Per Netzwerk zum Job – Buchautorin Ute Blindert gibt Tipps fürs erfolgreiche Netzwerken
Jeder weiss es, fast alle tun es: Netzwerken gilt als Schlüssel für den Zugang zu Jobs. Doch welche sozialen Netzwerke, Jobportale oder gar die eigene Website bespielt man am besten? Und wie baut man auch im realen Leben ein persönliches und nutzbringendes Netzwerk auf? Antworten von Buchautorin Ute Blindert…
Jeder weiss es, fast alle tun es: Netzwerken gilt als Schlüssel für den Zugang zu Jobs. Doch welche sozialen Netzwerke, Jobportale oder gar die eigene Website bespielt man am besten? Und wie baut man auch im realen Leben ein persönliches und nutzbringendes Netzwerk auf? Autorin Ute Blindert hat in ihrem Buch „Per Netzwerk zum Job“ Antworten auf diese Fragen. Gründerküche hat mit der Gründerin der Karriereportale zukx.de, businessladys.de und dem Blog per-netzwerk-zum-job.de über die besten Strategien gesprochen.
Gründerküche: Frau Blindert, warum reichen Berufserfahrungen, Ausbildung und Können nicht aus, um beruflich erfolgreich zu sein?
Ute Blindert: Alles das ist ja die Grundlage, um überhaupt geeignet für einen Job zu sein. Aber irgendwie müssen die anderen ja auch erfahren, dass Sie genau die richtige Person für einen Job und – das finde ich fast noch wichtiger – dieses Unternehmen sind. Es ist leider nämlich oft ein Missverständnis, dass Menschen, die über ihr Netzwerk, also über „Vitamin B“, an einen Job gekommen sind, eigentlich gar nicht geeignet sind. Nein, denn sie beweisen es in der Regel jeden Tag.
Gründerküche: Gerade Startups rekrutieren ihr Personal aus dem engeren Netzwerk. Wie positioniert man sich da als zukünftiger Mitarbeiter am besten?
Ute Blindert: Zunächst einmal sollte man sich ja im Klaren sein, wohin man will und für welche Themen man sich wirklich interessiert. Dann ist man nämlich auch klarer, wenn man ins Gespräch kommt mit den Zielunternehmen. Das kann in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter etc. sein. In dem Zusammenhang finde ich Foren ganz wichtig, in denen man sich oft über Fachthemen austauscht und ziemlich schnell einschätzen kann, wie gut jemand auf seinem Fachgebiet ist. Dabei kann ein Blog auch ganz hervorragend helfen, das bedeutet allerdings auch sehr viel Arbeit.
Tatsächlich finde ich aber das persönliche Gespräch irgendwann am wichtigsten. Dafür kann ich ja erst einmal über das Internet in Kontakt kommen, aber dann hilft beim Abstimmen der gegenseiten Chemie ein Treffen von Mensch zu Mensch. Konferenzen wie die re:publica, Gründungsmessen etc. bieten sich ja geradezu an.
Gründerküche: Sehen Sie es als Problem, geschäftliche Interessen in privaten Netzwerken zu verfolgen?
Ute Blindert: Als Problem sehe ich es nicht. Es kommt aber vor allem darauf an, wie man das macht. Wenn ich mein privates Netzwerk benutze, um Versicherungen zu verkaufen – autsch!
Wenn ich aber einen Freund frage: „Du kennst dich doch mit X aus. Darf ich dir dazu mal ein paar Fragen stellen?“ Oder: „Du kennst doch X persönlich. Darf ich mich bei einer Kontaktaufnahme auf dich beziehen?“, Dann passt das. Man sollte aber immer klar sein, dass man jetzt von der privaten Ebene auf die geschäftliche wechselt. Außerdem klar sagen, was man möchte: Einen Rat, eine Empfehlung, eine Einschätzung.
Gründerküche: Wie halte ich die Balance, ohne Freundschaften oder Bekanntschaften zu belasten?
Ute Blindert: Es hilft ungemein, wenn man sich klar macht: Ein Nein ist immer okay. Und das dem Gegenüber auch genau so vermittelt. Außerdem haben tatsächlich die meisten ein ziemlich gutes Gespür für die Balance zwischen Geben und Nehmen. Umgekehrt gilt das übrigens genauso: Ich selbst muss auch immer schauen, dass auch mein Geben und Nehmen in Balance ist. Manchmal investiert man nämlich sehr viel und bekommt wenig zurück. Das geht auch nicht!
Gründerküche: Welches Online-Profil ist in Deutschland das wichtigste? Warum?
Ute Blindert: Auch wenn es immer wieder abgeschrieben wird: Xing ist in Deutschland sehr wichtig. Viele Recruiter und Personalberater suchen dort aktiv nach potenziellen Kandidaten für offene Positionen. Weiterhin auf der Liste: Lebenslaufdatenbanken bei Monster und Stepstone. Und wer international oder in Konzernen arbeiten möchte, sollte von Anfang an mit LinkedIn starten. Für MINT-Berufe (vor allem: Technik und Informatik) reicht meistens ein gut ausgefülltes Profil, wer aus den Geisteswissenschaften oder auch BWLer müssen selbst aktiv werden und Kontakte knüpfen.
