SpinLab in Leipzig – Was kann und will der Accelerator der Privatuni HHL? Rektor Prof. Dr. Andreas Pinkwart im Interview
„SpinLab – The HHL Accelerator“ heißt das gemeinsame Projekt von Handelshochschule Leipzig (HHL) und der Baumwollspinnerei. Ab Januar 2015 können bis zu zehn Gründerteams gleichzeitig hier ihre Ideen ausbrüten, sich von Experten coachen lassen und Kontakte zu potenziellen Investoren knüpfen. Gründerküche sprach mit Professor Andreas Pinkwart, dem Rektor der HHL, über Ziele, Ausrichtung und Standortvorteile des SpinLabs.
Orte können das Denken verändern: Durch die Leipziger Baumwollspinnerei wabert der Geist der Kreativen. In der ehemaligen Fabrikstadt im boomenden Westen Leipzigs haben sich zahlreiche Galerien angesiedelt, hier haben Künstler der Neuen Leipziger Schule ihre Ateliers, das beste Programmkino der Stadt ist auf dem Gelände ebenso zu Hause wie eine Fahrradmanufaktur und Hightech-Firmen. Die Spinnerei ist der ideale Ort, um einen Accelerator anzusiedeln – finden die Handelshochschule Leipzig (HHL) und die Betreiber der Spinnerei. „SpinLab – The HHL Accelerator“ heißt das gemeinsame Projekt, in dem ab Januar 2015 bis zu zehn Gründerteams gleichzeitig ihre Ideen ausbrüten, sich von Experten coachen lassen und Kontakte zu potenziellen Investoren knüpfen können. Gründerküche sprach mit Professor Andreas Pinkwart, dem Rektor der HHL, über Ziele, Ausrichtung und Standortvorteile des SpinLabs.
Accelerators gibt es bereits einige in Deutschland: Warum gründen Sie das SpinLab ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier?
Wir haben schon lange eine eigene Gründerplattform angestrebt: Es gab sogar schon einmal ein Projekt, in dem Studenten ein Geschäftskonzept entwickelten. Als betreuende Hochschule ist uns die räumliche Nähe sehr wichtig: Das SpinLab in der Spinnerei ist dicht an der HHL, der Accelerator soll auch für Gründerteams aus unserer Hochschule nutzbar sein.
Ist das SpinLab ein regionales Projekt?
Unser Projekt ist in Leipzig geerdet, wird aber international begriffen: Das macht das SpinLab so spannend. Die HHL ist ein internationaler Player, genau wie die Spinnerei.
Sind HHL-Studenten bei der Vergabe der Plätze im Vorteil?
Das SpinLab ist absolut offen: Wir freuen uns sehr, wenn Menschen mit naturwissenschaftlichen, technischen oder medizinischen Ideen in die Businessplan-Seminare der HHL kommen. In diesen Co-Creation-Labs kann man sich gut verpartnern.
Aber wir freuen uns auch auf Teams, die gar nichts mit der HHL zu tun haben.
Welche konkreten Kriterien gibt es für die Aufnahme im SpinLab?
Die Teams müssen sich in einem anerkannten Businessplan-Wettbewerb mit ihrer Idee positioniert und gut abgeschnitten, möglicherweise auch gewonnen haben. Das wäre die Visitenkarte, um sich beim Beirat aus Spinnerei und HHL um einen Platz bewerben zu können.
Was erwartet die Gründer im SpinLab an Unterstützung?
Die Gründer bekommen die Räumlichkeiten und die technische Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Außerdem bietet das SpinLab Beratung, Coaching und Mentoring für die sechs Monate. Die Startups treffen bei uns auf ein Investorennetzwerk, das sich gezielt mit den Gründungen auseinandersetzen will und bereit ist, Finanzierung anzubieten und die Gründer auch in Zukunft zu begleiten.
In welcher Weise sind Gründer dem SpinLab verpflichtet?
Häufig wollen Accelerators für die Bereitstellung der Liegenschaft und Beratung schon eine Gegenleistung, sprich Beteiligung. Sie treten also als Investor auf.
Aber es verwässert natürlich die Beteiligungsrechte des Gründers, wenn er in einer so frühen Phase schon so viele Beteiligungen abgeben muss.
Wir wollen das nicht, weil wir hier einfach die besten Teams an den Start bringen wollen. Wir bekommen für die Dienstleistungen des SpinLab eine Kompensation von den Investoren.
Ist das HHL-Investorennetzwerk bindend für die Gründer?
Sie sind frei, sich andere Financiers zu suchen. Wir überlassen es den Startups, ob sie mit unseren Investoren zusammenarbeiten wollen oder mit Dritten. Damit sind die Rahmenbedingungen für die Gründer optimal. Das ist im Wettbewerb sinnvoll, wenn wir es schaffen wollen, die herausragenden Teams nach Leipzig zu holen.
Was zeichnet Leipzig als Gründer-Standort aus?
Leipzig ist eines der dynamischsten Zentren Deutschlands, die relativ gesehen am stärksten wachsende Stadt in Deutschland. Gründer entwickeln sich am besten in einem wachsenden Umfeld. Die Zusammenarbeit zwischen HHL und Spinnerei ist einzigartig: Jeder bringt ein eigenes, beachtliches Netzwerk an Leuten und Unternehmen ein. Zudem befinden wir uns hier in einer tollen Wissenschafts- und Innovationsregion mit einem hohen Gründungspotenzial.
Leipzig ist kosmopolitisch und hat einen hohen Anteil an ausländischen Studierenden. Die Stadt ist offen für Input von außen.
Daher sind wir neben München und Berlin das Gründerzentrum schlechthin in Deutschland.
Zur Person Prof. Dr. Andreas Pinkwart
Seit 2011 ist der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Volkswirt Prof. Dr. Andreas Pinkwart Rektor der Handelshochschule Leipzig. Der aus der Nähe von Bonn stammende Wirtschaftswissenschaftler hat an der HHL auch die Professur für Innovationsmanagement und Entrepreneurship inne. Bevor Pinkwart die Leitung der Privathochschule übernahm, war er jahrelang in der Politik aktiv: Von 2002 bis 2005 saß Pinkwart im Bundestag und war ab 2004 haushaltspolitischer Sprecher der FDP. Von 2005 bis 2010 leitete Pinkwart das Düsseldorfer Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie und war stellvertretender Ministerpräsident.