Sicherheitsdienst gründen – selbstständig machen mit einem Sicherheitsservice

Sicherheit als menschliches Grundbedürfnis ist auch ein erfolgsträchtiges Business, wenn es mit Bedacht angegangen wird. Was genau wird für die Gründung eines Sicherheitsdienstes benötigt und welche Aufgaben kommen auf Sicherheitsfachkräfte zu?

Die Sicherheitsbranche boomt. Wer hier gründen möchte, braucht ein paar Rücklagen, kann aber in kurzer Zeit ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Trotzdem sollte eine Gründung nie unterschätzt werden. Die fachliche Eignung bezieht sich nicht nur auf die rechtlichen und sicherheitsrelevanten Themen, sondern durchaus auch auf unternehmerische Kompetenzen und betriebswirtschaftliche Fragen.

Schritt 1 zum selbstständigen Sicherheitsdienst: Perspektiven, Voraussetzungen und Qualifikationen

Die Chancen, sich mit einem Sicherheitsdienst selbstständig zu machen und damit Erfolg zu haben, stehen nicht schlecht. Laut Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (bdsw) wurden 2019 circa die Hälfte der Sicherheitsdienstleistungen im Objektschutzdienst erbracht, 6.100 Sicherheitsdienste und Detekteien gab es in dem Jahr im Bundesgebiet mit über 267.000 Beschäftigten und die größte Kundenbranche ist der Öffentliche Dienst mit einem Anteil von 23,3 %. Ingesamt wurden im Jahr 2019 im Bereich des Bewachungsgewerbes ein Umsatz von 9,14 Mrd. Euro generiert.

Durch die vielen zusätzlichen Einsätze bei Zugangskontrollen in den Corona-Jahren wird sich diese Zahl noch mal deutlich gesteigert haben.

Und auch die Voraussetzungen für Gründer, die einen Sicherheitsdienst aufbauen wollen, sind gar nicht so hoch. Um starten zu können, ist eine Gewerbeerlaubnis nötig. Diese wird nach Prüfung der fachlichen und persönlichen Eignung erteilt.

Fachliche Eignung für Sicherheitsdienst-Gründer

Das wichtigste ist die fachliche Qualifikation, deren Mindestanforderung die Sachkundeprüfung nach §34 a der Gewerbeordnung ist. Dieser Prüfung gehen in der Regel kurze Vorbereitungskurse voraus, es ist aber auch möglich, diese Prüfung komplett ohne Seminar abzulegen. Inhaltlich ist diese Prüfung nicht zu unterschätzen. Mit dem erfolgreichen Bestehen der Sachkundeprüfung ist die fachliche Eignung nachgewiesen. Diese bezieht sich jedoch vor allem auf rechtliche Themen rund um den Umgang mit Menschen, Daten und Sicherheitsthemen. Um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen und zu führen, sind weitere Kenntnisse gefragt. Mehr dazu in Punkt 2 zu den rechtlichen Voraussetzungen.

Persönliche Eignung für Sicherheitsdienst-Gründer

Um für die Prüfung zugelassen zu werden, überprüft die IHK, wo diese Prüfungen abgelegt werden, die persönliche Eignung. Diese liegt vor, wenn es keine Einträge ins Führungszeugnis gibt und die Kammer den Antragsteller für persönlich geeignet hält.

Unternehmensführung – das braucht es

Ein Unternehmen zum Erfolg zu führen, erfordert viele Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen. Der Geschäftsführer verantwortet im Endeffekt alles und sollte daher betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse haben, auch wenn er externe Dienstleister mit bestimmten Aufgaben betraut. Die wichtigsten Aufgaben eines jungen Unternehmens liegen in folgenden Abteilungen:

  • Vertrieb bzw. Kundenakquise
  • Buchhaltung/ Rechnungswesen
  • Personalwesen
  • Marketing
  • Kommunikation intern und extern

Gründer sollten entweder Berufs- oder gar Studienabschlüsse nachweisen können und sich nicht einzig auf die Sachkundeprüfung verlassen. Diese können sogar idealerweise in einem Wirtschaftsberuf erworben sein, weil die Führung des Unternehmens im wirtschaftlichen Bereich für den Erfolg und ein langes Bestehen des Unternehmens wesentlich ist. Gute Voraussetzungen haben aber auch Polizisten oder Justizfachangestellte, die das branchenspezifische Knowhow mitbringen und sich dann betriebswirtschaftlich weiterbilden.

