Gründerstory micardo & CarCutter: Grazer KI-Foto-App für Autohändler

Mit micardo haben sich drei Jungs aus Graz mit den großen Autohändler-Börsen angelegt – ohne grossen Erfolg. Mit ihrem neuen Produkt CarCutter sind sie durchgestartet.

Name: micardo Startup aus: Graz/Österreich Gegründet: 2016 Webseite: www.car-cutter.com

Das ist Carcutter

„It’s images that sell on the Internet, not Products.“ Wir haben eine KI-Foto-App entwickelt, die störende Hintergrund-Objekte auf Fahrzeug-Bildern vollautomatisch entfernt und das Fahrzeug in einen virtuellen „3D-Schauraum“ stellt. Dadurch wird für jeden Händler das sofortige Online-Verkaufen möglich, und Fotografen werden weitestgehend ersetzt (disruptiv).

Der Pitch

Ein Händler will standardisierte und schöne Fotos und hat aber keine Ahnung, wie das geht. Er ist ja auch kein Fotograf! Also bucht er teure Fotografen, die maximal zweimal die Woche vorbei kommen, die Fotos dann nachbearbeiten und irgendwann online stellen (mit oder ohne Freistellung in Fernost). In dieser Zeit verbrennt das Auto doppelt Geld: Der Standplatz ist besetzt und es kommen keine potentiellen Interessenten über die Online-Börsen.

Mit unserer angeleiteten KI-Foto-App kann der Händler sofort selbst Fotos schießen, spart sich die Warterei auf den Fotografen und erhält durch unsere vollautomatische KI-Freistellung auch noch professionelle und standardisierte Bilder. Die Bilder werden sofort online gestellt, der Standplatz wird nur so lange belastet wie nötig und es kommen sofort Interessenten über das Internet.

Die durchschnittliche Zeitersparnis gegenüber Eigen-Fotografie mit Spiegelreflex liegt bei 20 min (gesamter Prozess bis zum Upload auf zB mobile.de). Die Ersparnis des Fotografen ist natürlich noch eklatant höher und liegt bei etwa 50% weiterer Kosteneinsparung.

Das ist unsere Zielgruppe und das ist unser Markt …

Autohändler und Autohändler-Gruppen, sowie Plattformen, für Autoinserate mit Bildern (zB mobile.de, Autoscout etc.)

Das sind unsere Konkurrenten, das sind unsere USPs …

Catch Photo (mit App) sowie remove.bg (ohne App)

Kurz gesagt: Unsere USPe liegen im „Sorglospaket“ für Händler (exakt zugeschnitten = er braucht sich um gar nichts kümmern), unserem Telefon-Support innerhalb von 24h sowie die mit Abstand beste Technologie am Markt (3D Schauraum). 

Ausführlicher erklärt uns Stefan von CarCutter ihre USPs ganz persönlich im Video:

So kam uns die Idee …

Die CarCutter-Idee kam aus dem ersten Produkt micardo heraus – also der Suchmaschine und dem Preisvergleich für Autos. Wir wollten jene Autoanzeigen, die ein verdecktes oder halb sichtbares Auto „bin noch in der Aufbereitung“ als Bild hatten herausfiltern. Also gingen wir kurz vor Weihnachten 2018 zu unserem CTO Flo und haben ihn gefragt, ob er das denn machen könnte. Drei Tage später war der erste Prototyp fertig. 

Patrick und ich (wir sind drei Gründer) waren sehr überrascht, dass Flo so schnell fertig war und haben dann gefragt, wie weit es denn noch wäre bis zu einer „echten, vollautomatischen Freistellung“, wie es schon oft händisch am Markt mit Adobe Photoshop gemacht wird. Vier Tage später war auch dieser Prototyp einsatzbereit und stellte die Basis für die heutige, vollautomatische KI-Freistellung mit CarCutter dar.

Eine weitere Woche haben wir das dann mit einer Mini-HTML5-Seite und sogar noch dynamischer Domain (DynDNS) getestet, wo man nur Bilder reinziehen und automatisch freistellen lassen konnte – so gut die Freistellung damals halt ging. Da kam sehr viele positives Kundenfeedback und Kaufsignale – das war großartig!

Unsere Geburtsstunde von CarCutter und der Schwenk von micardo auf das neue Produkt, an den inzwischen alle Ressourcen gebunden sind. micardo wird nur noch im Vermittlungsmodell mit einem unserem Partner betrieben, die Website läuft noch bei uns.

