eröffnen? Wir zeugen euch, was ihr dazu wissen und beachten müsst.
Seit der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert hat sich die Übertragung von Informationen per Funkwellen zu einer völlig unverzichtbaren Technik entwickelt: Handys, WLAN, Radio. Sie würden ohne Funken nicht funktionieren. Dazu kommen noch einige andere Bereiche: Von Behörden über Unternehmen bis hin zu einer ganzen Menge Privatmenschen setzen nach wie vor allein in Deutschland Hunderttausende auf einen Funkdienst zur Kommunikation.
Längst nicht alles davon ist derart „plug and play“, wie man es von Handys kennt. Vielmehr geht es um komplexe Elektronik mit einer riesigen Optionsvielfalt, viel Messarbeit, Justierungen und Einstellungen. Auf den großen Plattformen des Netzes wimmelt es jedoch nur so von Fakes und der Service ist überaus dürftig bis teilweise nicht vorhanden.
Daher ist das Vertrauen in einen Funkexperten mit eigenem Handel (ob stationär oder mit Onlineshop), der sich wirklich noch auskennen und beraten kann, sehr groß und der Bedarf definitiv da.
Übrigens gibt es eine ganze Reihe von Nischen, in denen ihr eine ausgewählte aber doch relevante Zielgruppe ansprechen könnt. Diese Anleitung könnt ihr also auch als Schritt für Schritt in andere Nischen-Selbstständigkeiten verstehen.
Schritt 1 zum Funk-Experten: Wissen | Erfahrung | Vorplanung
Wer sich mit Produkten vom Kilo- bis in den Gigahertzbereich selbstständig machen möchte, sollte wissen, was dazu nötig ist.
Die wichtigsten Funkdienste: kenne deine Zielgruppe
Bezogen auf das elektromagnetische Spektrum ist der für Funk taugliche Wellenlängenbereich limitiert. Daher ist Funkverkehr in allen Ländern stark reglementiert. Das beginnt bereits bei der Einteilung in Personengruppen. Jede davon darf nur in einigen speziell freigegebenen Frequenzbereichen agieren – oftmals zudem nur mit festgelegter Maximalleistung, in bestimmten Betriebsarten und mit konkret freigegebenen Geräten. Wer was darf, das definiert in Deutschland die Bundesnetzagentur.
Insgesamt lassen sich über 50 Funkdienste identifizieren. Was jedoch die Zielgruppen von Funkfachhändlern anbelangt, sind es deutlich weniger:
BOS-Funk – Sei Dienstleister für Behörden
BOS steht für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Darunter fallen in Deutschland zwischen Zoll, Polizei, Feuerwehren und THW sämtliche Stellen, die mit der inneren Gefahrenabwehr zu tun haben. Sie agieren hierzulande ausschließlich im UKW-Bereich und sowohl in analogen als auch digitalen Betriebsmodi.
Betriebsfunk – Unternehmen brauchen dich als Funker
Diese Funkanwendungen sind für alles gedacht, was unternehmerisch tätig ist, sowie Anstalten des öffentlichen Rechts und Sportvereine. Wer hier funken möchte, bekommt auf Antrag eine oder wenige Frequenzen von der Bundesnetzagentur zugeteilt und muss diese fest in die entsprechenden Funkgeräte einprogrammieren lassen. Dafür wird ebenfalls der UKW-Bereich genutzt.
Flug- und Seefunk – Retter mit Funkverbindung
Auf dem Wasser und in der Luft spielt das Thema Sicherheit eine extrem bedeutende Rolle. Je nach Fahrzeug- und Lizenzklasse sind daher Funkgeräte zwingend vorgeschrieben. Sie müssen also vorhanden sein und eingesetzt werden.
Kurzwellenhörer – Erreichbar über KW
Streng genommen sind Kurzwellenhörer zwar keine Funker. Dennoch sind sie ebenfalls eine wichtige Zielgruppe. Das sind Menschen, die mit entsprechenden Geräten das aufgrund seiner Ausbreitungsbedingungen mitunter globale Kurzwellenspektrum (KW bzw. HF) abhören. Dazu nutzen sie beispielsweise Weltempfänger oder sogenannte Funkscanner.