Übrigens: Auch Gründer können sich berufsbegleitend weiterbilden und die fehlenden Skills erwerben, wenn das Unternehmen schon gegründet ist. So ist es durchaus denkbar, dass beispielsweise ein Betriebswirt die Sachkundeprüfung ablegt und im Anschluss Weiterbildungen im Sicherheitsbereich absolviert.

Qualifikation entscheidet über den Erfolg

Die Qualifikationen des Geschäftsführers und auch der Mitarbeiter entscheiden über den Erfolg des Unternehmens. Die Aufgaben im Sicherheitsgewerbe sind sehr vielfältig und je verantwortungsvoller sie sind, desto besser sind die Chancen auf hohe Umsätze. Leitung oder Mitarbeiter des Unternehmens sollten daher in der Lage sein, auch Sicherheitskonzepte ausarbeiten zu können, über ein großes Netzwerk an Dienstleistern verfügen, die die Umsetzung der Konzepte ermöglicht. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, Hilfsorganisationen, Behörden, Veranstaltern und Kommunen erfordert gut qualifiziertes Personal.

Irrtümer die fatal sein können

Der Gedanke an muskelöse Türsteher vermittelt zwar den Eindruck, Beschützern gegenüber zu stehen. Doch körperlicher Einsatz soll möglichst vermieden werden. Daher sind kommunikative Fähigkeiten, deeskalierendes Verhalten etc. wichtiger als Fitness. Die Aufgaben von Sicherheitsdiensten sind auch sehr vielfältig, so dass Sportlichkeit allein kein Einstellungskriterium ist.
Die Führung eines Unternehmens bedeutet Bürokratie. Gerade Sicherheitsunternehmen unterliegen bestimmten Kontrollen und stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Imageschädigende Schlagzeilen können Aufträge kosten. Ordnungsgemäße Abrechnungen, gut sortierte Belege und regelmäßige Zahlungen von Lohnkosten, Steuern und Verbindlichkeiten sind wichtig. Wer Bürokratie scheut, sollte sich um externe Dienstleister kümmern.

Passen alle Voraussetzungen, seht der Gründung eines Sicherheitsdienstes nichts mehr im Wege.

Schritt 2 zum selbstständigen Sicherheitsdienst: Rechtliche Voraussetzungen

Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um ein Sicherheitsunternehmen gründen zu können, ist der Sachkundenachweis.

Sachkundenachweis und Unterrichtung

Den Sachkundenachweis müsst ihr durch eine Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) erbringen. Für die Prüfung kann sich jeder anmelden, Bildungsabschluss, Vorkenntnisse oder der Besuch eines Vorbereitungskurses sind keine Voraussetzung.

Die Prüfung selbst besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil und ihr müsst dabei ausreichende Kenntnisse in folgenden Sachgebieten nachweisen:

  • Gesetz über Ordnungswidrigkeiten
  • Gewerberecht
  • Datenschutz
  • Zivilrecht
  • Strafgesetzbuch und Strafprozessordnung
  • Unfallverhütungsvorschriften, insbesondere für Wach- und Sicherungsdienste,
    Sozialtechniken (interkulturelle Kompetenz, Diversität, Deeskalation)
  • Grundzüge der Sicherheitstechnik

Ihr könnt die Prüfung solange wiederholen, bis ihr sie bestanden habt. Und die Prüfungsgebühr beträgt etwa 150 Euro.

