Warum bayerische Hidden Champions ihren eigenen Accelerator starten
Das Accelerator-Programm 3AS von PwC wurde speziell für Familienunternehmen und den Mittelstand entwickelt: Hidden Champions aus dem ländlichen Raum sollen mit passenden Startups zusammengebracht werden.

Wenn es um die Entwicklung technologiegetriebener Innovationen und ihre erfolgreiche wie schnelle Integration im eigenen Unternehmen geht, können Unternehmen aus dem Mittelstand und familiengeführte Unternehmen von Start-ups profitieren. Dennoch tun sich die häufig in ländlichen Regionen angesiedelten Hidden Champions damit bisweilen schwer, da es in ihrem direkten Umfeld kein lebendiges Start-up-Ökosystem gibt.
Das von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC speziell für Familienunternehmen und Mittelständler entwickelte Accelerator-Programm „Access as a Service“ (3AS) beginnt bei der Suche nach geeigneten Innovationspartnern, bringt sie mit Unternehmen zusammen und endet erst, wenn konkrete Projekte umgesetzt sind.
Hirschvogel, HOERBIGER und Max Aicher, drei im Süden Bayerns angesiedelte Unternehmen, die als Lieferanten der Automobilindustrie tätig sind, setzen derzeit auf 3AS. Die hochinnovativen Unternehmen haben ihren eigenen, an ihre Anforderungen angepassten, Accelerator entwickelt und erste Projekte gestartet. Thomas Offner, PwC-Berater für Startups und Digitalisierung im Mittelstand, hat 3AS entwickelt und ist überzeugt, dass alle Beteiligten davon profitieren: „Das Programm wird so individuell auf die teilnehmenden Unternehmen zugeschnitten, dass sie am Ende Zugang zu neuen digitalen Produkten, Technologien und auch Arbeitsweisen erhalten, die perfekt zu ihnen passen.“
Thomas Englmann, Mitglied der Konzernleitung bei der HOERBIGER Holding AG und Leiter des Bereiches Drive Technology merkt an: „Wir haben hier eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Unternehmen helfen Startups, ihre Ideen schnell zur Marktreife zu führen – die Gründer wiederum bieten uns Zugang zu Innovationen, digitalem Know-how und jungem Unternehmertum.“
Drei Phasen umfasst das sechsmonatige 3AS-Programm. Die erste beschäftigt sich mit den Suchfeldern der Unternehmen, die am Ende eine Liste mit verschiedenen Themen umfasst. Im konkreten Fall reichte sie von Anwendungen in der Sensorik über die Nutzung von künstlicher Intelligenz bis zu innovativen Beschichtungstechniken und Fertigungslogistik. Davon ausgehend werden in einer zweiten Phase passende Startups identifiziert – im konkreten Fall waren es 250, von denen über ein mehrstufiges, von PwC gesteuertes, Auswahl-Verfahren knapp 20 übrigblieben. Diese präsentierten sich den drei Mittelständlern bei einem Pitch Day. Am Ende haben sich die Unternehmen für neun Startups entschieden, mit denen konkrete Projekte aufgesetzt wurden.
Seit März läuft die abschließende Projektphase, bei der es um die Erarbeitung konkreter Lösungen geht. Nächste Woche werden sie bei einer gemeinsamen Veranstaltung präsentiert. Eine positive Zwischenbilanz ziehen die Mittelständler schon jetzt: „Was die fachlichen Projektinhalte betrifft, sind wir auf einem guten Weg. Wir lernen aber auch auf anderen Gebieten viel voneinander: Wir Unternehmen zum Beispiel, was agiles Arbeiten bedeutet; die jungen Gründer, wie man eine tolle Idee in einen Businessplan gießt.“