Selbstständig machen als Winzer – mit eigenem Weingut gründen
Eigenen Wein herstellen und verkaufen
Ihr trinkt nicht nur gerne Wein, sondern interessiert euch umfassend für die ganzen Hintergründe eines der ältesten Kulturgetränke der Menschheit? Ihr fürchtet euch nicht vor harten Arbeitsbedingungen und könntet euch sogar vorstellen, für diesen Lebenstraum in eine weingünstige Region umzuziehen? Dann sind bei euch die wichtigsten Grundlagen vorhanden, um euch als Winzer mit einem eigenen Weingut selbstständig zu machen. Was ihr im Detail wissen und beachten müsst, zeigen wir euch jetzt.
Die Geschichte des Weins reicht vermutlich 8.000 Jahre in die Vergangenheit zurück. Er fasziniert die Menschen also bereits seit langer Zeit. Einige sehen in ihm nur einen köstlichen Begleiter zum Essen, andere eine echte Leidenschaft. In letzterem Fall solltet ihr darüber nachdenken, ein eigenes Weingut zu gründen. Damit ihr als Winzer erfolgreich sein könnt, solltet ihr insbesondere
- die Ausbildungswege zum Winzer prüfen,
- die rechtlichen Anforderungen an euer Winzergeschäft kennen,
- einen klaren Businessplan entwickeln, der euch eine geschäftliche Grundlage schafft und
- euer Produkt auf eure Zielgruppe abstimmen.
- und natürlich das richtige Weingut, bzw. den richtigen Standort / Weinberg wählen
Wie das alles geht, zeigen wir euch im Detail hier.
Schritt 1: Winzer werden – Wege zum Beruf
Der Winzerberuf ist heutzutage eher exotisch. Viele junge Leute denken gar nicht daran, dass er eine Option ist; zum Wein haben sie oft noch keinen Bezug. Der Berufswunsch Winzer resultiert daher oft aus einer langen Familientradition, sprich schon die Eltern haben mit Wein gearbeitet oder führen sogar ein eigenes Weingut. Doch ihr müsst nicht aus einer Winzerfamilie kommen, um in diesem Job erfolgreich zu werden. Jeder, der sich für Wein begeistert, kann unabhängig von den Vorkenntnissen oder dem Alter das Winzerhandwerk erlernen. Das gilt selbst als Quereinsteiger, wenn ihr euch nach einer beruflichen Neuorientierung sehnt oder eure Liebe für den Wein erst spät entdeckt.
Winzer – ein Job im Profil
Bevor ihr euch für den Werdegang als Winzer entscheidet, solltet ihr wissen, wie der Arbeitsalltag in diesem Beruf aussieht. Ein Winzer ist für den Anbau und die Produktion von Wein zuständig. Das beinhaltet den Anbau und die Pflege der Weinstöcke, die Ernte der Trauben, aber auch deren vollständige Verarbeitung. Dabei kann es sich um klassischen Wein handeln, um Sekt, um Traubensaft oder um mehrere Erzeugnisse. Ein Winzer ist somit nicht nur für Wein zuständig, sondern kann sein Angebot diversifizieren. Weiterhin ist er für die Vermarktung und den Vertrieb der eigenen Produkte verantwortlich.
Es handelt sich also um ein sehr vielseitiges und abwechslungsreiches, aber auch anspruchsvolles Berufsbild. Der Arbeitsort und die Arbeitsinhalte verändern sich jeden Tag. Während der Ausbildung und um erste Erfahrungen zu sammeln, seid ihr in der Regel bei einem Weingut oder einer Kellerei angestellt. Anschließend könnt ihr euer eigenes Weingut gründen. Da hierfür keine staatlichen Vorgaben gelten, steht dieser Werdegang theoretisch auch Quereinsteigern ohne Ausbildung, Studium oder Berufserfahrung offen. Fundierte Kenntnisse sind für den Erfolg als Winzer aber unverzichtbar, weshalb sich der klassische Ausbildungsweg lohnt – es sei denn, ihr bringt diese Kenntnisse bereits mit, beispielsweise aus der Familientradition.
Das Wichtigste: Leidenschaft
Es gibt also nicht nur den einen Weg, um ein erfolgreiches Weingut zu gründen. Wichtiger als die Frage nach der Ausbildung sind daher die persönlichen Voraussetzungen, die ihr mitbringt. Leidenschaft ist hierbei das zentrale Stichwort, denn als Winzer werdet ihr tagtäglich mit Wein arbeiten und dafür muss euch dieses Thema wirklich begeistern, damit ihr ihm nicht eines Tages überdrüssig werdet. Eine weitere wichtige Eigenschaft ist Kreativität.
