Selbstständig machen im E-Commerce: Dropshipping für Einsteiger
Dropshipping: Die Idee ist so einfach wie verlockend… Man baut sich einen Onlineshop auf und verkauft darüber Produkte, die man aber weder vorher selbst gekauft haben muss noch in einem Lager als Vorrat halten muss… jede Bestellung wird nur weitergeleitet an den eigentlichen Produzenten und man verdient eine Provision, quasi den Aufpreis. Theoretisch kann das (fast) jeder. Doch Dropshipping hat auch einige Herausforderungen: E-Commerce-Experte Fabian Siegler erklärt Schritt für Schritt, wie ihr ein erfolgreiches Dropshipping Geschäft aufbauen könnt,die Kosten und Voraussetzungen, worauf ihr achten müsst, und was man damit verdienen kann.

Einkaufen im Internet boomt und die Corona Pandemie pushte 2020 den Umsatz in die stattliche Höhe von 73 Milliarden Euro. Neben mehr als 100.000 nationalen eBay- und Amazon- Händlern geht das Statistische Bundesamt von rund 95.000 nennenswerten deutschen Onlineshops aus. Darunter tummeln sich nicht wenige „Dropshipping“-Geschäfte.
Doch nur wenige wissen, was der Begriff bedeutet und wie es funktioniert, dabei ist Dropshipping der moderne Ausdruck für eine schon mehr als 100 Jahre alte Handelsform: Das Streckengeschäft.
Was ist Dropshipping?
Beim Dropshipping verfügt der Einzelhändler über ein Warenangebot, ohne die Artikel selbst einzukaufen, wodurch weder Beschaffungs- noch Lagerkosten anfallen. Im wahrsten Sinne des Wortes „handelt“ es sich um ein komfortables und risikofreies Geschäft.
Schneller Reichtum, der in vielen Artikeln und Pseudo-Tutorials oder E-Books angepriesen wird, ist monetär betrachtet jedoch ein Mythos. Wenn wir den Glücksfall eines weltweit nachgefragten Nischenprodukts ausklammern, ist der Aufbau eines Dropshipping – Geschäfts ein Marathon und kein Spurt. Die Erwartung, in kurzer Zeit 5000,- Euro pro Monat oder mehr zu verdienen, wird in den meisten Fällen enttäuscht.
Welches Startkapital braucht ihr beim Dropshipping?
Theoretisch kann man seinen Dropshipping-Shop mit nur wenigen Euros starten. Kostenentscheidend ist die Wahl des Shopsystems und des Warenwirtschaftsprogramms. Das wiederum ist davon abhängig, was und in welchen Mengen man verkaufen möchte. Man sollte aber nicht von vornherein im falschen Bereich sparen, das kann mit wachsendem Geschäft wesentlich teurer werden, als die Investition in eine gute Basis.
Bei der Kalkulation muss kein Wareneinkauf berücksichtigt werden, wodurch der wirtschaftliche Druck entfällt, was bei einem Geschäftsaufbau ein wertvoller Luxus ist. Und sofern erforderlich, kann man das Sortiment ohne Kosten auswechseln, um eine andere Produktreihe auszuprobieren. Das geht nur mit Dropshipping.
Es gibt verschiedene Preismodelle bei allen Anbietern. Einige Hundert oder ein paar Tausend Euro, mit oder ohne Umsatzprovision, nur pachten, aber das System nicht kaufen – es gibt ein großes Repertoire mit unterschiedlichen Optionen.
Eine ausführliche Übersicht von Enterprise Resource Planning-Systemen (ERP) findet ihr hier: Das sind große Systeme der Unternehmenssteuerung, die auch die Warenwirtschaft beinhalten. Einige Anbieter liefern dies in einzelnen Modulen, sodaß ihr genau das bekommt, was ihr benötigt.
Was verdient man mit Dropshipping?
Je nach Angebot und Nachfrage kann der eigene Laden relativ schnell nicht nur die Ausgaben, sondern auch den Lebensunterhalt durch wachsende Gewinne erwirtschaften. Nach oben besteht keine Grenze. Es gibt durchaus Dropshipping-Geschäfte, die nach der Anlaufzeit Umsätze von mehr als 250.000 Euro pro Jahr generieren.
Das hat man selbst in der Hand und wie bei allen Verkaufsartikeln ist der Bekanntheitsgrad ebenso relevant, wie das Ranking bei den Suchmaschinen. Weniger bekannte Produkte werden schneller gefunden, als beispielsweise ein weiteres T-Shirt-Geschäft oder Autozubehör, denn dafür gibt es nicht nur schon viele Anbieter, sondern auch nicht wenige, die Google für eine gute Sichtbarkeit bezahlen.
