Onlineshops: so optimiert ihr Lagerhaltung, Versand und Logistik
Eure Waren müssen zum Kunden, schnell und gut verpackt. Doch wie organisiert ihr diese Logistik heute am besten? Tipps für Lagerhaltung, Versand und Logistik.
Gute Aussichten: Marktchancen im Onlinehandel
Für Gründer im Onlinehandel stehen die Chancen gut: Der deutsche Online- und Versandhandel verzeichnet ein Wachstum von mehr als 10 Prozent 2020. Umsätze von weit über 80 Milliarden Euro werden laut Zahlen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. im E-Commerce erwartet. Besonders beliebt sind Kleidung, Kosmetik und Parfüm, Produkte für Haus und Garten sowie Elektronik.
Damit ihr an diesem Boom beteiligt sein könnt, gilt es nicht nur, einen tollen Onlineshop aufzubauen. Ihr müsst auch eure Versandlogistik diesen Wachstumschancen anpassen. Alles beginnt mit einer effizienten Lagerhaltung.
Effiziente Lagerhaltung für euren Onlineshop
Lagerflächen sind teuer – je nach Standort, etwa in Großstädten, auch exorbitant. Nicht ohne Grund bauen große Onlinehändler ihre Lager irgendwo in der Fläche, wo Baugrund noch etwas preiswerter zu haben ist. Solltet ihr aber eure Waren in München, Hamburg, Berlin oder Köln lagern wollen, müsst ihr jeden Quadratmeter sehr gut nutzen, damit nicht allein schon die Kosten für die Lagerung eure Bilanz verhageln.
Für den kleinen Onlineshop für selbst produzierte Waren wie Handyhüllen, Topflappen oder coole Schlüsselanhänger tut es vielleicht eine Kammer im eurer Wohnung. Doch mit dem Wachstum kommen die Schwierigkeiten und ihr solltet hier immer auch schon voraus denken.
Lagerräume selbst mieten
Natürlich könnt ihr euch einen geeigneten Lagerraum für eure Produkte suchen. Voraussetzung sollte neben dem Mietpreis auch die Zugänglichkeit für euch (etwa Anfahrt mit dem LKW oder PKW), die Trockenheit und Temperatur sowie die Sauberkeit der Räume sein. Um effizient zu sein, solltet ihr ein Lagersystem haben.
Bedenkt auch diese Voraussetzungen:
- euer Lagerraum sollte gesichert, eventuell sogar mit einer Alarmanlage, sein
- wie könnt ihr die Warenannahme in eurer Abwesenheit organisieren
- gibt es (günstige) Versandmöglichkeiten vor Ort
Selfstorage für E-Commerce
Wollt ihr mehr als nur eine möglichst preiswerte Lagerfläche (oder die ist in eurer Stadt gar nicht mehr zu bekommen), dann können euch Anbieter von Selfstorage-Flächen helfen. In vielen Städten sind diese Mietlager inzwischen verbreitet. Sie sind zwar teurer als eine normale Lagerhalle – ihr könnt aber zum einen hier flexibler mitwachsen und neue Flächen hinzu mieten und auch wieder kurzfristig stornieren. Ausserdem bieten die Selfstore-Anbieter wie Storebox oder Sharehouse noch zusätzliche Services wie Versicherung, Bewachung, Schließfächer oder auch Warenannahme.
Benötigter Lagerplatz richtig berechnen
Ob eigene Lager-Immobilie oder Selfstorage – die Frage ist, wie viel Platz benötigt ihr eigentlich? Natürlich ist der benötigte Lagerplatz abhängig von euren Produkten – aber es gibt eine Faustformel, nach der ihr die Größe eures Lagers in etwa berechnen könnt.
Lagerkapazität = (Fläche des Lagers in qm minus nicht zur Lagerung genutzte Bereiche (etwa zum Rangieren, Gänge und Aufenthalt)) mal maximale Lagerhöhe
Finde die Nadel im Heuhaufen: Ein Lagerverwaltungssystem
Ob die Verfügbarkeit eurer Produkte, eine schnelle Inventur oder auch nur die Suche nach dem gerade für den Versand gedachte einzelne Produkt: Eure Lagerhaltung sollte einem System entsprechen. Auch hier gilt: So lange alles klein ist, habt ihr das vielleicht noch im Blick. Ob Mitarbeiter euer System der Ablage und Lagerung intuitiv verstehen und sich daran halten, sei schon mal in Frage gestellt.