Befreiung von der Sachkundeprüfung

Einige Personenkreise können sich von der Sachkundeprüfung befreien lassen, das betrifft vor allem solche mit Abschlüssen wenigstens im mittleren Polizeidienst, dem Bundesgrenzschutz oder dem Justizvollzugsdienst, außerdem ehemalige Feldjäger der Bundeswehr, Personen mit einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit und Personen mit den Weiterbildungsabschlüssen „Geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft“ oder „Meister für Schutz und Sicherheit“.

Sachkundeunterrichtung von Mitarbeitern

Die Sachkundeunterrichtung ist für eure Mitarbeiter:innen, die ihr mit der Durchführung von Bewachungsaufgaben betrauen wollt, vorgeschrieben. Sie umfasst mindestens ein 40-stündiges Unterrichtungsverfahren und kostet etwa 400 Euro.

Gewerbeerlaubnis – das braucht es

Zudem müssen für die Erteilung der Gewerbeerlaubnis Dokumente vorgelegt werden, die beweisen, dass die Erlaubnis erteilt werden kann. Hierzu gehören:

  • Personalausweis und Polizeiliches Führungszeugnis
  • Nachweis einer Haftpflichtversicherung
  • Gewerbezentralregisterauskunft
  • Unbedenklichkeitsbescheinigungen von Finanzamt und Krankenkasse
  • Zertifikat über bestandene Sachkundeprüfung oder Berufsabschluss der von der Sachkundeprüfung befreit (z.B. Polizist)
  • Nachweis von finanziellen Mitteln

Mehr dazu hier: Die Gewerbeanmeldung: Wer muss überhaupt ein Gewerbe anmelden, wo meldet man ein Gewerbe an, welche Voraussetzungen sind nötig? Welche Unterlagen muss ich mitnehmen – und was ist der Gewerbeschein? Gründerküche erklärt die Gewerbeanmeldung Schritt für Schritt

Versicherungen für Sicherheitsunternehmen

Als Gründer eines Sicherheitsunternehmen braucht ihr auf jeden Fall eine Haftpflichtversicherung, sie ist nach § 6 Bewachungsverordnung (BewachV) vorgschrieben. Die Mindesthöhe der Versicherungssumme beträgt gemäß § 6 Abs. 2 BewachV je Schadenereignis eine Million Euro für Personenschäden, für Sachschäden 250.000 Euro, für das Abhandenkommen bewachter Sachen 15.000 Euro und für reine Vermögensschäden 12.500 Euro.

Neben der Haftpflichtversicherung, gibt es noch diverse andere Versicherungen die für Gründer sinnvoll sind. Hier haben wir eine Übersicht für euch: 10 Versicherungen, die Gründer und Startups 2022 brauchen

Außerdem müsst ihr euch bei einer Berufsgenossenschaft (BG) anmelden, sie fungiert als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, in der Regel ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) zuständig.

Technik und Ausstattung

Mitarbeiter müssen eingekleidet und mit bestimmten technischen Geräten ausgestattet werden. Je nach Auftrag gehören hierzu Ticketlesegeräte, Personenscanner oder sogar Waffen. Die Kleidung kann vom simplen T-Shirt bis hin zur schusssicheren Weste reichen.

Bewerber bringen zwar oft die Bereitschaft mit, ihre privaten Fahrzeuge für Dienstwege zu nutzen, doch professioneller ist es, wenn Firmenfahrzeuge bereitstehen. Letztendlich ist es auch für die Haftung von Bedeutung, wenn Schäden entstehen, weil beispielsweise Vorschriften missachtet werden. Der Bedarf an digitaler Technik und Ausstattung des Personals erklärt, warum auch die finanzielle Lage des Gründers vor der Erlaubnis gecheckt wird.

Schritt 3 zur eigenen Sicherheitsfirma: Kosten | Businessplan | Finanzierung

Die Gründung einer Sicherheitsfirma geht auch ohne große Investitionskosten, die meiste Arbeit erfolgt von einem Schreibtisch, ihr benötigt etwas Büroausstattung wie PC oder Laptop, ein Telefon, Schreibutensilien und Drucker.

