„Es geht ums Machen, Machen, Machen – und Testen“ | Warum innovative Mainzer:innen bei PunchOut.Tech mitmachen sollten
Das Innovationsprogramm PunchOut.Tech fördert in Mainz die reale Umsetzung von Ideen und bringt Teilnehmer:innen kostenlos die wichtigsten Startup-Methoden bei. Mittlerweile geht das Format in die dritte Runde und ist eine echte Erfolgsgeschichte. Über die Gründe für den Erfolg haben wir mit Sarah Betzel-Göb von der Leitstelle für Gründerinnen und Gründer gesprochen.
Was ist PunchOut.Tech Mainz eigentlich?
Sarah Betzel-Göb: PunchOut.Tech ist ein siebenwöchiges Innovationsprogramm, das wir als Mainzer Wirtschaftsförderung zusammen mit unserem Kooperationspartner Founders Fight Club veranstalten. Mainzer Unternehmen und Institutionen können Herausforderungen, sogenannte Challenges, stellen, für die von den Teilnehmenden im Programm digitale Lösungen erarbeitet werden.
Beim Kick-off stellen die Unternehmen ihre Challenges vor und die Teilnehmenden suchen sich die Herausforderung aus, an der sie gerne arbeiten würden. Teilnehmen kann jeder: Gründende, Gründungsinteressierte, Young Professionals und Studierende. Auch Mitarbeitende der Challenge-Unternehmen können mitmachen.
Also ist PunchOut.Tech Mainz nicht nur für Startups, sondern für alle offen …
Genau. Am Anfang wollten wir vor allem die Mainzer Startup-Szene und die Wirtschaft miteinander verschmelzen, haben dann aber festgestellt, dass das Programm nicht nur für Gründende geeignet ist. Sondern auch für Young Professionals und Studierende. Die gelernten Tools können sie direkt in ihren Arbeits- bzw. Studienalltag anwenden.
Das Programm eignet sich bestens, den eigenen Horizont zu erweitern.
Welche Benefits haben die Teilnehmenden?
Viele Teilnehmende wollen herausgefordert werden. Sie finden es ultraspannend, sich an konkreten Beispielen mit Innovationen, mit neuen Technologien, Tools und agilen Methoden auseinanderzusetzen. Das Programm eignet sich bestens, den eigenen Horizont zu erweitern. Und natürlich haben sie unheimlich viel Spaß daran, sonst würden sie die sieben Wochen wohl gar nicht durchhalten. (lacht) Wobei der zeitliche Aufwand neben einer Vollzeitstelle oder einem Studium durchaus stemmbar ist.
Nicht zuletzt ist PunchOut.Tech eine hervorragende Möglichkeit, sein Netzwerk zu erweitern. Weil das Format digital durchgeführt wird, haben wir Teilnehmende aus dem Norden Deutschlands bis in die Schweiz. Einige Leute haben nach dem Programm gemeinsam an eigenen Businessideen getüftelt, andere haben danach von einem Mainzer Challenge-Geber Aufträge für Projektarbeiten erhalten. Also alles ist möglich.
Wie läuft das Programm konkret ab?
Wir treffen uns einmal pro Woche für ein bis zwei Stunden zu sogenannten „Townhall-Meetings“, in denen ein konkretes Thema bearbeitet wird. Mit verschiedenen Startup-Techniken kommen wir in den sieben Wochen dann zum MVP. Zu jedem Themenschwerpunkt gibt es eine Wochenaufgabe, die von den Teams gelöst werden muss und mit Punkten und kleinen Preisen honoriert wird.
Gerade für etablierte Firmen sind Impulse von außen manchmal wichtig, auch weil dadurch einfache Lösungen für Problemstellungen gefunden werden können.
Was verspricht sich die Stadt Mainz von PunchOut.Tech?
PunchOut.Tech ist für uns ganz klar ein Innovationstreiber. Wir wollen mit dem Programm den Mainzer Mittelstand mit jungen, agilen Menschen vernetzen und Impulse vor allem in Hinblick auf die Digitalisierung geben. Gerade für etablierte Firmen sind Impulse von außen manchmal wichtig, auch weil dadurch einfache Lösungen für Problemstellungen gefunden werden können.
