Seed-Finanzierung für Startups: Kredite für Unternehmensgründer

Gründer brauchen Geld, um ihre Ideen umzusetzen. Doch die Seedfinanzierung bei Startups ist risikoreich: Die Early-Stage-Finanzierung gilt als schwierigste Finanzierungsrunde, denn Investoren muss in eine Idee, eine Vision und ein Team investieren, ohne auf ein klares Produkt, einen definierten und erprobten Markt oder gar ein funktionierendes Unternehmen zu bauen. Welche Möglichkeiten es für Gründer gibt, an Geld zu kommen, zeigt dieser Fachartikel.

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Gründer brauchen Geld, um ihre Ideen umzusetzen. Doch die Seedfinanzierung bei Startups ist risikoreich: Die Early-Stage-Finanzierung gilt als schwierigste Finanzierungsrunde, denn Investoren muss in eine Idee, eine Vision und ein Team investieren, ohne auf ein klares Produkt, einen definierten und erprobten Markt oder gar ein funktionierendes Unternehmen zu bauen.

In unserem Fachartikel „Finanzierungsmöglichkeiten für Startups“ erklären wir zehn mögliche Geldquellen generell. Für die Seedphase eigenen sich aber letztendlich die folgenden Hauptgeldquellen:

Besten Quellen zur Seedfinanzierung sind:

Bankkredite für Unternehmensgründer – Möglichkeiten und Probleme

Was braucht es für ein erfolgreiches Startup-Unternehmen, abgesehen von einer soliden, markttauglichen Geschäftsidee? Ganz klar, ein ausreichend großes Startkapital, um die eigene Firma an den Start zu bringen. Als vermeintlich erster Ansprechpartner in Geldangelegenheiten sind es aber gerade die Banken, die angehenden Unternehmern ernsthafte Schwierigkeiten bereiten.

Eine Befragung von 131 Unternehmen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aus dem vergangenen Jahr zeigt zwar ein insgesamt recht positives Bild hinsichtlich der Kreditvergabe an die Firmen. Der Anteil der Teilnehmer, die die Aufnahme eines Kredites für leicht hielten, liegt demnach bei 44 Prozent. Deutlich sichtbar ist aber die Diskrepanz zwischen schon gewachsenen Unternehmen, deren Umsatz deutlich über einer Million Euro liegt zu den umsatzschwächeren Jungunternehmen.

Während in der Gewichtsklasse zwischen einer Million bis 50 Millionen der Kreditzugang mit insgesamt 50 oder mehr Prozent als leicht eingestuft wurde, liegt dieser Wert bei noch jüngeren Unternehmen mit 24 Prozent gerade einmal knapp bei der Hälfte. Im Gegensatz dazu sind bewerten fast 40 Prozent dieser Firmen die Kreditvergabe als schwierig – das ist vergleichsweise deutlich über dem Gesamtdurchschnitt, die befragten Unternehmen mit einem Umsatz jenseits der 50-Millionen-Euro-Marke kennen solche Schwierigkeiten überhaupt nicht mehr.

 

Kredite für Startups Grafik 2Wenngleich sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten zumindest keine Verschlechterung der Geschäftsbeziehungen zu den Banken ausmachen lässt, so bereiten die Forderungen der Geldinstitute jedoch schon vorab Probleme. Besonders Jungunternehmen empfinden die gestiegenen Anforderungen bei der Dokumentation, der Offenlegung, der Eigenkapitalquote und der Kreditsicherheiten als Hindernis. In der Folge hat jede dritte kleinere Firma – also mit einem Umsatz bis zu einer Million Euro – Schwierigkeiten, überhaupt einen Bankkredit zu erhalten.
Das ist aus Unternehmenssicht natürlich bedauerlich, aus der Perspektive der Banken allerdings auch nachvollziehbar: Bei Existenzgründungen gibt es für die Kreditinstitute keinerlei Anhaltspunkte, wie hoch das Risiko des Investitionsverlustes tatsächlich ausfallen könnte. Zudem sind die Geschäftsideen oder Produkte selbst womöglich derart innovativ oder ungewöhnlich, dass schlichtweg keine zuverlässige Prognose getroffen werden kann, ob sie am Markt etabliert werden können.

Schwierig einzuschätzen sind für die Banken auch die betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten und das Durchhaltevermögen der Firmengründer. Erstere ließen sich zwar anhand von Businessplänen und den beruflichen Qualifikationen ablesen, allerdings ist vielen Instituten der Aufwand einer Überprüfung von Businessplänen – besonders im Vergleich zu herkömmlichen Kreditnehmern – einfach zu hoch. Dazu kommt die Problematik gescheiterter Startups, die oftmals schon nach wenigen Jahren aus verschiedensten Gründen ihre Arbeit einstellen.

Finanzierungsalternative 1: Darlehen von Privatpersonen

Eine eventuell heikle, aber dennoch bestehende Möglichkeit, das nötige Geld für eine Firmengründung aufzubringen, sind Darlehen von Angehörigen. Heikel ist das Leihen von Geld innerhalb der Familie hauptsächlich deshalb, weil die Verbindung der Darlehenspartner wesentlich stärker auf einer emotionalen Basis ruht, als das bei reinen Geschäftspartnern der Fall. Die Grundvoraussetzung für die Darlehensvergabe ist somit ein ausreichend großes gegenseitiges Vertrauen.

