Gründerstory Gusswerk: Schürzen mit System
Wer hätte das gedacht: Man kann sogar mit Schürzen ein spannendes Startup aufbauen. Die beiden Berliner Mädels haben sich die verstaubte Schürze vorgenommen und dringend benötigte und zeitgemäße Produkte erschaffen. Wie und mit welchem Erfolg, das lest ihr hier…
Name: Gusswerk Startup aus: Berlin Gegründet: 2014 Webseite: guss-werk.com/
Das ist Gusswerk:
Schürzen mit System.
Der Pitch
Der Nischenmarkt „Schürze“ war vor einigen Jahren von billigen, aus Asien importierten Schürzen, meist aus dünnen Materialien bestimmt. Es gab kaum hochwertige Produkte. Die Produkte, die es gab, waren mit festgenieteten Lederaccessoires ausgestattet, die beim Waschen schnell kaputt gingen.
GUSSWERK hat es sich zur Mission gemacht, das Billigprodukt „Schürze“ neu, hochwertig und nachhaltig zu denken. Die Lösung sind Schürzen mit einem abnehmbaren Gurtsystem. Die Gurte sind aus Leder oder Textil und die dazugehörigen Fronten aus robusten Materialien. Das Produkt wird zu großen Teilen in Deutschland gefertigt. Alle Komponenten sind innerhalb der EU gesourct. Die Schürzen werden zusammen mit Profis der jeweiligen Berufsgruppen entwickelt und getestet. So entstehen Produkte, die perfekt durchdacht sind und den Ansprüchen der unterschiedlichen Berufsgruppen gerecht werden. Die Gurte der Schürzen sind über ein Druckknopfsystem abnehmbar. Sie werden vor der Wäsche unkompliziert abgeknöpft und somit nicht mit gewaschen.
Das ist unsere Zielgruppe und das ist unser Markt …
Unsere Zielgruppe unterscheidet sich in Gewerbekunden (B2B) und Einzelkunden (B2C). Die Gewerbekunden haben ab einer Bestellmenge von 10 textilen Fronten die Möglichkeit, ihre Schürzen aus einem Baukasten von Material und Ausstattung selber zusammenzustellen. Stichwort: Individualisierbarkeit. Zudem beraten wir intensiv, wenn der Kunde das wünscht. Logostickereien bieten wir ebenfalls an. Unser größter Markt ist momentan der Gastronomiebereich. Hier werden ja quasi überall Schürzen getragen – in der Küche, im Service, an der Bar und der Kaffeemaschine. Aber wir bauen gerade auch den Bereich Handwerk aus. Aufgrund der großen Nachfrage von Einzelkunden haben wir uns zudem entschieden, einen Onlineshop aufzubauen – hier bieten wir eine kleine Auswahl an Schürzen an, die mit Profis entwickelt wurden und für Hobbyköche, Gärtner und Handwerker interessant sind.
Das sind unsere Konkurrenten, das sind unsere USPs …
Die Konkurrenz ist gewachsen. Zu Beginn waren wir, zumindest in Deutschland, allein. Aber es haben sich schon einige Nachahmer gefunden. Teils leider mit recht dreisten „Recherchemethoden“. Was wir besser machen? Neben dem ausgeklügelten Gurtsystem gehen wir individuell auf unsere Gewerbekunden ein, das heißt der Kunde kann ab einer Stückzahl von 10 Schürzen Material- und Ausstattungswünsche äußern. Zudem beraten wir intensiv und sind auch nach der Auslieferung noch verfügbar, falls es mal zu Problemen kommen sollte.
So kam uns die Idee …
Als Schnitttechnikerin sowie Maßschneiderin und Bekleidungstechnikerin bewegen wir uns beide beruflich schon lange in der Welt der Bekleidung. Vor unserer Gründung von GUSSWERK hatte Anke bereits eine Firma mit dem Schwerpunkt auf zeitgemäße Arbeitsuniformen. Aus einer ersten Zusammenarbeit ihres Unternehmens mit Tim Mälzers Bullerei ging das Urmodell der GUSSWERK-Schürze, eine Vorbinderschürze mit abnehmbarem Gurt, hervor. Wir beide haben uns schließlich über ein Netzwerk von Frauen kennengelernt, die in der Textil- und Modebranche aktiv waren, und haben eine Zeit lang gemeinsam für verschiedene Modelabels gearbeitet.