Deshalb ist es sinnvoll, schon frühzeitig ein Lagerverwaltungssystem (Warehouse Management System wird als Begriff immer gängiger) einzuführen. Häufig sind solche Systeme Teil eines großen ERP, mehr dazu in unserem Fachartikel Checkliste: Welches ERP System passt zu meinem Unternehmen? Eine Liste möglicher ERPs findet ihr hier: ERP-Systeme im Test: Welche ERP-Software zu eurem Startup passt
Vermeide dringend: Ausverkaufte Ware
Warum eine – am besten mit eurem Onlineshop direkt verbundenes – Lagerverwaltungssystem so wichtig ist, zeigt eine Herausforderung, die ihr euch schon recht schnell stellen müsst: die Verfügbarkeit eurer Produkte.
Absehbar fix verliert ihr Kunden, wenn ihr sie nicht über ausverkaufte Artikel informiert. Ebenso wie kundenfreundlliche Retouren müsst ihr bereits im Bestellvorgang die Verfügbarkeit sicherstellen.
Und ihr solltet flexibel auf die Nachfrage reagieren können: Was am meisten nachgefragt wird, solltet ihr problemlos nachbestellen und aufstocken können. Einige Systeme automatisieren die Nachbestellungen.
Alternativ könnt ihr auch gleich auf jegliche eigene Lager verzichten und mit einem noch recht neuen und immer beliebter werdenden Prinzip arbeiten, dem Dropshipping genannt. Hier läuft die Bestellung über euch aber sobald sie eingeht, wird sie an den Hersteller weitergeleitet und die Sendung dort bearbeitet. Ihr spart euch direkten Engpässe und den gesamten Lager- und Versandaufwand. Wie das genau geht haben wir hier in unserer Anleitung: Geld verdienen mit Dropshopping: so baust du Schritt für Schritt ein erfolgreiches Dropshipping-Business auf.
Produkte eures Onlineshops richtig verpacken
Auch beim Verpacken solltet ihr professionelle Ansprüche verfolgen. Ein paar Tipps:
Das richtige Verpackungsmaterial wählen
Für beinahe jede Form des Produktes gibt es auch den richtigen Karton, Archivboxen eignen sich zum Beispiel hervorragend für empfindliche Produkte, die wenig Spielraum zulassen. Druckerpapier oder Aktenordner werden in der Regel weniger gepolstert. Im Gegenzug muss der Karton dafür die exakten Maße besitzen, damit nichts verrutscht. Solltet ihr Kartons in speziellen Größen benötigen, bieten Shops auch Kartons nach euren individuellen Maßen an. Achtet also auf das richtige Material beim Versand eures Produktes. Insbesondere bei besonders schwere Waren, leicht zerbrechliche Produkten, Flüssigkeiten, usw sollte die Verpackung angepasst werden. Auch Stabilität sollte ein Maßstab sein. Für beinahe jede Form des Produktes gibt es auch den richtigen Karton, vom klassischen Schuhkarton bis zur Archivbox.
Verpackung spiegelt den Warenwert
Der Inhalt eures Pakets kann einen sehr hohen Warenwert besitzen, das sollte sich zwar in der Produktverpackung, nicht aber in der Versandverpackung widerspiegeln. Um Dieben nicht unnötig das Spiel zu erleichtern, sollte hier nichts auf den wertvollen Inhalt schließen lassen.
Verpackung lizenzieren
Das Verpackungsgesetz (VerpackG) verpflichtet seit 2019 Onlinehändler in Deutschland dazu, ihre Versandverpackungen bei einem „dualen System” zu registrieren. Ihr müsst euch über die Datenbank LUCID der Zentralen Stelle Verpackungsregister registrieren, sonst drohen hohe Bußgelder.
Richtige Verpackungsgröße wählen
So klein wie möglich, aber so groß wie nötig: Eure Ware sollte möglichst wenig im Paket hin und her rutschen können aber auch genug Abstand zum Rand haben, damit ihr das Paket ausreichend polstern könnt und die Ware geschützt ist. Experten empfehlen circa 5 cm Spiel zwischen Ware und Paket.