Lustigerweise ging das Filter-Feature „echte Autos erkennen“ bei micardo nie online :-)

Die Geschichte hinter dem Namen unseres Startups …

Das war sehr kurz und knackig innerhalb weniger Minuten entschieden: Ich war gemeinsam mit Patrick mit DynDNS und dem Markttest beschäftigt. Also brauchten wir irgendeinen Namen für unser Produkt. Ich überlegte kurz, was das Produkt macht: Es schneidet Autos aus, auf Englisch also „car cutting“. Und wir wollten von Anfang an international durchstarten. Mir gefielen die beiden „C“s, also taufte ich es kurzerhand CarCutter. Da die COM-Domain auch noch frei war, war die Entscheidung gefallen. Alle mochten es, und dabei blieb es.

Stichwort Lean Startup: So haben wir unsere Idee vorab getestet …

Eine Woche wurde der Prototyp am Markt getestet. Und als wir erste Kundenzusagen hatten, wurde das ganz im Lean Startup-Prinzip dann zu einem echten Produkt und immer weiter entwickelt.

Der nächste Schritt war nach der Dyn-DNS Page eine Landing-Page mit unserem Web-Widget, mit dem ein Kunde vernünftig live mit seinen Bildern testen und wir verrechnen konnten. Das Prinzip funktioniert bis heute gleich und mit dem erwirtschaften wir auch nach wie vor Umsätze (mit Zugangsschlüssel retourniert das Widget den richtigen Hintergrund eines Händlers).

99% der Kunden nutzen nun allerdings die App, wo die AHG-Gruppe im Juli 2019 an uns herangetreten ist, ob wir das nicht mit ihnen gemeinsam entwickeln wollen. Also wurde auch diese direkt am Markt und an Kundenrequirements von AHGs 42 Filialen entwickelt und war schon im September testbereit.

Sehr lean also, und ein herzliches Dankeschön ans Universum, dass uns AHG geschickt wurde :-) Die App war ein Game-Changer bei der Kunden-Ansprache, und mit der SmartCamera und somit Validierung einer Ansicht (grün/rot) ein klarer USP für CarCutter!

Screenshot der WebApp, die nach wie vor gleich funktioniert wie damals, und zukünftig durch ein vollwertiges "Customer Frontend" abgelöst wird
Screenshot der WebApp, die nach wie vor gleich funktioniert wie damals, und zukünftig durch ein vollwertiges „Customer Frontend“ abgelöst wird

Diese Fehler würden wir beim nächsten Mal vermeiden …

Beim CarCutter haben wir wenige, gravierende Fehler gemacht – unsere größten Fehler lagen bei unserem Auto-Preisvergleich micardo.

Dort  haben wir 3 Jahre lang ein Produkt ohne echten Markttest entwickelt und dann das Sorglospaket mit Haustür-Transport mangels Userzahlen und somit mangels Affiliate-Umsätzen für die Suchmaschine/Preisvergleich aus der Not heraus ins Leben gerufen. Erschwerende kam hinzu, dass mobile.de, autoscout24 und willhaben eine Marktmacht hatten, die selbst mit mehreren Millionen Marketing-Budget im Monat (!) schwer ankämpfbar war. Und das Budget hatten wir sowieso nicht zur Verfügung.

Beim CarCutter haben wir innerhalb eines Jahres ein profitables Produkt direkt am Markt gebaut, und wurden schon im ersten Jahr zum technologischen Marktführer und im zweiten Jahr sogar profitabel. Man könnte also sagen, die Fehler von micardo waren notwendig, um ein Produkt wie CarCutter in dieser Geschwindigkeit bauen zu können.

So haben wir uns finanziert …

Wir haben mehrere FFG-Förderungen genießen und nutzen dürfen, sowie ein Investment der Situlus Holding, geführt durch Maximilian Seidel. Herr Seidel war auch schon bei micardo mit an Board, und das Cash aus dem Investment war mehrmals entscheidend, dass es weitergehen konnte.

Inzwischen sind wir mit CarCutter positiv, die Passive von micardo dürfen wir aber noch ausgleichen :-) Und achja, ganz am Anfang haben Flo, Patrick und ich vom Unternehmensgründerprogramm (UGP) in Österreich gelebt, das prinzipiell das Arbeitslosengeld an einen Unternehmer auszahlt. Um das Unternehmen leben zu lassen, haben wir uns auch 3 Jahre lang kaum etwas ausgezahlt. Alles was wir hatten, floss in Mitarbeiter und (Technologie-)Wachstum.

Namhafte Investoren …

Situlus Holding (Graz), FFG-Förderung (Wien; mehrfach)

Das sind unsere bisher erreichten Meilensteine …

Große Autohändler sind sehr schnell auf die innovative Technologie aufmerksam geworden. Erst kürzlich wurde mit einem der größten Dealer in den USA ein Jahresauftrag in Millionenhöhe fixiert. Und auch ein Schweizer Reseller versorgt uns mit tollen Aufträgen, sowie eines der fünf größten Autohäuser in Deutschland. 

