Businessplan schreiben: So kalkuliert Ihr Euren Unternehmerlohn

In jedem Businessplan sollte auch stehen, mit welchen Kosten für das Unternehmen gerechnet wird. Hier vergessen Gründer gern das Gehalt und die weiteren Kosten, die sie selbst haben, während sie die Firma aufbauen. Ein Fehler! Wie man den Unternehmerlohn kalkuliert, erfahrt Ihr in diesem Fachartikel.

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In jedem Businessplan sollte auch stehen, mit welchen Kosten für das Unternehmen gerechnet wird. Hier vergessen Gründer gern das Gehalt und die weiteren Kosten, die sie selbst tragen, während sie das Unternehmen aufbauen. Ein Fehler! Denn entweder muss man dann sein Startup als Nebengewerbe gründen, weil man noch für Brot & Miete arbeiten muss. Oder es geht einem schnell die finanzielle Puste aus. Wer also nachhaltig gründen will, der sollte sein Gehalt und seine Kosten schon zu Beginn kalkuliert und im Businessplan festgeschrieben haben.

Was ist was: Unternehmerlohn, Gehalt & Gewinn

Klar, während du dein Unternehmen hochziehst, musst du auch von etwas leben. Wohnungsmiete, Essen, Versicherungen – du hast auf jeden Fall Kosten, die du kalkulieren musst. Und auch wenn dein Startup gleich vom ersten Tag an Geld einspielt – du Glücklicher, das ist kaum einem Unternehmen beschert – stehst du für eine ganze Weile in Zwiespalt: Wieviel Geld nimmt man der Firma weg, wieviel reinvestiert man wieder? Noch schwieriger wird es, wenn du von Förderungen und Finanzierungen eines Business Angels, einer Bank oder eines Investors abhängig bist. Die verstehen deinen Bedarf, sehen aber ihre Geldmittel gefährdet. Hier gilt es, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen und die geplanten Gehälter und Entnahmen genau zu planen und abzusprechen.

Unterschiede bei Rechtsformen

Auch das Wie der Geldentnahme ist nicht so einfach. In Kapitalgesellschaften wie der GmbH, UG oder AG kann der Geschäftsführer oder Vorstand ein reguläres Monatsgehalt erhalten. Der Geschäftsführer ist insoweit Arbeitnehmer. Im Regelfall ist Lohnsteuer einzubehalten und abzuführen. Dieses ist als Steuer mindernde Betriebsausgabe abzugsfähig. Schwieriger ist das Ganze bei Personengesellschaften.

Einzelunternehmer und Personengesellschafter erhalten kein Gehalt, sondern entnehmen das Geld, das sie benötigen, ihrem Unternehmen. Diese Vergütung, die einem Unternehmer in einer Personengesellschaft für die Tätigkeit im eigenen Unternehmen zusteht, nennt man Unternehmerlohn. In deiner Kalkulation muss dieser ebenfalls auftauchen und zwar als so genannter „Kalkulatorischer Unternehmerlohn“. Er wird dem betreffenden Gesellschafter als Gewinnvorweg zugerechnet und steuerlich als Entnahme gewertet.

So kalkuliert Ihr Euren Unternehmerlohn

Wenig Kapitaleinsatz – großes Potenzial an Gewinn. Das ist es, was Investoren gerne sehen wollen. Doch Vorsicht: Wenn du deinen Businessplan jetzt allein darauf optimierst, stellst du dir selbst eine Falle. Denn wenn du im ersten halben Jahr nach der Gründung aus der Wohnung fliegst, dann kannst du auch nicht mehr mit voller Kraft das nächste Google auf den Weg bringen. Bedenke also alle Kosten, die du privat hast und plane realistisch.

Dazu gehören neben Miete, Lebenserhaltungskosten und vielleicht einem PKW auch:

  • Nebenkosten wie Strom, Heizung und Wasser, Müllabfuhr
  • Kosten für Telekommunikation
  • Unterhaltszahlungen wie etwa die Kosten für den Kindergarten
  • Ausgaben für Geld- und Sachvermögen (z.B. Wertpapiere, Sparverträge oder Immobilien)
  • Sonderausgaben zu Weihnachten, Geburtstagen, Urlaub und Reparaturen
  • Beiträge für Vereine/Verbände
  • Versicherungen wie Hausrat, private Haftpflicht, Berufsunfähigkeit usw.

Eine recht ausführliche Darstellung aller Kosten, die man als Gründer bedenken sollte, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für den Unternehmerlohn in einem PDF zusammengestellt. Dazu auf das Bild klicken:

© existenzgruender.de
© existenzgruender.de

Gründerrat:

Einige Versicherungen hingegen sind reine Betriebsausgaben, etwa wenn eine gewerbliche Haftpflichtversicherung abgeschlossen wird. Welche Versicherungen und zu welchen Konditionen tatsächlich nötig sind, sollte man am besten mit einem Fachmann durchsprechen. Es gibt einige Anbieter, die sich auf Gründer spezialisiert haben. Ebenfalls nicht vergessen: Als Selbstständiger zahlst du vermutlich nichts in die gesetzliche Rentenkasse. Du solltest also privat vorsorgen. Auch das kostet.

Leichter geht die Aufstellung der Kosten und natürlich das Schreiben des Businessplans mit Vorlagen, die euch durch die einzelnen Punkte führen. Hier gehts zu den Businessplan-Tools.