Für wen lohnt sich das Dropshipping?
Dropshipping empfiehlt sich für kaufmännisch talentierte Personen, die sich ein Kerngeschäft oder Zusatzgeschäfte aufbauen möchten. Es eignet sich für Leute, die als digitale Nomaden die Welt erkunden und dabei Geld verdienen möchten ebenso, wie für nebenberufliche Geschäftsaktivitäten.
Ob am Strand von Mallorca oder im pulsierenden Zentrum einer Metropole, in der Idylle eines Bergsees oder im Baumhaus eines Waldes: W-Lan vorausgesetzt, ist Dropshipping überall machbar. Gleichwohl kann das Streckengeschäft die neue Existenz aus der Arbeitslosigkeit heraus bedeuten und dient als famoses Sprungbrett für Gründer zum eigenen Unternehmen.
Dropshipping System aufbauen – Schritt für Schritt
Dropshipping ist ein „Learning by Doing“ Prozess. Im besten Fall sollte man nicht völlig unwissend ins Business starten oder aber zuerst einen komplett fertigen, schon im Internet bekannten Shop käuflich erwerben und übernehmen. Möglich ist das etwa mit einem Shop bei droptienda, das System bietet umfangreiche Serviceleistungen rund um E-Commerce-Shops.
Schritt 1: Aufbau eures Shops und der Software
Das technische Fundament eines Shops ist die Achillesferse. Man muss vorausplanen: Wo will ich hin und was wird sein? Selbst wenn sich anfangs nur eine geringe Absatzrate ergibt, sollte der Shop erweiterungsfähig sein. Das `Pferd mitten im Rennen` auszutauschen, ruft einen immensen Aufwand an Zeit und Geld hervor. Dazu bedarf es dann auch einer gehörigen Portion IT Know-how. Welchen Anbieter man wählen sollte, ist also nicht einfach zu beantworten, zumal es viele Systeme gibt: Gambio, PrestaShop, Magento, Shopify, Shopware, Droptienda, WooCommerce und viele mehr.
Egal welches Shopsystem ihr benutzt, in jedem Falle benötigt ihr ein rechtssicheres Impressum. Erstellt Datenschutzerklärungen, Impressum, Cookie-Einwilligungen usw. zentral an einem Ort und automatisch per Knopfdruck mit den eRecht24-Profi-Generatoren.
Die Entscheidung resultiert aus den Antworten auf folgende Fragen:
- Welche Funktionen und Schnittstellen müssen vorhanden sein?
- Welche Anforderungen werden an das Reporting und an die Verwaltung gestellt?
- Wie stark ausgeprägt soll die Individualisierbarkeit sein?
- Bestehen Grundkenntnisse oder IT-Know-how?
- Mit wie vielen Transaktionen (Bestellungen) ist zu rechnen?
- Wie groß darf das Sortiment (Artikelanzahl) langfristig werden?
- Finanzieren sich die Shop-Kosten aus bestehenden Mitteln oder aus dem laufenden Geschäft und welches Budget besteht für Kauf
oder Miete des Systems? - Soll der Shop mehrsprachig sein und wo wird gehostet?
- Gibt es einen telefonisch oder per E-Mail erreichbaren deutschen Service mit Beratung und Schulungen, wenn ich nicht weiter weiß?
Der Shop sollte bei den „Großen“ wie OTTO, Zalando, Amazon und eBay integrierbar sowie mit einem cleveren Warenwirtschaftsprogramm kompatibel sein. Zu guter Letzt, ich halte das für sehr wichtig: ein deutschsprachiger IT-Service, der auch Schulungen anbietet. Denn was klein beginnt, kann zu etwas Großem heranwachsen und spätestens dann benötigt man Unterstützung.
Die Praxis mit technischen Einzelheiten finden sich in Sachbüchern wie „Finanzielle Freiheit mit Dropshipping“ und beispielsweise auf der Video-on-Demand-Aus- und Weiterbildungsplattform für Dropshipping und E-Commerce dropcampus.com.