Gründerküche: Es gibt unzählige Karrieremessen, lohnt sich die Anwesenheit?
Ute Blindert: Meiner Meinung nach, ja. Wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Messen gibt. Ich sehe es meistens so, dass es kaum bessere Gelegenheiten gibt, um mit sehr vielen unterschiedlichen Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Besucher können also schnell feststellen, wo Unterschiede sind: Wer ist offen, wer eher arrogant etc. Meistens hilft es, sich eines klar zu machen: Wenn ich mit 15 Unternehmen spreche, führe ich mindestens fünf gute Gespräche. Bei zwei Unternehmen wird es dann konkreter und vielleicht kommt sogar ein Job dabei heraus. Es hat tatsächlich ganz viel damit zu tun, sich Chancen zu erarbeiten und auch offen für den Austausch zu sein.
Gründerküche: Wie sollte man sich dafür vorbereitet? (Bewerbungsmappe, Visitenkarte, Xing Ping?)
Ute Blindert: Ich würde auf jeden Fall den Lebenslauf mitnehmen und vielleicht auch ein, zwei Bewerbungsmappen. Den Lebenslauf mitzunehmen hat eher was damit zu tun, dass man sich noch einmal klar macht, was man alles bisher gemacht hat und es eben schwarz auf weiß sieht – quasi wie der Spickzettel aus der Schulzeit. Und als ziemlich guter Tipp hat sich herausgestellt, eine kleine Karte mit Bild mitzunehmen. Wichtig ist aber, dass man in ein paar kurzen Sätzen sagen kann, was man kann, gemacht hat und was man wissen möchte.
Gründerküche: Sie raten: „Never eat alone!“ Was steckt hinter dem Tipp?
Ute Blindert: Daraus ist sogar der Hashtag #neverlunchalone entstanden;-) Das bedeutet, dass man Mittags nie allein essen geht – und am besten auch immer mit unterschiedlichen Leuten. Die Grundidee ist, dass sich bei einem Gespräch mit immer neuen Menschen oft viele neue Dinge, Themen, Ideen, Jobs ergeben. Und ein Mittagessen hat eine begrenzte Zeit, meist eine bis 1,5 Stunden. Wenn es langweilig ist mit dem Gesprächspartner, trinkt man halt keinen Kaffee mehr. Das hört sich jetzt vielleicht anstrengend an, aber allein schon ein Mittagessen pro Woche oder auch mal andere Kollegen aus einem Unternehmen, bringen auch etwas.
Gründerküche: Wie wichtig ist die eigene Website?
Ute Blindert: Es kommt darauf an. Wenn ich selbständig bin, geht es meiner Meinung nach nicht ohne Visitenkarte im Netz. Das gilt besonders für Berufe in den Medien. Wer angestellt arbeitet, braucht das nicht unbedingt, hier reichen die Profile in den Busines-Netzwerken. Wenn ich aber Spaß daran habe zu bloggen, würde ich es einfach machen.
Gründerküche: Facebook ist ein Sonderfall bei den sozialen Netzwerken. Sollte man es für das Jobnetzwerk nutzen?
Ute Blindert: Ich finde Facebook ein wunderbares Tool zum Netzwerken. Das ist aber sicher auch eine Generationenfrage. Es sind viele Unternehmen auf Facebook präsent und hier mit Mitabeitern ins Gespräch zu kommen, ist ziemlich leicht. Außerdem kann man sich relativ leicht auch mit diesen vernetzen. Der Tonfall ist viel lockerer und viele Fragen lassen sich schnell im Chat klären.
Gründerküche: Worauf sollte man da besonders achten?
Ute Blindert: An sich versteht man Facebook ja sehr schnell. Es bietet aber eine Reihe von Funktionen, die viele gar nicht kennen. So kann ich ja durch Listen sehr genau steuern, wer von meinen Facebook-Freunden was zu sehen bekommt. Ich würde also ziemlich genau zwischen privat und beruflich trennen. Wenn ich zum Beispiel auf einer Fachmesse war, interessiert meine beruflichen Kontakte, aber nicht meine Freunde. Also teile ich das eben nur mit der Liste „Berufsnetzwerk“. Und natürlich sollte ich dafür sorgen, dass private Inhalte auch nur mit engen Freunden oder der Familie geteilt werden. Und grundsätzlich wäre ich mit sehr privaten Inhalten extrem vorsichtig. Meine Regel lautet: Was ich nicht an einer Wand im Büro veröffentlichen kann, gehört auch nicht auf Facebook.
Gründerküche: Sind Frauen erfolgreicher im Netzwerken oder gerade nicht?
