Checkliste: gemeinnützige GmbH (gGmbH) und Verein im Vergleich

Soziale und gemeinnützige Initiativen und Projekte ebenso wie social startups brauchen auch einen stabilen rechtlichen Rahmen. In den meisten Fällen ist das die Rechtsform des Vereins – die bringt aber auch einige Nachteile mit sich. Für Unternehmen mit gemeinnützigen Zielsetzungen ist die gemeinnützige GmbH (kurz: gGmbH) in vielen Fällen oft die bessere Alternative. Warum, lesen Sie hier.

Grüne Technologien, soziales Engagement und Bürgervertretung – Soziale Startups sind eine kleine, aber feine Gemeinde, die in Deutschland stetig wächst. Doch während sich früher Menschen mit gleichen Zielen und Interessen in einem Verein versammelt haben, geht das heute viel professioneller: in der gemeinnützigen GmbH.

Die gGmbH (also, die gemeinnützige GmbH) boomt: Immer mehr Unternehmen mit gemeinnützigen Zielen nutzen diese spezielle Gesellschaftsform. In den Großstädten ist ihre Zahl von 2011 bis 2013 um 29 Prozent (Berlin) und 17 Prozent (Hamburg) gestiegen! Etwa jeder Dritte der etwa 2,6 Millionen Beschäftigten in gemeinnützigen Organisationen arbeitet inzwischen in einer gGmbH, so zeigt eine aktuelle Erhebung des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Verein vs. gGmbH – Die Vorteile der gemeinnützigen GmbH

Größter Vorteil der gGmbH: Sie gilt gegenüber dem Verein als flexiblere und schlankere Alternative. „In ehrenamtlichen Geschäftsführungen und der Mitbestimmung durch die Mitgliederversammlung sehen die professionellen Dienstleister also immer häufiger eine Art Ballast“, so WZB-Forscher Patrick Droß. deutlich. In Vereinen wird jede wichtige Entscheidung in der Regel von der Mitgliederversammlung getroffen – sie ist also praktisch dem Willen der Mitgliedermehrheit unterworfen.

Außerdem wird der Vereinsvorstand immer nur auf eine bestimmte Zeit gewählt und kann nach dieser Periode faktisch komplett abgewählt und durch neues Personal ersetzt werden. Kontinuierliche Aufbauarbeit und konsequente Zielverfolgung sind bei diesem häufigen personellen Wechsel oft schwierig.

Anders ist das bei der gGmbH: Exakt wie bei der wirtschaftlich tätigen GmbH gibt es hier eine feste Gesellschafter-Riege und eine Geschäftsführung, die die gesamten Geschäfte der GmbH überblickt und leitet und dabei nicht fürchten muss, abgewählt zu werden. Zudem ist die Kapitalbasis bei der GmbH wesentlich breiter und das wirtschaftliche Ansehen einer GmbH wegen der relativ größeren Stabilität und Kontinuität der Tätigkeit in der Regel sehr viel besser als beim Verein.

Verein vs. gGmbH – Die Nachteile der gemeinnützigen GmbH

Doch es soll nicht verschwiegen werden, dass die Organisation in einer gGmbH auch Nachteile hat: Zum einen muss sie wie eine klassische GmbH Bilanzen erstellen, es gelten alle Vorschriften des HGB bezüglich der Buchführung und Bilanzpflicht.

Außerdem laufen gemeinnützige Organisationen Gefahr, ihre wirtschaftliche Orientierung zu stark in den Fokus zu stellen. Sie könnten den Kontakt zur Basis und im schlimmsten Falle sogar die eigentliche Mission aus den Augen verlieren. Hier gilt es, sich in eigenen sozialen Grundsätzen Grenzen des Effizienzdenkens zu setzen.

Checkliste: gGmbH oder Verein?

Verein oder gGmbH – bevor man diese Entscheidung trifft, sollten grundlegende Fragen zum eigenen Geschäftsfeld, zur Organisation und zu den wirtschaftlichen Abläufen geklärt sein. Diese Checkliste hilft Ihnen dabei, sich für die richtige Rechtsform zu entscheiden.

gGmbH Verein
Handelt es sich beim geplanten Vorhaben überhaupt um eine gemeinnützige Tätigkeit im Sinne des Steuergesetzes?
Ist die Tätigkeit kontinuierlich auf lange Frist geplant oder eher als einzelne Projekte?
Wird eine wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt (etwa Betrieb eines Kindergartens)?
Gibt es viele Kooperationen mit Playern in der Wirtschaft?
Sollen die Leitenden ein Gehalt für ihre Tätigkeit beziehen? Das geht nur bei der gGmbH.
Finanzielle Mittel müssen möglichst zeitnah und unmittelbar eingesetzt werden.
Müssen Geldmittel langfristig angelegt und eingesetzt, unter Umständen auch höhere Geldreserven angelegt werden, um einen bestimmten Zweck zu erreichen?
Ist eine feste personelle Besetzung in den Leitungsfunktionen und eine professionelle, entgeltliche Unternehmensleitung wichtig oder hilfreich?
Wie hoch ist der Kapitalbedarf und kann das Stammkapital aufgebracht werden? Wenn nein, besteht die Möglichkeit der Gründung einer gUG (haftungsbeschränkt) und eine spätere Umwandlung in eine gGmbH.
Lassen die geforderten Bedingungen im gesetzlich vorgegebenen Muster die Tätigkeit ohne Probleme zu? Vereinsstatuten sind – auch bei Gemeinnützigkeit – hier oft etwas flexibler.

Vorteile des Vereins gegenüber der gGmbH

Auch wenn insbesondere für professionell arbeitende Organisationen vieles für die gGmbH spricht, ganz ist der Verein nicht wegzudenken. Zum einen sollte man die Außenwirkung nicht unterschätzen: Vereine gelten noch immer als klassisch basisdemokratisch und damit ihren Motiven treu. Die gGmbH hingegen strahlt ihre Professionalität auch nach außen.

Und: Beim Verein ist der Mitgliederwechsel recht unproblematisch. Bei der gGmbH hingegen müssen Geschäftsanteilen mit notarieller Beurkundung übertragen werden. Ein aktuelles Verzeichnis der Gesellschafter ist beim Amtsgericht zu hinterlegen. Dieser hohe Verwaltungsaufwand lohnt sich nur, wenn Gesellschafter recht stetig bleiben.

Weiterführende Infos zu gGmbH und Verein

Wie man eine gGmbH gründet, erfahren Sie in diesem Fachartikel „gGmbH gründen in 7 einfachen Schritten – inklusive Mustersatzung“.

Wie man einen Verein gründet, erfahren Sie in diesem Fachartikel „Verein gründen: Schritt für Schritt Anleitung zur Gründung eines Vereins“.

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