Schritt 2: Produktwahl und Lieferanten beim Dropshipping
Zunächst benötigt man eine Geschäftsidee, um nicht das zu verkaufen, was schon hundert andere Shops anbieten. Für die Wahl der Produkte oder des Sortiments gibt es kein Rezept. Keyword-Analyse mit Google-Tools kann hilfreich sein, aber am besten beginnt man mit etwas, dass man mag und mit dem man sich auskennt. Du bist gerne im Garten zugange? Dann wähle Gartenzubehör von der Schaufel bis zur Heckenschere, im Blog gibst du Tipps für einen schönen Garten. Mach aus deinem Hobby ein Geschäft. Es muss ja nicht dabei bleiben. Dropshipping eignet sich zum Experimentieren und
ausprobieren.
Mein Rat: Finger weg von Produkten aus China
Mit EU-Artikeln umgehst du Probleme mit dem Zoll, scheiterst nicht an Einfuhrbestimmungen und dein Shop verkauft keine minderwertigen Waren ohne amtliche TÜV oder CE Siegel, die manchmal nur „getürkt“ sind. Eine Unmenge von Dingen aus China übersteht keine Prüfung des Verbraucherschutzes. Unzufriedene oder gar verletzte Käufer kannst du dir im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten. Bedenke auch die gesetzliche Gewährleistungspflicht für alle verkauften Artikel. Die Probleme des Verkäufers kümmern keinen chinesischen Händler und Klageverfahren im Reich der Mitte sind aussichtslos.
Es gibt einige Tausend europäischer Hersteller und Lieferanten mit hervorragenden Waren zu günstigen Preisen. Allein im DropmatixMarktplatz werden mehr als 300.000 Artikel von etablierten, ausgewählten Anbietern auf der Suche nach Verkaufspartnern präsentiert. Europäische Handelsabschlüsse sind oftmals nicht nur preiswerter, als man erwartet, sondern auch zuverlässiger mit voller Rechtsgültigkeit aller Vereinbarungen.
Schritt 3: Rechtliche Voraussetzungen für Dropshipping
Wer sich mit einem Shop selbstständig macht sollte eine haftungsbeschränkte Firma gründen. Dazu empfiehlt sich eine GmbH oder zunächst eine UG als Anspar-GmbH.
Die Gewerbeanmeldung beim zuständigen Amt wird automatisch der IHK oder Handwerkskammer und der gegebenenfalls zuständigen Berufsgenossenschaft mitgeteilt. Diese Institutionen sind zwar nicht hilfreich, aber mit Beginn der Geschäftstätigkeit werden Mitgliedsbeiträge fällig.
Steuern beim Dropshipping
Womit wir beim Thema „Steuern“ sind. Um eines kommt man in Europa nicht herum: Nämlich Einkommens- und gegebenenfalls Gewerbesteuern zahlen. Wer in Deutschland ein Handelsgeschäft betreibt, dazu zählen Onlinehändler*innen, muss das Gewerbe anmelden und Gewerbesteuern an den Staat entrichten, deren Höhe sich nach dem Jahresgewinn berechnet. Hinzu kommt die Umsatzsteuererklärung. Eine Firma (GmbH, UG, AG, OHG u.a.) ist zudem verpflichtet, eine jährliche Bilanz zu erstellen. Freiberufler reichen lediglich eine Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung zusammen mit der gegebenenfalls erforderlichen Umsatzsteuererklärung beim Finanzamt ein.
Das Gewerbe oder die freiberufliche Selbstständigkeit wird dem jeweils zuständigen Finanzamt gemeldet und man erhält eine Steuernummer (Steuer ID). Bei der Anmeldung der selbstständigen Tätigkeit gibt es mehrere Optionen: „Kleinunternehmer/in“ oder „Kleingewerbetreibende/r“, „Firma“ oder „Freiberuflich“. Für die Festlegung „was man ist“ bestehen genaue Vorgaben. Im besten Fall erkundigst Du dich beim Finanzamt oder einer/m Steuerberater/in.
Ein wesentlicher Faktor sind die zu erwartenden Umsätze. Und hierbei gilt es zu klären, ob das Unternehmen umsatzsteuerpflichtig ist. Gemeint ist die Mehrwertsteuer. Die erhaltene Umsatzsteuer aus Warenverkäufen muss an das Finanzamt abgeführt werden. Doch vorher wird eine Gegenrechnung gemacht. Die selbst bezahlte Umsatzsteuer des Wareneinkaufs oder für Bürobedarf, Werbung und so fort heißt „Vorsteuer“ und wird zum Abzug gebracht. Daraus resultiert die tatsächliche Summe der abzuführenden Umsatzsteuer.