Obwohl vom Winzerhandwerk gesprochen wird, handelt es sich nämlich eigentlich um einen kreativen Beruf. Das gibt euch die Möglichkeit, eurem Wein eine persönliche Note zu verleihen. So lassen sich oft Unterschiede erkennen, wenn ein Wein von einem Mann oder einer Frau produziert wurde. Winzerinnen sind längst keine Ausnahme mehr in der Branche, Frauen genießen dort dieselben Karrierechancen wie Männer. Es kommt nämlich nicht auf das Geschlecht, sondern auf das richtige Gespür für den Wein an, um als Winzer beziehungsweise mit einem eigenen Weingut erfolgreich zu werden. Weitere Erfolgsfaktoren sind natürlich eine Unternehmerpersönlichkeit im Allgemeinen sowie die notwendigen Kenntnisse – unabhängig davon, wann und wie diese erworben wurden.
Der klassische Weg: Die Ausbildung zum Winzer
Die klassische Ausbildung als Winzer ist ein sinnvoller erster Schritt, um eines Tages ein eigenes Weingut zu gründen. Hierfür wird eine duale Ausbildung angeboten, die drei Jahre umfasst und teilweise in der Berufsschule sowie teilweise im Ausbildungsbetrieb stattfindet. Hierbei werden alle Schritte der Weinproduktion durchlaufen und erste Berufserfahrungen gesammelt. Um eine Ausbildung als Winzer zu beginnen, braucht ihr zwar keinen bestimmten Schulabschluss, jedoch werden in der Praxis oft Bewerber mit Hochschulreife bevorzugt. Am Ende der Ausbildung absolviert ihr die Abschlussprüfung zum Winzer.
Höchst wissenschaftlich: Das Studium zum Weinbau / Önologie
Mittlerweile könnt ihr den Weinbau auch studieren. Verschiedene Hochschulen bieten entsprechende Studiengänge an. Sie haben unterschiedliche Namen, zum Beispiel Weinbau und Önologie, International Wine Business oder Weinwirtschaft. Sie alle ermöglichen euch nach eurem Abschluss den Einstieg in die Weinbranche und die Gründung eines eigenen Weinguts, wenn gewünscht. Das Studium dauert sechs bis acht Semester und behandelt ebenfalls alle Produktionsschritte der Weinherstellung. Zusätzlich erlangt ihr die notwendige Kenntnisse rund um die Führung eines entsprechenden Betriebs, das Marketing, den Vertrieb & Co. Im Rahmen der Praktika könnt ihr bereits erste praktische Erfahrungen sammeln. Eine Übersicht möglicher Studienangebote findet ihr hier.
Quer in den Beruf: Ausbildung als Sommelier
Wie vorab erwähnt, gibt es auch die Möglichkeit, als Quereinsteiger ein eigenes Weingut zu gründen. Selbst völlig branchenfremd ist dies theoretisch möglich, wenn ihr qualifizierte Fachkräfte für die einzelnen Aufgaben einstellt und somit selbst „nur“ für die Geschäftsführung verantwortlich seid. Deutlich einfacher ist es jedoch, sofern ihr euch zumindest grundlegend mit dem Wein auskennt und dafür begeistert. Eine sinnvolle Ausbildung ist dann jene als Sommelier, denn dabei erlangt ihr umfassende Kenntnisse über den Wein und lernt, was einen wirklich guten Wein ausmacht. Nur so könnt ihr vielleicht eines Tages selbst einen erfolgreichen Wein herstellen.
Wie ihr euch als Sommelier selbstständig macht und einen Weinladen eröffnet, haben wir in einem extra „Selbstständig machen als…“ für euch aufbereitet.
Anstrengend, aber möglich: Winzer werden ohne Ausbildung
Prinzipiell ist es möglich, auch ganz ohne Ausbildung zu einem Winzer mit eigenem Weingut zu werden. Wie bereits geschildert, könnt ihr euch auf die betriebswirtschaftlichen Tätigkeiten beschränken und die Produktion „eures“ Weins den Experten überlassen. Alternativ eignet ihr euch selbst das notwendige Wissen an, das ihr für die Weinproduktion benötigt. Dafür braucht ihr viel Selbstdisziplin, eine große Lernbereitschaft und bestenfalls erfahrene „Mentoren“, die euch auf eurem Weg unterstützen. Zusätzliche Hilfe findet ihr auf Internetseiten, in Büchern, in Seminaren & Co zum Thema. Schlussendlich ist aber vor allem die praktische Erfahrung wichtig, denn durch das Ausprobieren werdet ihr früher oder später lernen, wie ein guter Wein entsteht – und wie nicht. Das „Learning by doing“ ist also ebenfalls ein Weg zum eigenen Weingut, jedoch ein mühsamer und langwieriger.