Amateurfunk – Wichtigste Zielgruppe und Bastler
Funkamateure dürften für einen heutigen Funkfachhändler die wichtigste Zielgruppe darstellen. Lasst euch jedoch nicht vom Begriff „Amateur“ irritieren. Dabei handelt es sich um geprüfte und staatlich lizensierte Hobbyfunker, die sehr vieles dürfen, sogar Funkgeräte selbst bauen. Typischerweise gehören Funkamateure aufgrund der hohen Anforderungen für die Prüfungen zu den versiertesten Funkexperten überhaupt. Eine kritische, aber für euch als Händler sehr wichtige Zielgruppe.
Jedermannfunk – Mehr als man glaubt
Alle bisherigen Funkdienste beziehungsweise Nutzerkreise sind an recht strenge Vorbedingungen geknüpft. Beim Jedermannfunk hingegen gibt es typischerweise nur Grenzen hinsichtlich des Frequenz- und Leistungsspektrums. Darüber hinaus darf jeder solche (freigegebenen) Geräte kaufen und mit ihnen senden und empfangen. Ganz primär fallen hierunter die drei besonders wichtigen Anwendungen
- CB-Funk (ca. 27 MHz. HF)
- Freenet-Funk (ca. 149 MHz. VHF)
- PMR-Funk (ca. 446 MHz. UHF)
Hierfür gibt es zwischen kleinen Walkie-Talkies und großen Heimstationen eine enorme Bandbreite von Geräten, dazu Antennen und weiteres Zubehör. Jeder darf damit senden und empfangen – und jede Anwendung überzeugt mit anderen Leistungscharakteristika. Ferner gehören zu den Jedermannfunkanwendungen noch solche Themen wie Babyphones oder Motorradfunkgeräte; sie arbeiten häufig ebenfalls in den drei genannten Frequenzbereichen.
Notwendiges Berufswissen: Funk-Experte mit Hintergrund
Mit Funktechnik handeln darf im Prinzip jeder. Allerdings solltet ihr wissen, dass Funken in Sachen Technik und Recht äußerst komplex und vielfältig ist. Das bedeutet, das klassische Händlerwissen ist hier nur eine Basis. Tatsächlich dürfte es neben dem Funkfachhandel nur wenige andere kaufmännische Unternehmensbereiche geben, in denen ihr so viel zusätzliches Fachwissen benötigt, um wirklich zu einem fähigen und angesehenen Händler zu werden. Lange vor der Gründung solltet ihr euch daher derartiges Fachwissen aneignen. Dabei sind zwei Punkte besonders wichtig.
Die Amateurfunklizenz
Funkamateure sind, wie bereits angeschnitten, im ganzen Thema Funk sehr bewandert. Das liegt nicht zuletzt daran, weil viel Interesse nötig ist, um sich überhaupt in das Thema einzuarbeiten. Zum Erwerb einer der beiden Amateurfunklizenzklassen (aktuell in Deutschland E und A) ist es außerdem notwendig, sich viel Wissen anzueignen – Wissen, das bei den Prüfungen umfassend abgefragt wird.
Schon wer „nur“ ein Amateurfunkzeugnis der Klasse E erwerben möchte, die niedrigere der beiden Klassen, der muss mehrere hundert Fragen beantworten aus den folgenden Bereichen:
- Technik (ca. 380 Fragen)
- Betriebskenntnis (ca. 200 Fragen)
- Vorschriften und Recht (ca. 290 Fragen)
Bei der A-Lizenz umfasst der technische Fragenkatalog sogar 1.060 Fragen. Selbst, wenn ihr lediglich mit Funktechnik handeln wollt, solltet ihr zumindest eine E-Lizenz besitzen. Allein aus dem Grund, weil ihr dabei automatisch sehr viel über Funken im Allgemeinen, die Technik und das Rechtliche lernt.