Kosten der Gründung einer Sicherheitsfirma

Auch wenn ihr schon mit recht wenig Kapital gründen könnt.. einige typische Kostenpunkte solltet ihr aber berücksichtigen:

  • Gründungskosten (Anmeldegebühren, juristische Beratung, evt. Notarkosten)
  • Anschaffungskosten für Büroausstattung
  • Anschaffung Verwaltungssoftware
  • Werbekosten (etwa Erstellung Webseite, Visitenkarten, Flyer)
  • Laufende Betriebskosten wie Büromiete
  • Personalkosten
  • Umfangreiche Versicherungen
  • Kapital zur Sicherung des Lebensunterhalts

Gut vorbereitet mit dem Businessplan

Wer erfolgreich gründen will, sollte mit Plan vorgehen. Wie ihr einen Businessplan aufstellt, welche Tools es dafür gibt und worauf ihr achten müsst, haben wir hier für euch zusammengefasst: So schreibt ihr einen Businessplan: Aufbau, Struktur, Inhalte.

USP: Euer Alleinstellungsmerkmal im Markt

Ein wichtiger Punkt in eurem Businessplan ist die Positionierung eures Unternehmens. Das beinhaltet euer Leistungsspektrum und womit ihr euch von der Konkurrenz abheben wollt. Dafür solltet ihr diese auch kennen – und euch ein Bild machen in einer Markt- und Konkurrenzanalyse.

Finanzierung: Fördermittel für eure Gründung

Auch wenn ihr kein hohes Budget für den Start benötigt … prüft trotzdem, ob es nicht die Möglichkeit von Fördermittel wie Gründungszuschüsse oder Gründerkredite für euch infrage kommen. Denn mit ein bisschen Kapital in der Rückhand könnt ihr euch auch den ein oder anderen Bonus beim Start leisten. Und ihr habt etwas mehr Zeit, um eure Wunschkunden zu akquirieren.

Schritt 4: Selbstständig machen mit Sicherheitsdienst – Kundenaquise und Spezialisierungen

Kundenaquise nicht unterschätzen

Die Sicherheitsbranche boomt. Davon abzuleiten, dass sich Kunden leicht finden lassen, ist ebenfalls ein fataler Irrtum. Im Gegenteil, namhafte Unternehmen oder regional bekannte Veranstalter haben in der Regel ihre Stammkunden. Statt Konkurrenzdenken ist es also besser, sich auf Kooperationen einzulassen. Kunden über die Preispolitik gewinnen zu wollen, kann das Unternehmen ruinieren, bevor es sich richtig auf dem Markt manifestiert hat.

Spezialisierungen: Personenschützer & Großveranstaltungen

Verlockend finden Gründer vor allem die besonderen Aufgaben. Dabei gehen diese oft mit besonders familienunfreundlichen Arbeitszeiten einher. Die Ansicht, im Dienst gratis dem Konzert des Idols beiwohnen zu können, revidieren viele recht schnell. Trotzdem locken besondere Aufgaben, wie der Personenschutz prominenter Personen oder Transporte von wertvollen Gütern (Geld, Edelmetalle) die Unternehmer mehr, als die Ticketkontrolle bei Messen oder Sportveranstaltungen.
Die Arbeitszeiten für Sicherheitsfachkräfte ist vor allem für Familien schwierig. Die Einsätze sind oft abends, an Wochenenden oder auch auswärts und mit Reisetätigkeiten verbunden. Zwar steht Deeskalation an erster Stelle, trotzdem kann es auch gefährliche Situationen geben, die mit Verletzungsgefahren einhergehen können.

Wer für die Betreuung von Großveranstaltungen gebucht wird, kann zu Recht behaupten, es geschafft zu haben. Die besondere Verantwortung kann sich aber auch ins Gegenteil umkehren, wenn schlecht kalkuliert wurde und das Unternehmen draufzahlen muss oder im Schadensfall der Ruf des Unternehmens in der Öffentlichkeit in Frage gestellt wird.

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