Marktüblich – Was darf ich mir als Unternehmerlohn auszahlen? Wie hoch darf mein Unternehmergehalt sein?

Stellt sich die Frage nach dem Wieviel. Am liebsten soviel wie möglich, oder? Doch wie im vorherigen Punkt erklärt: Mit den Entnahmen bringst du das Gleichgewicht deiner Liquiditätsplanung ins Wanken. Dein frisches Unternehmen braucht vermutlich jeden Cent, um auch im kommenden Monat noch nicht überschuldet zu sein.

Wenn du vor einem Investor den Kapitalbedarf erklären müssen, dann schaut der ganz sicher genau auf den geplanten Unternehmerlohn. Hier könnt du zeigen, ob du ein realistischer Unternehmer bist, ein geldgieriger Hai oder ein verträumter Idealist. Denn weder zu wenig noch zu viel ist hier richtig. Deshalb zu allererst: Recherchiere, was marktüblich ist. Welche Gehälter bekommen Unternehmer in deiner Branche? Eine interessante Aufstellung bietet die Internetseite GehaltsReporter: Sie zitiert eine Kienbaum-Studie und demnach verdient ein Geschäftsführer im Schnitt 389.000 Euro. Die Gesamtdirektvergütung fällt bei Vorsitzenden der Geschäftsführung mit durchschnittlich 549.000 Euro am höchsten aus; Allein-Geschäftsführer verdienen 287.000 Euro und Mitglieder von Geschäftsführungen erhalten 385.000 Euro. Doch Vorsicht: Nimm diese Gehälter nicht als Maßgabe, was du dir gleich im ersten Monat deines Unternehmens auszahlen willst. Denn hier geht es um Unternehmen, die bereits ordentlich Geld verdienen. Dazu gehörst du noch nicht.

Neben den marktüblichen Gehältern und deinem eigentlichen Bedarf solltest du also auch recherchieren, wie andere Gründer ihr Unternehmergehalt kalkulieren und einpreisen. Und du solltest an die Zukunft denken…

Nicht nur heute – Wie sich mein Unternehmerlohn entwickelt

Es gibt üblicherweise zwei Motivationen für Existenzgründer: Sie wollen ihr eigenen Ding machen, Chef sein, eine eigene Idee voran bringen. Und sie wollen besser verdienen, als in einem Angestelltenverhältnis. Doch wenn sie sich die Geschichten von Gründern ansehen (einige davon finden sich in unseren Gründerstories), dann wirst du erkennen: Vor dir steht eine Durststrecke. In der du mehr arbeiten wirst als als Angestellter und vermutlich auch erst einmal weniger verdienen wirst.

Das muss nicht so bleiben und das solltest du auch berechnen. Wenn zu Beginn deiner Existenzgründung also der Unternehmerlohn oder das Gehalt niedriger als der Durchschnitt ist und sich an deinen notwendigen Ausgaben (siehe oben) bemisst: Später darfst du sich auch mehr zahlen. Später heisst, wenn dein Unternehmen Gewinn abwirft. Je genauer und realistischer auch dieser Punkt in der Liquiditätsplanung, also im Finanzteil deinem Businessplans, ausgeführt wird, umso mehr zeigst du auch deinen Investoren, dass du ein lohnendes Investment bist.

Warum der Unternehmerlohn/das Gehalt im Businessplan stehen muss – und wo

Wie schon oben erwähnt: Wer seinem Investor oder seiner Bank glaubhaft machen will, dass der Finanzplan im Businessplan auf festem Boden steht, der macht sich unglaubwürdig, wenn er keine Lösung für die eigenen privaten Kosten anbietet. Die Entnahmen (bei Personengesellschaften) oder Gehälter (bei Kapitalgesellschaften) müssen also klar benannt werden.

Zu jedem guten Businessplan gehört ein Liquiditätsplan. Darin sind alle Einnahmen und Ausgaben deines Unternehmens für die ersten Monate gelistet. Ein bisschen sieht das aus wie eine Einnahmen/Ausgaben-Rechnung, die jeder Selbstständige machen sollte und muss. Dort sind nicht nur Kosten wie Gründungskosten, betriebliche Versicherungen, Wareneinkauf etc. zu erfassen sondern auch die Gehälter an Mitarbeiter und die Entnahmen.

Gründerrat:

Damit die Liquidität Ihres Startups immer gewahrt bleibt, gilt es sauber 1und1 zusammenzurechnen. Eine Anleitung bietet unser Fachartikel „Basics: Das Gründer-1×1 der Liquiditätsplanung“.

Gute Businessplan-Tools helfen euch bei der Erstellung eures Geschäftsplanes und führen euch durch die einzelnen Kapitel. Wir haben die besten 5 Tools für euch getestet: Im Test „Die besten Businessplan-Tools (Stand 2020)“

Der Gründungszuschuss kann helfen, wie man ihn beantragt, lesen Sie in diesen Fachartikeln: „Gründungszuschuss richtig beantragen: In 10 Schritten zur Förderung“ und „Gründungszuschuss 2020: Anspruch, Höhe, Voraussetzungen sowie der richtige Antrag bei der Agentur für Arbeit“.
Und hier eine Anleitung zum Businessplan „In 7 Schritten zum Businessplan“ sowie eine Übersicht von Tools zur Erstellung des Businessplans „Top 6 Businessplan-Tools zum Erstellen Ihres persönlichen Businessplans“.

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