Somit könnt ihr auch mit besonders versierter Kundschaft, nämlich andere Funkamateure, in Bezug auf die Fachkenntnis mithalten und sie als Händler entsprechend kompetent beraten.
Studium oder Berufsausbildung: In jedem Falle umfassendes Wissen zu Elektronik oder Fernmeldetechnik
Eine Amateurfunklizenz liefert euch immenses Wissen, das auch jenseits des Amateurfunkdiensts äußerst hilfreich und oft allgemeingültig ist. Ein exzellenter Händler sollte allerdings noch mehr wissen als selbst seine am besten informierten Kunden – oder es wenigstens versuchen.
Wenn ihr die Sache wirklich abrunden möchtet, solltet ihr deshalb idealerweise noch weitere Vorbildung haben. Perfekt wäre eine Berufsausbildung oder ein Studium. Schon ein Elektrotechniker bekommt extrem viele Grundlagen vermittelt. Ähnlich sieht es bei Elektronikern für Geräte und Systeme oder Elektronikern für Automatisierungstechnik aus. Im Prinzip ist jede Ausbildung nützlich, in der es in irgendeiner Form um Elektrik und Elektronik im Allgemeinen und um Funk- beziehungsweise Fernmeldetechnik im Besonderen geht.
Ersatzweise könnt ihr neben Berufsausbildung oder Studium thematisch passende Vorlesungen als Gasthörer verfolgen – Hauptsache, ihr könnt das wichtige Detailwissen mitnehmen und den oftmals nötigen Umgang mit (teils sehr komplexen) Formeln erlernen.
Schritt 2 zum Funk-Experten: Portfolio | Businessplan | Geschäftsgrundlagen
Wenn es allein mehr als 50 verschiedene Funkdienste gibt, kann es ziemlich knifflig sein, überhaupt festzulegen, was genau ihr dort als Fachhändler bedienen möchtet. Im Folgenden haben wir euch deshalb eine gute Basis skizziert. Mit diesen Angeboten könnt ihr euren Funk-Fachhandel oder euren Funk-Onlineshop aufziehen:
Das richtige Portfolio für euren Funk-Handel
Die Funkgeräte selbst
Funken ist zwar äußerst vielfältig, aber ohne die entsprechenden Geräte läuft schlichtweg gar nichts. Grundsätzlich unterteilen sich Funkgeräte in verschiedene Kategorien:
- Stationäre Geräte: Sie sind durch Konstruktion, Gewicht und Abmessungen für den typischen ortsfesten Einsatz „auf dem Schreibtisch“ konzipiert – unter Funkern als „Shack“ bezeichnet.
- Mobile Geräte: Ihr Fokus liegt eigentlich zwar beim Kfz-Einbau. Allerdings können sie mit entsprechenden Netzteilen oder Batterien ebenso die Rolle von stationären als auch tragbaren Geräten erfüllen. Diese Gruppe bietet wohl die größte Modellvielfalt.
- Handfunkgeräte bzw. tragbare Funkgeräte: Hierunter fällt alles, was sich, vereinfacht ausgedrückt, mit einer Hand bedienen und im Gehen benutzen lässt. Denkt beispielsweise an Walkie-Talkies.
- Bausätze: Viele Funker wollen nicht nur kommunizieren, sondern sind auch leidenschaftliche Elektronikbastler. Dementsprechend gibt es aus allen Kategorien so manche Stücke als Bausätze.
All diese Geräteklassen haben eigene Vor- und Nachteile. Beispielsweise wird bei Handfunkgeräten die Kompaktheit oft zu Lasten der Leistungsfähigkeit bevorzugt. Allerdings verwischen bei so manchen Geräten die Grenzen zwischen den Klassen.
