Die erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne (Teil 1) – Planung einer Kampagne am Beispiel Kaahée
Crowdinvesting ist das Thema zur Finanzierung von Startups. Doch woran liegt es, dass erfolgreiche Crowdinvesting-Projekte ihre Ziele um 300 Prozent, 500 Prozent und mehr übertreffen? Und andere dagegen nicht einmal die Fundingschwelle knacken? Katharina Pühringer von der Crowdfunding-Plattform Conda erklärt am Fundingerfolg des Startups Kaahée, wie man Gelder von über 500.000 Euro in der Crowd einsammelt.
Crowdinvesting hat in den vergangenen Jahren seinen Platz unter den herkömmlichen Finanzierungsinstrumenten gefunden. Bleibt es für manche noch der bunte Exot am grauen Kapitalbeschaffungsmarkt, ist es für andere schon zum elementaren Bestandteil ihrer go-to-market Strategie avanciert.
Doch woran liegt es, dass die erfolgreichen Crowdinvesting-Projekte ihre Ziele um 300 Prozent, 500 Prozent und mehr übertreffen, und andere dagegen nicht einmal die Fundingschwelle knacken?
Nicht verwunderlich also: „Und wie läuft das jetzt mit der Kampagne?“ ist meist die Anschlussfrage an uns Betreiber von Crowdinvesting-Plattformen, nachdem sämtliche Details zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, dem Beteiligungsmodell und den Konditionen besprochen wurden. Dabei ist doch sie, die Crowdinvesting Kampagne, das eigentliche Erfolgsstück dieser Finanzierungsart.
Welches Projekt eignet sich für eine Crowdfunding-Kampagne – unser Beispiel Kaahée
Nehmen wir unser Beispiel, das erfolgreiche Unternehmen Kaahée. Das Crowdinvesting-Projekt mit österreichischen Wurzeln sammelt auf Conda.de Kapital für ein neuartiges Getränk, einen Anti-Hangover-Drink. Und, Hand aufs Herz, wer hätte so etwas nicht schon einmal gut gebrauchen können? Die Marke wirkt frisch und jung, das Getränk schmeckt lecker und das Unternehmen hat sich im Herkunftsmarkt Österreich etabliert und ist im Lebensmitteleinzelhandel fast vollständig gelistet. All diese Faktoren tragen zum bisherigen Erfolg (über 500.000 Euro in weniger als drei Wochen!) und der darauf gefolgten Erhöhung des Fundingziels bei.
Jedoch sind die Erfolgskriterien für Crowdinvesting viel weiter gesteckt, als vielleicht auf den ersten Blick vermutet. Ein Produkt oder eine Dienstleistung, deren Mehrwert einfach an eine Vielzahl an Personen vermittelt werden kann, ist genauso geeignet wie ein regionales Projekt, dass die Einbindung der Mitbürger sucht und durch die Finanzierungs- bzw. Investitionsmöglichkeit eine Win-Win-Situation herbeiführen will. Über Crowdinvesting wurde schon von alternativen Energieerzeugern, über traditionelle KMUs mit neuen Wachstumsplänen bis hin zu Franchise-Unternehmen, die hohe Kundenbegeisterung schaffen, alles finanziert. Wichtig dabei ist, dass das Projekt einen hohen Nutzen daraus ziehen kann, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden und seine Zielgruppen aktiv anzusprechen.
Die Erfolgsformel für Crowdfunding-Kampagnen: Gute Planung
Sobald ein Projekt und eine Crowdinvesting-Plattform sich einig sind, kann die Planung der Kampagne begonnen werden. Denn gut geplant ist halb gewonnen. Einerseits gilt es, den Auftritt des Projekts auf der Plattform zu gestalten und dabei rechtlichen Vorschriften zu entsprechen, sowie die Formvorgaben der Plattform zu erfüllen.
Step 1: Die Basis der Crowdfunding-Kampagne – die Fakten zum Investment-Case
Der Businessplan und die Finanzierungsrechnungen des Unternehmens bilden die Basis dafür. Hinzu kommen dann noch Beispielrechnungen der Investition, Informationsblätter für Investoren und darüber hinaus vielleicht auch Informationen für Crowdinvestoren anderer Länder, sofern die Kampagne länderübergreifend stattfinden soll.
Wie das aussehen kann, haben wir hier am Beispiel von Kaahée als pdf für euch. Einfach auf das Bild klicken und downloaden.
Das Projekt muss außerdem einfach verständliche Texte zum Produkt und dem Geschäftsmodell sowie aussagekräftige Fotos bereitstellen.
Hier bietet die Kampagne auch eine gute Chance, sich und sein Projekt gut aufzustellen. Logodesign, Cooperate Idendity, gute Slogans und das passende Pressematerial – all das brauchst du für dein Startup sowieso. Und hier legst du den Grundstein dafür.
Schaut euch an, wie es Kaahée gemacht hat. Hier der Flyer zur deutschen Crowdinvesting-Kampagne:
Dazu kommt ein Video, das in knapp zwei Minuten eigentlich alles andere überflüssig machen sollte.
Das Video ist tatsächlich für viele Kampagnen beinahe das wichtigste und was die Aussenwirkung betrifft, auch das am schnellsten spürbare Mittel. Aber Vorsicht: Gerade Investoren, die ein bisschen aktiver im Crowdinvesting unterwegs sind, betonen, dass ihnen das Video einen emotionalen Einstieg ins Projekt verschafft. Dann aber die harten Zahlen geprüft werden.