Das ist unsere Vision …

Unsere Vision ist es, die Fahrzeug-Fotografie komplett zu revolutionieren und für Jedermann zu standardisieren. Wir sind kurz davor, Fotografen und die damit verbundene, manuelle Freistellung in Sachen Qualität der Bilder und automatische Freistellung quasi komplett abzulösen.

Der nächste Schritt wird eine neuartige Form des Aufnehmens von Autofotos sein, wie es sie noch nie gegeben hat (3D Modellierung). Auf dem Weg dorthin werden eine Reihe von KI-Verbesserungen direkt am Handy in die Foto-Qualität verbessernd eingreifen, den User entsprechend leiten, und das perfekte Foto in beinahe allen Lichtverhältnissen auch für Laien erzielen. Es wird dann egal sein, ob geschultes Personal, ob Foto-Profi, oder ein komplett unerfahrener User die Fotos macht.

Das waren die bisher erfolgreichsten Marketing- & PR-Maßnahmen für uns …

Am besten für uns funktioniert haben immer Zusammenarbeiten (zB mit der AHG) und entsprechende Artikel darüber in gut verteilten und bekannte Zeitschriften wie das Autohaus.

Daneben natürlich gezielt geschaltene AdWords auf Google.

Derzeit arbeiten wir daran, den Online-Vertrieb und die Online-Sichtbarkeit stark zu verbessern und zu automatisieren, was mit gezielten Partnern als Experten im Automarkt sowie gezieltem Marketing ebenfalls starkes Wachstum bringen wird.

Webseiten, Apps oder Tools, die wir nutzen …

Wir nutzen eine Reihe von Tools, allen voran natürlich die Cloud-Dienste von AWS und Google für unsere Freistellung, sowie die Adobe Suite für Designs, ev. Retouchings, etc.

Auch die frühere G-Suite von Google (nun Google Workplace) ist sehr stark bei uns im Einsatz, damit das Team produktiv und ohne Einschränkungen mit Kunden kommunizieren und Inhalte über die Cloud teilen kann.

Was wir auch sehr gerne mögen, ist Zoom für den Remote-Austausch mit Bild (täglich), aber auch wir nutzen hier multiple Mitbewerber wie Skype, Teams und Google Meet. Wir sind sehr dankbar, dass wir in diesen Zeiten über das Internet nicht nur die Möglichkeiten haben, sondern auch die Tools entsprechend nützlich und leistbar wurden! Ein absoluter Segen!

Eure Ratschläge und Lesetipps für Gründer …

Mein aller wichtigster Tipp ist das Testen am Markt. Es gibt kein vernünftiges Produkt ohne Kunden. Unser Kardinalfehler bei micardo war genau das und  ihr könnt das verhindern, indem ihr das Produkt 1:1 am Markt baut.

Es können dabei natürlich noch intuitive Produkte sein alá Steve Jobs Aussage „Woher sollen die Menschen wissen, was sie wollen, bevor sie es sehen?“ – insbesondere hier ist aber der Markt- und Kundentest ausschlaggebend, um am Boden zu bleiben und Annahmen auch zu testen.

Ich würde sogar so weit gehen, dass ich ein Unternehmen erst so richtig launche, wenn ich 100 zahlende Kunden habe – vorher alles und so gut es geht „Fake it until you make it“. Damit kann man nicht scheitern.

Begeisterungsfähig verkaufen. Sprüht ein Gründer nicht für seine Idee und kann dies auch transportieren, wird im entscheidenden Moment das Wichtigste fehlen, selbst wenn das Produkt erstklassig ist.

Und abschließend vielleicht noch, da man selten in eine Blue Ocean eintritt, also der einzige am Markt ist: Positioniert euch, und kommuniziert eure USPs klar nach außen und ins Team! Ohne die wird es für den Vertrieb schwierig, sich gegen die Mitbewerber zu profilieren/artikulieren und für die Produktentwicklung schwer nachvollziehbar, was die richtige Stoßrichtung und Strategie ist!

Überblick Unternehmensdaten micardo:

Name: micardo GmbH
Logo:
Gründungsdatum: Oktober 2019
Gesellschaftsform (heute/angestrebt): GmbH
Gründer: Florian König, Patrick Schwarzenberger, Stefan Fedl
Hier findet ihr uns: Einspinnergasse 1/3, 8010 Graz
Website: www.car-cutter.com

 

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