Derartige Geräte solltet ihr mindestens für die Funkdienste Amateurfunk, Betriebsfunk, CB-Funk, Kurzwellenhörer, Freenet und PMR im Portfolio haben. Ergänzend könntet ihr auf Flug- und Seefunk erweitern, zudem Motorradfunkgeräte. Diese Auswahl deckt die wichtigsten Kundenkreise ab.
Messgeräte – wichtiges Zubehör
Funken und Funkgeräte sind selten direkt einsatzbereit. Nach dem Verbinden mit der Antenne ist es oftmals zumindest nötig, das sogenannte Stehwellenverhältnis einzustellen. Einfach ausgedrückt: Die Antenne muss auf eine exakt zur gewählten Frequenz passende Gesamtlänge abgestimmt werden.
Ferner gibt es hier noch Aspekte wie die Dämpfung von Kabeln und elektrische Widerstände zu beachten – Faktoren, die sich nur durch Messen herausfinden lassen. Insbesondere unter den Funkamateuren und CB-Funkern ist daher das Interesse an entsprechenden Messgeräten sehr hoch.
Derartige Geräte solltet ihr ebenso liefern können. Allerdings müsst ihr dafür nicht wirklich viel aussuchen. Der Markt der Consumer-Geräte ist überschaubar und wird aktuell vornehmlich von günstigen, sogenannten „Nano-VNA“ aus Asien und dem „RigExpert“ aus der Ukraine dominiert.
Antennen und Antennenfüße
Funken übt nicht zuletzt deshalb auf viele einen so großen Reiz aus, weil es einerseits hunderte mögliche Antennenbauarten und -typen gibt und andererseits selbst mit simpelster Technik erstaunliche Leistungen möglich sind.
Dementsprechend sind sehr viele Funker stets darauf aus, ihr Steckenpferd durch Kauf und Bau neuer Antennen zu erweitern. Erneut teilen sich die (fertigen) Antennen in drei Gruppen auf: Stationsantennen, Mobilantennen (für Kfz) und Handfunkgeräteantennen.
Für alle Funkgeräteklassen, die ihr anbietet, solltet ihr ebenso passende Antennen mit ins Portfolio nehmen. Insbesondere bei den Mobilantennen sind zusätzlich noch passende Antennenfüße nötig, um die Strahler am Fahrzeug montieren zu können.
Kabel, Stecker und sonstige Verbindungstechnik
Bei sehr vielen Funkgeräten und Antennen erfolgt die Verbindung über irgendeine Form von Koaxialkabel. Außerdem gibt es in der Szene unterschiedliche Stecker-Standards zwischen PL/UHF, BNC, TNC und SMA.
Zusatzservice: Abgleich- und sonstige Justierarbeiten
Die bislang genannten Produkte stellen sozusagen den Markenkern eines guten Funkhändlers dar. Wenn ihr euch in der Szene jedoch einen Ruf als exzellenter Funkhändler machen möchtet, solltet ihr weiter ins Detail gehen. Denn vor allem bei Funkgeräten gibt es herstellerseitig noch einiges zu optimieren:
- Oftmals ist beispielsweise die Sendeleistung serienmäßig nicht ganz am gesetzlich erlaubten Maximum. Jedoch zählt in der Praxis teilweise noch jedes Milliwatt – wenigstens psychologisch.
- Ebenso lässt sich der sogenannte Frequenzhub teilweise noch stark optimieren, wodurch ein Funkgerät besser klingt.
- Dann gibt es noch Aspekte wie die Frequenzstabilität oder sogenannte Exportmodi, mit denen ein Funkgerät auf erweiterten Frequenzbändern und/oder mit deutlich mehr Leistung agieren kann.
- Außerdem ist es insbesondere bei Betriebsfunkgeräten nötig, den Käufern die für sie freigegebenen Frequenzbereiche einprogrammieren zu können. Oftmals erhalten nur Händler die dafür nötige Software.
