Startups werden zu Partnern der Ärzte
Jeder fünfte Arzt kennt Health-Startups, doch vernetzt sind nur die wenigsten. Das soll sich ändern.

Startups wollen das Gesundheitswesen nach vorne bringen. Ganz gleich ob Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Diagnostik oder Big Data Analysen für individuelle Therapien, Virtual Reality am OP-Tisch der Neurochirurgen oder 3D-Druck von Implantaten: Mit neuen Technologien jenseits von Reagenzglas und Mikroskop digitalisieren junge Technologiefirmen derzeit die Medizin. Laut einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund durchgeführt hat, haben Ärzte das große Potenzial von Startups inzwischen erkannt, Kontakt haben sie allerdings selten.
Jedem fünften Arzt (21 Prozent) sind entsprechende Startups bekannt, mehr als jeder dritte Mediziner (36 Prozent) glaubt, dass diese zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen können. Ebenfalls jeder Dritte (30 Prozent) kann sich sogar vorstellen, bei einem Startup mitzuwirken, 14 Prozent würden eventuell investieren. Doch lediglich sieben Prozent der rund 500 befragten Mediziner sind schon einmal von einem Startup angesprochen worden.
„Bei der Entwicklung professioneller Gesundheits-Anwendungen werden Health-Startups eine zentrale Rolle spielen. Die Kooperation von Startups und Medizinern hilft nicht nur den jungen Gründern, sondern kommt ebenso Ärzten, Patienten und letztlich dem Medizin- und Technologiestandort Deutschland zugute“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Kontakte knüpfen, ein Netzwerk aufbauen und Entscheider treffen – das ist für Startups essentiell, um in der digitalen Medizin erfolgreich sein zu können und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.“
Bitkom mahnt bessere Marktzugangsregeln für E-Health-Anwendungen an. Sie müssten einheitlich sein und die Dynamik der technologischen Entwicklung widerspiegeln. „Die Marktzugangsprozesse müssen an die Entwicklungszyklen von Digital-Health-Lösungen angepasst werden“, so Berg. Ein Land, das wie Deutschland 13 Jahre für die Einführung einer schlichten elektronischen Gesundheitskarte brauche, verpasse seine digitalen Chancen – zu Lasten von Ärzten, Krankenkassen und vor allem den Patienten.
Deshalb müssten unter anderem die Anforderungen an die Schritte, die ein digitales Medizinprodukt bis zu seiner Zertifizierung durchlaufen muss, neu formuliert werden. Auch müssten die zwar technologisch starken, in Fragen der Gesundheitsbürokratie aber unerfahrenen Startups im Prozess der Zertifizierung ihrer digitalen Lösungen besser unterstützt werden.
„Dank digitaler Technologien werden wir gesünder und länger leben können“, sagt Berg. „Die neuen Versorgungsangebote fallen aber nicht vom Himmel, sie brauchen Flankierung durch die Politik. Die künftige Bundesregierung sollte dem Thema Digital Health in ihrem Regierungsprogramm jenen Platz einräumen, den es braucht und den es verdient.“