Dropshipping als Kleingewerbetreibender
Zusätzlich gibt es auch den Betrieb eines Kleingewerbes (Kleingewerbetreibender), was etwas anderes ist, als das „Kleinunternehmen.“ Kleinunternehmer/innen gemäß § 19 UStG müssen die USt nicht ausdrücklich in Rechnungen ausweisen und auch nicht abführen. Um als „Kleinunternehmen“ zu gelten, dürfen bestimmte Umsatzgrenzen nicht überschritten werden und natürlich auch keine Vorsteuer gegengerechnet werden. Gewerbesteuer wird nicht fällig. Mehr zum Gründen als Kleingewerbetreibender findest du hier.
Buchhaltung beim eigenen Onlineshop
Egal welche Unternehmung, um eine saubere Buchhaltung kommt ihr nicht drumrum. Und am besten beginnt ihr damit schon gleich zu Anfang eurer Gründung. Mehr erfahrt ihr hier in unserem Fachtext Basics: Buchhaltung für Online Shops & eCommerce-Startups.
Schritt 4: Absicherung des Scheiterns & Versicherungen im Dropshipping-Business
Jede geschäftliche Tätigkeit und jedes Warensortiment birgt die Möglichkeit des Scheiterns. Der überwiegende Grund dafür waren unzureichende Umsätze, die aufgrund zu geringer Kundennachfrage nicht gesteigert werden konnten. Aus einer Studie des Tech-Analysten „CB Insights“ geht hervor, das gescheiterte Onlineshop-Betreiber*innen nach eigenen Aussagen zu spät feststellten, dass sie sich zu sehr mit technischen und anderen, nicht relevanten Dingen beschäftigt hatten, anstatt mit Marketing, Zielgruppenanalyse und dem Warensortiment. Zumeist starteten sie schon bevor die tatsächlich existenziell wichtigen Fragen umfänglich beantwortet waren. Stellt sich erschwerend dazu heraus, dass man schlichtweg die „falschen“ Artikel anbot, geht schnell die Finanzgrundlage zur Neige.
Dropshipping jedoch ermöglicht den Sortimentswechsel, wenn der erste Angebotsversuch nicht klappt. Da kein Warenlager finanziert wurde, waren die Ausgaben gering und man kann schnell einfach die Produkte austauschen. Beginnt man mit einem technischen System, für das es einen umfassenden Service und nachvollziehbare Schulungen gibt, entstehen auch keine Umsetzungshürden.
Ein weiterer Grund sind Streitigkeiten im Team, wenn eine Unternehmung zu zweit, zu dritt oder mit noch mehr Personen gestartet wurde.
Grundsätzlich solltet ihr eure Gründung aber absichern, als Selbstständige benötigt ihr eine Krankenversicherung (entweder eine private Krankenversicherung oder eine freiwillig gesetzliche Versicherung), in einigen Fällen empfiehlt sich eine gewerbliche Haftpflichtversicherung.
Schützt euch mit der Onlineshop-Versicherung von Hiscox , die modular aufgebaut ist. So könnt ihr euren individuellen Versicherungsschutz frei aus vier Modulen zusammenstellen und zahlt nur, was ihr auch wirklich braucht.
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Über den Autor Fabian Siegler
Fabian Siegler (32) ist der erste amtlich anerkannte Sachverständige für Dropshipping sowie Internetmarketing und verfügt über eine beachtliche E-Commerce-Expertise. Seine Bücher wurden allesamt Bestseller und erläutern akribisch detailliert und nachvollziehbar das Dropshipping-Geschäft.
Schon als Teenager übte die unermesslich erscheinende Internetwelt einen speziellen Reiz auf ihn aus. Er schloss eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ab und wurde nebenberuflich der bis heute jüngste eBay-Powerseller. Später wechselte Fabian Siegler zu amazon und scheiterte kurios: Trotz vieler Mitarbeitenden wurde sein Shop dem Ansturm im Weihnachtsgeschäft 2012 nicht gerecht und es folgte ein Absturz, der seinem Aufstieg in nichts nachstand. Schließung wegen zu hoher Umsätze und zu vieler Bestellungen erlebt man nicht oft im Handel. Doch das war nur eine kurze, jedoch so schmerzhafte wie lehrreiche Episode im digitalen Geschäftsleben des jungen Kaufmanns.
Heute zählt er zu den Top-Managern im E-Commerce, lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jasmin Hoffman, als Seiteneinsteigerin ebenfalls erfolgreiche E-Commerce-Unternehmerin, auf Mallorca.
Sein aktuelles Buch:
Finanzielle Freiheit mit Dropshipping – aktualisierte und erweiterte Ausgabe
364 Seiten starker Leitfaden von „A“ bis „Z“ über die finanzielle Freiheit durch Dropshipping