Als exzellenter Funkhändler solltet ihr derartige Abgleichs- und Einstellungsarbeiten als (kostenpflichtige) Dienstleistung anbieten. Bei besonders hochwertigen Geräten solltet ihr zudem jedes einzelne Funkgerät vor dem Verkauf an einem solchen Messplatz überprüfen – nicht zuletzt, um Retouren und verärgerte Kunden zu vermeiden.
Businessplan und USP (unique selling point)
Wie für die Gründung jedes Unternehmens solltet ihr einen Businessplan aufstellen, der euch die Grundlage eurer geschäftlichen Aktivitäten schwarz auf weiss formuliert. Den Businessplan braucht ihr selbst, um zielgerichtet ein Unternehmen zu führen, zb Kosten und Einnahmen perspektivisch richtig einzuschätzen.
Er ist aber auch ein wichtiges Papier, mit dem ihr euch bei Finanziers wie eurer Hausbank oder auch für Förderungen wie den Gründungszuschuss als glaubwürdigen Unternehmer darstellt. Das ist in einer solchen Nische wie als Funk-Experte mit eigenem Handel umso wichtiger, denn hier wird es wenige Beispiele geben, die eure Gegenseite kennt und Skepsis in die Erfolgsaussichten wird euch entgegenschlagen. Hier punktet ihr mit einem guten Businessplan, der zeigt, wo die Potenziale und Verdienstmöglichkeiten stecken.
Im Businessplan gilt es, alle wichtigen Fragen rund um eure geplante Firma zu beantworten und somit einen Wegweiser für die nächsten Tage, Wochen, Monate und Jahre zu haben. Zu diesen Fragen gehören zum Beispiel:
- Wie sollen Einnahmen generiert werden?
- Welche Dienstleistungen werden angeboten?
- Wie ist die Firma ausgerichtet – Stichwort „Spezialisierung“?
- Gibt es dafür eine Nische?
- Wo soll der Standort sein?
- Welche ist die Zielgruppe?
- Wie viele Mitarbeiter braucht ihr?
- Wie viel Kapital benötigt ihr?
Keine Sorge – einen Businessplan zu erstellen, ist Arbeit aber ihr könnt es euch ein bisschen einfacher machen und ein Businessplan Tool verwenden. Welches für euch geeignet ist, lest ihr hier: Top Businessplan-Tools zum Erstellen eures eigenen Businessplans
Übrigens gibt es einen spannenden USP, der vor allem im Online-Handel interessant sein könnte: Da heutzutage fast alle Funkgeräte in Asien hergestellt werden, solltet ihr zudem noch über eine weitere Besonderheit nachdenken: Einige dieser Hersteller bleiben stets im Hintergrund. Welche Marke letztlich auf dem Gerät steht, kann daher durch den Käufer bestimmt werden. Bei einigen Herstellern ist es möglich, schon bei Abnahme weniger hundert Geräte die eigene Marke aufdrucken lassen. Damit könnt ihr ein interessantes Alleinstellungsmerkmal generieren.
Wenn ihr mit solchen „eigenen“ Funkgeräten auftreten möchtet, dann ist es wichtig, das Thema generell wie ein Hersteller anzugehen. Das bedeutet, nicht nur das Gerät verkaufen, sondern sich ebenso über den zentralen Aspekt des Verpackungsdesigns Gedanken zu machen. Ein echter Allrounder ist der Klappdeckelkarton, denn er bietet einige Besonderheiten im Unterschied zu anderen Schachtelverpackungen. Das betrifft etwa die Konstruktion der Schachtel, ihre Einsatzgebiete und ihre Gestaltung. In euren Wunschfarben und mit eigenem Logo versehen, macht schon die Verpackung eure Funkgeräte als solche erkennbar.
Schritt 3 zum Funk-Experten mit eigenem Handel: Rechtliche Vorgaben | Praktische Schritte
Besondere Vorgaben müsst ihr in diesem Bereich nicht erfüllen. Allerdings gilt für euch, was auch für jede Form des stationäre Handels gilt. Das solltet ihr beachten:
Gewerbeanmeldung
Ihr müsst den Beginn eures Gewerbes bei der zuständigen Behörde anmelden (Gewerbeanmeldung). Mehr dazu und wie das funktioniert, erfahrt ihr hier Anleitung: Gewerbe anmelden (inklusive Gewerbeanmeldung Formular).