So sieht das Crowdinvesting-Video auf Conda.de von Kaahée aus:
Step 2: Die Planung von Story, Zielgruppen, Ansprechpartnern & Budget
Damit die schöne Projektseite dann auch ausreichend Besucher bekommt und Investoren gewinnt, werden Rahmenaktivitäten rund um die Kampagne geplant. Dabei helfen folgende Fragen beim Aufbau der Kommunikation:
- Wie lautet meine Investor-Story?
- Wer sind meine Zielgruppen und wie spreche ich sie an?
- Welche Netzwerke, Kommunikationspartner oder Multiplikatoren kann ich nutzen?
- Welches Budget habe ich für Marketingmaßnahmen, bzw. welche bestehenden Aktivitäten kann ich für die Kampagne nutzen?
- Wo finde ich meine ersten Investoren, um die Kampagne erfolgreich zu starten?
Dabei geht es nicht nur um die Erstellung formschöner Listen, sondern um konkrete Action-Points, mit deren Umsetzung sofort begonnen werden kann. Noch bevor das Projekt von der Kampagne spricht, kann es bereits durch PR-Arbeit oder Aussendungen an eigene Verteiler, wie Kunden-Mailings oder Social Media Nachrichten, eine positive Stimmung rund um das Unternehmen aufbauen.
Step 3: Der Herz der Crowdfunding-Kampagne – die Story, die begeistern soll
Nichts erreicht Menschen mehr als Geschichten von Menschen. Für deine Kampagne heisst das: Finde etwas an deinem Projekt, dass man in einer schönen Geschichte erzählen kann. Wie bist du auf die Idee gekommen ist eine klassische Storyline. Nutze sie nur, wenn sie spannend ist. Wer hat dich auf deinem Weg bisher begleitet und einen großen Anteil an dem Startup – könnte eine weitere Geschichte sein. Wenn sie gut ausgeht. Mach dir bei deiner Geschichte immer klar: völlig ausgedacht sollte sie nicht sein, dass durchschauen die Menschen. Aber die ein oder andere Übertreibung bringt das Salz in die Suppe. Und: Die Geschichte sollte dein Produkt stärken, es interessanter, wichtiger, durchdachter machen.
In unsem Beispiel ist Kaahée-Gründer Julian ein Unternehmer mit Charme und erzählt gerne seine Geschichte, wie er in Südamerika auf die Wirkung der Kaktusfeige, ein essentieller Bestandteil von Kaahée, durch einen Schamanen aufmerksam geworden ist und diese in Europa bekannt machen wollte. Er sprüht vor Überzeugung von seinem Produkt und weckt damit das Interesse der Kunden, aber auch das Vertrauen der Crowdinvestoren.
Julian Juens Pitch bei „2min / 2 Millionen“, der österreichischen Variante von „In der Höhle der Löwen“:
Dabei betreibt er die Kampagne gezielt als Marketingmaßnahme und verknüpft die Kommunikation seines Produkts und die Möglichkeit in sein Unternehmen zu investieren geschickt. Mit seinem Team hat er Marketing-Aktivitäten vorbereitet und mit der Crowdinvesting-Plattform CONDA abgestimmt, damit sich seine Erfolgsstory wie ein roter Leitfaden durch die Kampagne zieht.
Step 4: Die Kür der Crowdfunding-Kampagne – Das Geld der Crowd wird deins
Erfolgsmeldungen von guten Verkaufszahlen, gewonnenen Awards oder strategischen Kooperationen eignen sich (neben der Story) dafür bestens. Diese Informationen verankern sich bei der Zielgruppe und lassen das Unternehmen wirtschaftlich attraktiv erscheinen.
Darüber hinaus kann auch schon völlig zwanglos ein Interessentenpool aufgebaut werden, einfach durch das Sammeln von Visitenkarten, Erstellen von Listen oder die Eintragung in einen Crowdinvesting Mailing-Verteiler. Diese Personen können dann gezielt mit Informationen zum Unternehmen bespielt werden und sind die ersten, die es erfahren, wenn die Kampagne startet.
Step 5: Die Ankündigungsphase beim Crowdfunding – bau Spannung auf
Eine besondere Bedeutung kommt auch der Ankündigungsphase zu, die auf Conda.de meist zwei Wochen dauert. In dieser Zeit nutzen die Plattform und das Projekt alle Möglichkeiten, um Spannung aufzubauen. Auch hier ist Kaahée mit gutem Beispiel vorangegangen und hat eine eigene Teaser-Seite auf ihrer Website angelegt und das bevorstehende Crowdinvesting subtil angekündigt, sowie Tracking Pixel genutzt, um potentielle Investoren zum Start der Kampagne aktivieren zu können.
Das Fazit zur Planung der Crowdfunding-Kampagne
Wer in die Vorbereitung der Kampagne ausreichend Zeit investiert, erhält es während des Crowdinvestings lohnend zurück. Denn nur eine klare Nachricht, die vom Unternehmen selbst authentisch vorgebracht wird, überzeugt die Crowd und bringt den gewünschten Erfolg. Aber dazu mehr in unserem Beitrag nächste Woche, wenn es um best practice und mögliche Stolpersteine in der Kampagnenumsetzung geht.
Linktipps auf Gründerküche
Wie geht es weiter? Was könnt ihr machen, damit die endlich losgelaufene Crowdfunding Kampagne wirklich ein Erfolg wird? Mehr erfahrt ihr im Fachartikel „Die erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne (Teil 2) – So führst du deine Kampagne zum Ziel | am Beispiel Kaahée„.
Ihr wollt mehr wissen zum Startup Kaahée? Hier die Gründerstory.
Crowdinvesting auf Conda – im Blitzlicht lest ihr, wie es geht.
Fachartikel „Crowdfunding für Startups – So finanziere ich mein Projekt durch die Crowd“