Ute Blindert: Frauen sind sehr gut Netzwerkerinnen, aber meiner Meinung nach manchmal nicht strategisch genug. Beim beruflichen Netzwerken geht es ja nicht darum, dass es immer nett ist und alle sich wohlfühlen, sondern dass man auch sehr genau guckt: Was oder auch wer bringt mir was? Wieviel Zeit (und Geld) investiere ich und ist der Output? Kaffeekränzchen sind zwar nett, helfen aber nicht bei der Karriere. Da hilft es, sich klarzumachen, dass Netzwerken Arbeit ist und daher auch Zeit kosten darf. Und gerade, wenn Frauen zum Beispiel Teilzeit arbeiten und viel Zeit in die Familie investieren, darf das Netzwerken gerade nicht zu kurz kommen! Viele stecken hier aber oft zurück, anstatt mit ihrem Partner zu verhandeln: „Ein Abend ist für mein Netzwerken reserviert!“
Gründerküche: Gibt es besondere Skills von Frauen beim Netzwerken?
Ute Blindert: Vielleicht mehr „Zuhören-Können“? Oft auch weniger Ich-Bezogenheit. Frauen sind oft sehr nett zueinander und üben weniger offene Kritik. Das macht es kuscheliger. Aber im „echten Leben“ sind eben auch immer Männer dabei, daher halte ich gemischte Netzwerke für sehr wichtig. Damit man die „klare Kante“ auch kennen – und schätzen lernt.
Gründerküche: Es gibt eine Vielzahl von Berufsverbänden und Netzwerken für Frauen. Auch Sie organisieren sich bei den Digital Media Women. Brechen Sie eine Lanze für diese Organisationen…
Ute Blindert: Die Digital Media Women stehen für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalwirtschaft. Tatsächlich sind die DMW für mich ein unerschöpflicher Quell toller Frauen mit Elan und Energie- und ganz viel Know-how. Die Zusammenarbeit, der Austausch, der Spirit auf Augenhöhe und das gegenseitige Wachsen und Unterstützen macht unglaublich viel Spaß und hat mich in den letzten Jahren unglaublich beflügelt.
Außerdem darf frau nicht unterschätzen, wieviel Resonanz in den Online-Medien, aber auch im richtigen Leben, ein so gut verdrahtetes Netzwerk schaffen kann.
Gründerküche: Netzwerken kostet viel Arbeit – Ihr Tipp zur Effizienz…
Ute Blindert: Klar, gleich mehrere…
- Tipp 1 – Sich darüber klar werden, was man will.
- Tipp 2 – Eine Auswahl treffen: bei sozialen Kanälen, bei Organisationen, bei Veranstaltungen.
- Tipp 3 – Netzwerken als Arbeitszeit ansehen: Das entlastet auf der einen Seite, macht aber auch klar, dass da Arbeit=Geld stehen sollte, also eine Kalkulation. Das hält einen auf Dauer von Ausschweifungen ab.
- Tipp 4 – Geben steht am Anfang. Aber nehmen gehört als Ausgleich dazu.
- Tipp 5 – Spaß haben. Wenn es keinen Spaß mehr macht, ändern.
- Tipp 6 – Ab und zu Bilanz ziehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person Ute Blindert
Ute Blindert liefert Impulse für Unternehmen und deren Fach- und Führungskräfte. Sie begleitet vor allem Akademiker in Karriere- und Selbstmarketingfragen. Als Gründerin der Karriereportale zukx.de und businessladys.de ist sie mit ihrem Team nah dran an den Fragen zur Arbeitswelt der Zukunft. Mehr Mut zur Eigenverantwortung, ob als Mitarbeiter oder Gründer, liegt ihr sehr am Herzen. Ute Blindert meint, dass Deutschland mehr Bewegung braucht – und eine andere Kultur für Entrepreneurship. Sie studierte Islamwissenschaften, Soziologie und Geschichte in Köln und gibt heute Vorträge zum Thema Entwicklung und Erfolg. Bei den Digital Media Women engagiert sie sich zudem ehrenamtlich für diese Themen. Als überzeugte Netzwerkerin hat sie einen guten Draht zu ihren Social Skills – und eine Abneigung gegen Solo-Kaffeetrinken.
„Per Netzwerk zum Job“
Sprosse für Sprosse die Karriereleiter hinauf – doch wie findet man diese Traumjob-Leiter überhaupt? Damit haben Berufseinsteiger aus der „Generation Y“ Probleme. Heutzutage wird der Großteil an Stellen in Unternehmen intern bzw. durch Kontakte besetzt oder ist völlig überbeworben. Was Young Professionals auf den ersten Blick als Schwierigkeit auffassen, ist in Wirklichkeit eine große Chance, beweist Ute Blindert in ihrem Buch „Per Netzwerk zum Job. Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst“. Kurze Stichpunkte am Ende der Kapitel rücken das moderne Know-How in den Mittelpunkt, interaktive Aufgaben helfen bei der ersten Umsetzung. Zu jedem Buchkauf gibt es das E-Book inside dazu, außerdem einen kostenlosen Zugangscode, mit dem die Käufer an einem interaktiven Online-Seminar zum Thema teilnehmen können.
„Per Netzwerk zum Job“ von Ute Blindert, 205 Seiten, Campus Verlag, ISBN-13: 978-3593502205