Finanzamt Anmeldung
Vergesst auch nicht die Anmeldung eurer selbstständigen gewerblichen Tätigkeit beim Finanzamt: Gewerbetreibende bekommen von ihrem zuständigen Finanzamt, welches von der Gemeinde nach der Gewerbeanmeldung über die Gründung eures Ladens informiert wurde, einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung (Betriebseröffnungsbogen) zugeschickt.
Pflicht zur Betriebshaftpflichtversicherung
Grundsätzlich musst ihr prüfen, ob euer Gründungsvorhaben eine Haftpflichtversicherung voraussetzt. Ob es eine solche Verpflichtung für euer Vorhaben eine Pflicht besteht, erfahrt ihr in diesem Fachartikel „Die Berufshaftpflicht- und Betriebshaftpflichtversicherung: Was das ist und wer sie braucht„.
Zusätzlich kommen verschiedene Versicherungen auf einen zu. Welche verpflichtend und welche als zusätzliche Ergänzung sinnvoll sind für euren Shop, muss im Einzelfall überprüft werden. Außerdem solltet ihr das unternehmerische Risiko, die betrieblichen und auch eure persönlichen Risiken absichern.
Rechtsform und eure Firma
Grundsätzlich habt ihr zwei verschiedenen Möglichkeiten, ihr könnt eurem Ladengeschäft einen schönen sprechenden Namen geben und die Organisation (also den Betrieb) anders nennen und müsst dann hier je nach Rechtsform die Regeln einhalten. Oder ihr bringt das beides zusammen, dann solltet ihr allerdings eine Rechtsform wählen, in der ihr auch frei in der Benennung eurer Firma seid. Ob GmbH, UG (haftungsbeschränkt), GbR, AG, OHG oder Limited – ihr solltet genau prüfen, welche Rechtsform sich für euer Unternehmen eignet.
Anmeldung eurer Mitarbeiter
Euer Unternehmen benötigt eine Betriebsnummer, die ihr bei der zuständigen Agentur für Arbeit beantragt. Der Sozialversicherungsausweis eurer Mitarbeiter benötigt ihr, um Sozialversicherungsbeiträge eurer Mitarbeiter monatlich an die zuständige(n) Krankenkasse(n) abführen. Das Meldeverfahren für geringfügig Beschäftigte läuft über die Knappschaft Bahn See (KBS).
Laden eröffnen oder nur Onlineshop
Wenn ihr diese Grundlagen allesamt beherzigt, dann müsst ihr euch im Prinzip nur noch überlegen, wie ihr euer Geschäft aufziehen möchtet. Die wenigen wirklichen Funkfachhändler in Deutschland sind fast immer „Mischbetriebe“. Sie sind also sowohl online als auch mit (kleinen) Ladengeschäften vertreten.
Aufgrund der breit verstreuten Zielgruppe, insbesondere beim hobbymäßigen Funken, kann es für euch zunächst genügen, das Business ausschließlich online aufzuziehen, sofern ihr nicht gerade in einer größeren Stadt mit viel Laufkundschaft wohnt. In dem Fall benötigt ihr neben dem Lager für alles nur einen Raum, der euch als Werkstatt für die angesprochenen Abstimmarbeiten dient.
Schritt 4 zum eigenen Funk-Fachhandel: Mit Marketing bekannt werden in der Funker-Szene
Die tatsächliche Herausforderung besteht jedoch in etwas anderem: Zwar gibt es in Deutschland allein einige Hunderttausend hobbymäßige Funker. Diejenigen, die das Thema „ernsthaft“ betreiben, sind jedoch ziemlich eingeschworen. Es geht daher sehr familiär zu, dazu gehört auch eine ziemlich kleine Gruppe von „akzeptierten“ Händlern. Um euch in einer solchen „kniffligen“ Szene zu etablieren, verfangen viele neuzeitliche Marketing-Maßnahmen nicht wirklich. Hier müsst ihr anders vorgehen.