Welchen Einfluss hat das Format auf die lokale Gründerszene?
PunchOut.Tech Mainz und die Founders Fight Night als Abschlussveranstaltung haben sich als feste Programmpunkte der Mainzer Gründungssze etabliert. Netzwerke sind dadurch entstanden und neue Inhalte erarbeitet worden. Der Praxisbezug ist sehr hoch: Es geht einfach nur ums Machen, Machen, Machen – und Testen.
PunchOut.Tech Mainz findet 2022 zum dritten Mal statt: Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Format?
Wir haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht. In jeder Ausgabe haben wir analysiert, was gut lief und wo wir das Konzept noch besser anpassen können. Das hat zur Folge, dass mittlerweile Mainzer Unternehmen von sich aus auf uns zukommen und Challenges stellen wollen.
Welche Unternehmen beteiligen sich an PunchOut.Tech?
Der größte Teil der Challenges wird von Unternehmen aus Mainz gestellt. Dazu kommen einige externe Partner vom Founders Fight Club. Grundsätzlich sind alle Unternehmen willkommen. Wir hatten schon alles dabei: Startups, junge Unternehmen, die der Startup-Phase gerade entwachsen waren, etablierte Mittelständler, kommunale Betriebe. Die konkreten Challenges werden vor Programmstart bekannt gegeben.
Wie gut klappt die Einbindung von privater und kommunaler Wirtschaft?
Sehr gut. Wir haben eine gute Mischung aus kommunaler und privater Wirtschaft gefunden. Das Programm zeichnet sich ja durch die vielfältigen Challenges aus. In Erinnerung geblieben ist mir eine Challenge zur Verringerung der Waldbrandgefahr im Mainzer Lennebergwald. Damals hat sich das Team „Burnout“ gebildet und eine smarte IoT-Lösung entwickelt: Es ging darum, aktuelle Daten über die Bodenfeuchtigkeit zu sammeln und zu übermitteln. Die Problemlösung war so gut, dass das Projekt von der Klimaschutzstiftung gefördert wurde und umgesetzt werden konnte.
Gibt es etwas, was Sie bei PunchOut.Tech Mainz noch besser machen können?
In der Vergangenheit hatten wir einige Challenges, die nicht besetzt werden konnten. Wir würden also gern die Zahl der Teilnehmenden noch weiter steigern und Studierende für das Programm gewinnen, die dadurch praktisch anwenden können, was sie gelernt haben. Das ist ein echter Mehrwert. Deshalb werden wir unsere Marketingmaßnahmen 2022 noch mal passgenauer auf das Zielpublikum zuschneiden. In der ersten Ausgabe 2020 war es eine Studentin, die den besten Pitch hingelegt hat und ihren Kommiliton:innen durch das agile Mindset, das bei Punch.Out.Tech gefördert wird, eine Menge voraushatte.
Alle Akteur:innen sind sehr gut vernetzt und engagiert.
Welche Challenge ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Es gab viele spannende und auch sehr unterschiedliche Challenges. Ein Beispiel: Ein Hotel wollte nicht täglich viele Reste vom Buffet wegwerfen und hat eine Lösung für ein digitales Ordermanagement gesucht, um die Abfallmenge zu reduzieren. Daraus entstand eine Breakfast-App, die das Finale mit einem herausragenden Pitch von der eben erwähnten Studentin gewonnen hat. Was sie im Pitch-Training gelernt und wie sie das Gelernte umgesetzt hat, hat mich ziemlich beeindruckt.
Zum Schluss noch: Was zeichnet die Mainzer Gründerszene aus?
Alle Akteur:innen sind sehr gut vernetzt und engagiert. Die Institutionen, wie Kammern, Hochschulen und öffentliche Player arbeiten eng zusammen und sind in ständigem Austausch untereinander und mit den Startups, die dadurch intensiv betreut werden können.
Sarah Betzel-Göb liegt Entrepreneurship spätestens seit dem Studium im Blut. In der Mainzer Leitstelle für Gründerinnen und Gründer fördert sie den Austausch in der Startup-Szene und sucht innovative Möglichkeiten, um das Gründeröksystem und den Mittelstand in der Landeshauptstadt zu vernetzen.