Umgekehrt entsteht dieses Vertrauen durch die familiäre Bindung sehr viel schneller und es kann sehr viel eher auf ein Entgegenkommen im Falle unerwartet auftretender Zahlungsschwierigkeiten gehofft werden, als bei einem Vertrag mit einer Bank: Das Aussetzen oder Aufschieben der Tilgung ist so sehr wahrscheinlich leichter zu erreichen. Dennoch sollten die Risiken bei einem innerfamiliären Kapitaleinsatz schon im Vorfeld klar benannt werden.

Besteht dann immer noch kein Argument gegen das Darlehen, ist das Aufsetzen eines Darlehensvertrages ratsam. Der sollte die Höhe des Darlehensbetrags enthalten, dazu den Verwendungszweck, die Höhe der Verzinsung – sofern diese überhaupt vereinbart wird – und Zeitpunkt und Art der Rückzahlung.

Finanzierungsalternative 2: Take your own money & Arbeitgeberdarlehen

Auch als hauptberuflich Angestellter gibt es die Möglichkeit, daneben ein selbständiges Gewerbe zu führen. Das fällt, wie jeder andere Nebenerwerb auch, unter die Informationspflicht gegenüber dem Arbeitgeber. Diese Konstellation stellt zwar einen ziemlichen Spagat zwischen Haupterwerb, eigenem Unternehmen und möglicherweise der Familie dar, bietet andererseits aber auch ihre Vorteile: So kann beispielsweise die Geschäftsidee zunächst erprobt werden, bevor der Schritt zur hauptberuflichen Selbständigkeit vollzogen wird.

Außerdem erleichtert ein festes Einkommen die Finanzierung der eigenen Pläne und reduziert dazu das finanzielle Risiko eines Scheiterns. Ob für den Aufbau der nebenerwerblichen Existenzgründung Mittel aus einem möglichen Arbeitgeberdarlehen genutzt werden können, ist eine rechtliche Frage, die an dieser Stelle nicht final geklärt werden kann. Eine solche Form der finanziellen Unterstützung soll schließlich in erster Linie der längerfristigen Bindung an das Unternehmen dienen.

Richtig ist aber auch, dass Arbeitsvertrag und Darlehensvertrag getrennt voneinander zu betrachten sind. Letzterer muss darüber hinaus vornehmlich Angaben zur Laufzeit, der Höhe des Darlehens, dem Zinssatz, den Rückzahlungsmodalitäten, Sicherheiten und Kündigungsmöglichkeiten enthalten. Eine verbindliche Festlegung des Verwendungszwecks gibt es jedoch, so das Urteil des Landesarbeitsgerichts Rheinland-Pfalz (14. Juli 2011; Az: 10 Sa 133/11), zunächst einmal nicht – im Zweifelsfall muss das freiwillige Darlehen mit dem Arbeitgeber dahingehend verhandelt werden.

Finanzierungsalternative 3: Schuldscheindarlehen

Eine Möglichkeit der langfristigen Fremdkapitalfinanzierung sind Schuldscheindarlehen. In diesem Fall besteht das Vertragsverhältnis zwischen dem Unternehmen und der Bank, die jedoch in erster Linie als Mittler fungiert. Die Schuldscheine werden zur Kapitalgewinnung ähnlich wie Aktien mit anderen Investoren gehandelt, allerdings in einem wesentlich kleineren Rahmen – da sie keine Wertpapiere im eigentlichen Sinne sind, werden sie auch nicht an der Börse gehandelt.

Das wiederum muss jedoch kein Nachteil sein. Neue Kapitalgeber lassen sich auch auf diesem Wege finden, zudem fallen die Emissionskosten im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen wesentlich geringer aus. Durch die festgelegten Laufzeiten, die zwischen drei und sieben Jahren liegen, ist auch eine längerfristige Bindung an die Gläubiger möglich.

Ebenfalls von Vorteil ist das Fehlen einer formellen Untergrenze für den Umfang der Schuldscheine, die somit in ihrer Höhe den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Unternehmen angepasst werden können. Lediglich hinsichtlich der Tilgung muss eine gewisse Voraussicht walten, denn die wird am Ende der Laufzeit fällig. Zumindest müssen sich Jungunternehmer, anders als bei üblichen Krediten, bei Schuldscheinen keine Gedanken über etwaige Sicherheiten machen – die sind im Normalfall nicht notwendig.

Finanzierungsalternative 4: Staatliche Fördermittel, Gründerfonds & Co

Auch wenn die Kreditvergabe gerade für entstehende Startups und noch junge Unternehmen eine schwer zu überwindende Hürde darstellt, so ist das Spektrum an Finanzierungsalternativen doch inzwischen sehr umfangreich. Bund und KfW unterhalten zur Unterstützung von Existenzgründungen eigene Programme, dazu kommen Förderungen durch Landesbanken oder die Möglichkeit, fremdes Kapital auf dem Wege des Crowdfunding zu bekommen. Mit ausreichender Initiative lässt sich letztlich vielleicht sogar die Hausbank doch noch erweichen, in eine neue Geschäftsidee zu investieren.

Finanzierungsalternative 5: Accelerator Programme

Immer mehr Unternehmen und Organisationen erkennen, dass sie innovative Gründer schon früh an sich binden sollten. Und sei es, um sich im positiven Licht der Früh-Förderung und der Innovationskraft der jungen Startups zu sonnen. Startup-Accelerator interessieren sich vor allem für Gründer, deren Geschäftsidee schon einigermaßen erkennbar ausgearbeitet ist. Und sie nehmen häufig Unternehmensanteile. Je nach Accelerator Programm winken im Gegenzug Startups finanzielle Hilfe (also eine Anschubfinanzierung), Coaching, Infrastruktur inklusive Räumlichkeiten und Unterstützung in PR- und Marketing.

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