Retouren für Kunden vereinfachen
Auch wenn ihr eure Retouren so klein wie möglich halten wollt: Euren Käufern einen Stein beim Rückversand in den Weg zu legen, wird euch nur Kunden kosten, nicht die Retouren reduzieren. Benutzt Versandverpackung, die einfach wiederbenutzt, verschlossen und zurückgesendet werden können.
Individuelle Verpackungen: Euer Corporate Design auf dem Paket
Der erste Eindruck beim Kunden zählt: Pakete, die eure Markenbotschaft transportieren, sind eine tolle Visitenkarte für euer Unternehmen.
So verpackt ihr richtig
- schwere Gegenstände nach unten
- leichte Gegenstände nach oben
- empfindliche Gegenstände in die Mitte
- gleichmässige Verteilung des Gewicht auf dem Boden
- Hohlräume vermeiden
Optimaler Versand – schnell zum Kunden
Studien zeigen, Kunden legen immer mehr Wert auf Flexibilität bei den Zustelloptionen, sie wählen gern unter den verschiedener Versanddienstleistern und wünschen sich unkomplizierte Retouren. Dafür sind sie sogar bereit, einen Aufpreis zu zahlen. Ihr solltet also euren Kunden genau das bieten.
Euer Angebot: mehrere Versanddienstleister
Ihr solltet möglichst über mehrere Versanddienstleister versenden, damit bleibt ihr flexibel im Falle, dass es bei einem Anbieter zu technischen Problemen kommt oder zu Ausfällen aufgrund von Krankheitswellen oder Streiks.
Folgende Versanddienstleister gibt es:
- DHL
- GLS
- DPD
- UPS
- Deutschen Post
- FedEX
- Hermes
- TNT
- GO!
Grundsätzlich wünschen sich Kunden, dass die Versandoptionen schon auf der Produktseite angezeigt werden und die Änderung der Lieferdaten nach dem Kaufabschluss.
Darauf solltet ihr beim Versand achten
Und, um euch die Wichtigkeit eures Angebotes klar zu machen: Kunden kaufen in der Regel mehr, um einen Mindestbetrag für kostenlose Lieferung zu erreichen, wechseln konsequent den Onlineshop, wenn ihnen die Lieferoptionen nicht zusagen und bestellen nie wieder nach einer schlechten Liefererfahrung.
Ihr solltet auch Optionen für den schnellen Expressversand anbieten, etwa von DHL Express oder UPS Express.
Fullfilments im Versand- alles aus einer Hand
E-Fulfillment bieten sich insbesondere für größere Shops an: Dabei wird der gesamte Service vom Eingang der Bestellung, über die Bearbeitung bis hin zum Versand von einem Fullfilment-Anbieter übernommen. Ihr habt kein Lager, ihr kümmert euch nicht selbst um die Verpackung und den Versand und auch die Retouren werden von dem gebuchten Dienstleister übernommen.
Ob sich ein solches Angebot für euch lohnt, solltet ihr in jedem Falle einmal kalkulieren. Hier ein paar Anbieter zu eurer Orientierung.
Amazon FBA
Klar, der größte Onlineversender hat natürlich für die vielen Händler auf seiner Plattform das Fullfilment im Angebot. Ihr profitiert vom großen Amazon-Netzwerk und der immer weiter wachsenden Logistik (Amazon hat auch einen eigenen Lieferdienst).
DepotCity
Das junge Logistik Startup hat eine Mission: die „Plug & Play“ Lager-Lösung für alle, die eine flexible und skalierbare Fulfillment-, Lager-. und Warehouse-Lösung suchen, zu sein. Lagerraum und Fulfillment sollen buchbar wie ein Hotel werden – flexibel ohne Mindestdauer und einfach ohne Logistikkenntnisse.
Fulshipment
Das Unternehmen versteht sich als All-in-one-Frachtplattform.
ADLOQ
Das Unternehmen verfügt über ca. 3.500 qm Lagerfläche mit über 6.000 Palettenstellplätzen am Wirtschaftspark Süd in Erftstadt bei Köln, weitere Standorte sind Weilerswist und Frechen mit ca. 15.000 qm Lagerflächen. Auch hier bekommt ihr den gesamten Service für eure Lager-, Versand- und Bestellabwicklung.