Und so wurde aus der Idee ein echtes Unternehmen …
Irgendwann begann der Gedanke an eine gemeinsame Firma zu wachsen. Wir hatten eine Idee im Gepäck, von welcher wir schon wussten, dass sie funktioniert, denn die erste Version der Schürze war ja bereits entwickelt und verkauft worden. Wir passten gut zusammen, hatten ähnliche Wertvorstellungen, mochten und ergänzten uns gut. Die eine konnte, was die andere weniger gut konnte oder kannte und umgekehrt. Und wir waren beide begeistert von der Idee, etwas zu entwickeln, das keinem Trend unterliegt, sondern für das es einen echten Bedarf gibt. Und bei dem Funktionalität und Design gleichermaßen wichtig sind.
Das steckt hinter unserem Namen …
GUSSWERK ist für uns eine Metapher. Ein Freund fragte eines Tages in Bezug auf unsere Geschäftsidee: „Was für Schürzen wollt Ihr denn eigentlich machen? Wie sollen sie aussehen? Was ist der Kern der Idee und des Designs?“
Nach vielen wörtlich beschreibenden Versuchen suchten wir nach Bildern, welche unserem Produkt entsprechen oder ähneln sollten – hinsichtlich Herstellung und Look und Philosophie. Eine Verbindung von Dauerhaftigkeit, Handwerk, Manufaktur, Serie und Einzelstück. Und eindeutig und klar sollte es sein. Hochwertige Rohstoffe und hochwertige Verarbeitung – in einem überschaubaren Rahmen. Nach kurzer Zeit kam uns immer wieder EIN Bild in den Sinn: Ein alter gusseiserner Topf. Ein Stück zwischen Handwerk und Industrialisierung. Mit Hilfe von Maschinen aber quasi noch per Hand gegossen. Robust, langlebig, ohne Schnörkel – etwas eigen. Ja, irgendwie sollten uns Schürzen aussehen wie der alte Gusseisentopf! Gusseisentopf wollen wir uns dann aber nicht nennen und so kam es zum GUSSWERK.
Stichwort Lean Startup: So haben wir unsere Idee vorab getestet …
Das Urmodell der GUSSWERK-Vorbinderschürze war im Prinzip schon über Ankes erste Firma „Juniform“ getestet worden. Im Vorfeld der Gründung haben wir natürlich entsprechend recherchiert und gemerkt, dass es gar nichts Vergleichbares auf dem Markt gibt, das heißt hochwertige Schürzen, die mit Leder verarbeitet und dennoch gut waschbar und langlebig sind. Die Schürze an sich bietet ja einen ganzen Kosmos.
Es gibt so viele unterschiedliche Berufe, die im Alltag Schürzen tragen. Aber fast immer nur die gleichen, einfachen Modelle. Das war und ist für uns natürlich eine Fundgrube. Wir entwickeln unsere Schürzen immer zusammen mit Experten der jeweiligen Berufsgruppe. Und jeder Beruf hat seine eigenen, kleinen Besonderheiten in puncto Arbeitsschürze. Alle Modelle werden ausführlich getestet, korrigiert, wieder getestet, bevor sie am Ende von uns ins Portfolio aufgenommen werden.
So haben wir uns finanziert …
Wir haben uns von Anfang an selber finanziert, das heißt zu Beginn hat jeder von uns einen sehr kleinen Betrag auf das Geschäftskonto überwiesen und davon haben wir die ersten Stoffe gekauft. Wir hatten direkt zu Beginn ein paar große Aufträge und haben die Fixkosten extrem niedrig gehalten. Die ersten 1,5 Jahre haben wir von zu Hause aus gearbeitet und uns immer noch nebenbei Geld dazu verdient. Mittlerweile haben wir eine schöne Werkstatt und konnten die Nebenjobs an den Nagel hängen. Aber natürlich kommt irgendwann die Frage, in welcher Form wir weiter wachsen möchten und wie das finanziert werden soll. Das ist aktuell ein Thema, über das wir sprechen.