Auffallen mit Sponsorings
Im Zeitalter der Social-Media-Kanäle wirken klassische Internet-Foren meistens recht veraltet. Insbesondere bei den für euch wichtigen Themenkomplexen Amateurfunk, CB-Funk, Freenet und PMR sind Foren nach wie vor ein extrem wichtiger Teil der Gemeinschaft und für viele Funker eine regelmäßige Anlaufstelle.
Zumindest in den größten deutschsprachigen Funk-Foren solltet ihr nicht nur als normale User angemeldet sein, sondern aktiv über ein Sponsoring nachdenken. Das kostet euch zwar Geld. Aber wenn ihr euch als ein geschätztes Mitglied erweist, generieren diese Foren eine lukrative Form von Mundpropaganda.
Fachzeitschriftenwerbung
Hobbymäßiges Funken hatte bis vor der Covid-19 ein ziemliches Überalterungsproblem. Insbesondere die Einschränkungen der Pandemie sorgten jedoch für ein überraschend starkes Wiederaufleben des Themas. Allerdings ist es unübersehbar, wie stark sich Funken nach wie vor auf eher traditionelle Kommunikationskanäle stützt.
Neben den Foren sind das vor allem Fachzeitschriften. Viele von denen treten zwar (auch) online auf. In der Hauptsache sind es jedoch klassisch gedruckte Special-Interest-Magazine. An sie solltet ihr euch ebenfalls wenden, um dort Anzeigen zu schalten. Beispielsweise gehört dazu die „CQ DL“. Das ist das Mitgliedermagazin des größten deutschen Amateurfunk-Dachverbandes DARC.
Außerdem existieren noch einige unabhängige Zeitschriften.
Teilnahme und Unterstützung von Fielddays und ähnlichen Funkaktionen
Für viele Hobbyfunker besteht ein großer Reiz darin, nicht einfach nur unter gegebenen Bedingungen zu kommunizieren, sondern auch immer wieder Grenzen auszuloten und zu überschreiten.
Ein spannender und häufig ausgeübter Teil des Hobbys sind Contests, bei denen es darum geht, innerhalb eines festgelegten Zeitfensters möglichst viele bestätigte Funkkontakte zu haben, sowie Fielddays, eine Mischung zwischen zwangslosen Szenetreffen und Funkübungen.
Ähnlich wie in anderen Szenen, gibt es hier ebenfalls häufig gewisse Verknüpfungen zwischen den Hobbyisten auf der einen Seite und den Branchenvertretern auf der anderen. Für euch ist es beispielsweise eine Möglichkeit, regelmäßig eigene Fielddays abzuhalten, bei solchen als Sponsor aufzutreten oder gegebenenfalls dort mit einem kleinen (Info-)Stand vertreten zu sein.
Außerdem solltet ihr dieses Thema aus Sicht der Nachwuchswerbung betrachten. Erneut haben nur wenige andere Branchen hier so gute Chancen, durch Direktkontakt neue potenzielle Kunden zu begeistern.
Fazit
Nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie hat das Thema (Hobby-)Funken in Deutschland einen gehörigen Boost erfahren – und ist in vielen anderen Bereichen nach wie vor mindestens ebenso bedeutend wie die Nutzung von Handys.
Dieser Bedarf trifft auf einen Markt, der lediglich wenigen echten Fachhändlern bestimmt wird, wenn man die großen Versandhändler ausklammert. Im Gegensatz zu vielen anderen Handelsprodukten haben hier kleine Händler mit viel Expertise noch eine echte Chance gegenüber anonymen Großbetrieben, die die Ware nur verschicken. Dafür müsst ihr allerdings dazu bereit sein, euch tief in die Materie einzuarbeiten und euch eine entsprechende Fachkompetenz anzueignen.