Namhafte Investoren…
Weder noch, das heißt wir haben auch keine Erfahrungen damit.
Das sind unsere bisher erreichten Meilensteine …
In diesem Jahr haben wir die ersten Minijobs geschaffen und unseren ersten Praktikanten eingestellt. Momentan überlegen wir, ob wir auch eine erste feste Vollzeitstelle schaffen. Wir machen momentan noch fast alles selber und bräuchten eigentlich Unterstützung im Office-Management, damit wir alle an den neuen Ideen arbeiten können. Die größten Erfolge in diesem Jahr war unter anderem der Launch unseres Onlineshops. Wir haben das sehr lange vorgehabt und nun endlich geschafft. Es fühlt sich auch immer besonders toll an, wenn uns Kunden begeisterte Rückmeldung geben. Manche schicken uns Fotos ihres Teams und bedanken sich herzlich – das ist wirklich immer besonders schön!
Das ist unsere Vision… und das die nächsten wichtigen Meilensteine …
Wir möchten gerne unser B2C-Business etwas ausbauen. Bisher haben wir den Fokus sehr stark auf B2B gelegt. Das ist momentan unsere Cashcow und soll auch unbedingt weiter wachsen. Aber im B2C-Bereich sehen wir auch einen starken Markt. Daher möchten wir an dieser Stelle etwas mehr Kraft entwickeln.
Außerdem möchten wir ein paar Produkte, die schon etwas länger in der Entwicklung sind, finalisieren. Wir können noch nichts Konkretes verraten. Aber vielleicht schon mal so viel: Wir können noch mehr als Schürzen.
Von allen unseren Marketing- & PR-Maßnahmen, war am effektivsten …
Bisher haben wir noch keine wirklichen PR-Maßnahmen durchgeführt – von einem recht schmal gepflegten Facebook und Instagram-Account abgesehen. Wir fangen gerade erst damit an, daher liegt uns hier noch kein Erfahrungswert vor. Unser wichtigstes Marketingtool sind die Kunden, die uns weiterempfehlen. So lief das in der Vergangenheit und wir hoffen, dass das auch so bleibt. Zufriedene Kunden sind die beste Werbung.
Diese Fehler würdet wir beim nächsten Mal vermeiden …
Die Frage ist: Was heißt Fehler? Bisher haben wir eigentlich keine großen Dinge zu bereuen. Es gibt Sachen, die würde man mit dem Wissen, welches man jetzt hat, vielleicht anders angehen. Aber es ist ja müßig, darüber nachzudenken, was man machen würde, wenn man noch mal entscheiden könnte. Grundsätzlich gilt für uns aber, dass wir bei der Zusammenarbeit mit Kunden gerne auf unseren Bauch hören. Wenn der zu Beginn der Zusammenarbeit zu laut brummt, sollte man auch mal einen Auftrag ablehnen. Unsere Erfahrung ist, dass das meist Geld und Nerven schont.
Apps & Tools, die wir regelmässig nutzen …
Da sind wir ganz oldschool. Außer einer Meditationsapp, die wir manchmal benutzen, haben wir keine besonderen Tools oder Apps im Einsatz.
Eure Buchtipps für Gründer …
Auch hier sind wir eher schmal unterwegs und haben eigentlich keine besonderen Empfehlungen. Wir lesen privat unter anderem die „Brand eins“ und folgen in den sozialen Medien natürlich Unternehmen und Personen, die für unser Business relevant sind. Aber das sind keine allgemeinen Empfehlungen.
Überblick Unternehmensdaten Gusswerk
Name: | Anke Dezius & Katrin Degen GbR |
Logo: | |
Gründungsdatum: | 2014 |
Gesellschaftsform (heute/angestrebt): | GbR |
Gründer: | Katrin Degen & Anke Dezius |
Hier findet ihr uns: | Charlottenburgerstr. 87 * 13086 Berlin |
Website: | guss-werk.com/ |
Social Media: |