Schritt 2: Rechtlicher Überblick für gewerbliches Anpflanzen von Weinreben
Schlussendlich müsst ihr selbst entscheiden, wie ihr den Sprung zum Winzer und zum eigenen Weingut meistern möchtet. So oder so müsst ihr dabei rechtliche Vorgaben berücksichtigen, die es rund um das gewerbliche Anpflanzen von Weinreben gibt.
Dafür gelten einerseits die allgemeinen Vorgaben einer Gründung, sprich ihr müsst ein Gewerbe anmelden, die Finanzierung klären, euch für eine Rechtsform entscheiden, einen Businessplan erstellen und eurer Versicherungspflicht nachkommen – um nur einige von vielen Punkten auf der „To-Do-Liste“ zu nennen. Dazu mehr in Schritt 3.
WICHTIG: es gibt spezielle Regelungen für die Produktion, den Vertrieb und weitere Arbeitsschritte rund um den Wein. Ihr dürft also nicht einfach Wein produzieren und verkaufen. Ihr müsst folgende Gesetze beachten:
- Das Weinrecht ist umfassend und beinhaltet zum Beispiel die Verschnittregelungen, Hektarertragsregelung, Kellertechnik, amtliche Qualitätsweinprüfung sowie das Bezeichnungsrecht. All diese Bestimmungen müssen eingehalten werden, um Bußgelder oder strafrechtliche Folgen zu vermeiden.
- Die Verpackung von Lebensmitteln sowie Getränken muss höchsten hygienischen Standards entsprechen. Hierbei kommt zum Beispiel die Fertigpackungsverordnung zum Tragen, die den Verkauf von Wein in Fertigpackungen wie Flaschen oder Tetrapacks nur innerhalb gewisser Füllmengenbereichen erlaubt.
- Der Preis muss transparent und mit dem Grundpreis deklariert werden. Das bedeutet, dass neben der Angabe des Endpreises auch aufgeführt werden muss, welche Kosten pro Liter anfallen. Dieser Grundpreis muss im stationären sowie Online-Handel auf den ersten Blick ersichtlich sein.
- Auch der Weinberg muss gewisse Kriterien erfüllen, um zugelassen zu werden. Erst dann dürfen dessen Erzeugnisse in den Verkehr gebracht werden. Somit muss sich dieser entweder bereits in einem bestimmten Anbaugebiet befinden oder ihr müsst eine entsprechende Genehmigung beantragen.
- Noch strenger sind die Vorschriften in Sonderfällen wie bei der Produktion von Ökowein. Neben den nationalen kommen dann auch Verordnungen auf EU-Ebene zum Einsatz. So haben sich die Mitgliedsbetriebe von Winzer- und Agrarverbänden wie der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), ECOVIN, Bioland, Naturland oder Demeter strengere Regeln für ihre Mitglieder gegeben.
- Möchtet ihr den Wein (auch) online verkaufen, greift die Fernabsatzrichtlinie. Sie bringt beispielsweise Besonderheiten beim Widerrufsrecht oder den Versandkosten mit sich. Weiterhin bedarf es abmahnsicherer Rechtstexte, zum Beispiel ein Impressum sowie AGB, und die allgemeinen Verordnungen rund um Webseiten sowie Online-Shops müssen berücksichtigt werden, zum Beispiel die DSGVO.
- Zuletzt ist für den Weinhandel eventuell eine Konzession notwendig, falls dort auch Wein zur Verkostung angeboten wird. Weitere Erlaubnispflichten oder Nachweise können im Einzelfall verpflichtend sein.
Damit ist die Liste an Gesetzen, die für euch relevant werden, wenn ihr ein Weingut gründet, noch lange nicht zu Ende. Was in eurem Fall gilt, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Art von Wein oder den Vertriebswegen ab. Das Weingesetz und die Weinverordnung umfassen diesbezüglich die wichtigsten Regelungen in Deutschland.
Eine kompetente Rechtsberatung empfiehlt sich bei der Gründung eines Weinguts somit von Anfang an – sowie im laufenden Geschäftsbetrieb. Hierbei müssen Gesetze auf Ebene der Bundesländer, der Bundesrepublik sowie der Europäischen Union beachtet werden.
Schritt 3: Weingut gründen – die Grundlage der Selbständigkeit
Wenn eure Pläne nun konkreter werden und ihr ein eigenes Weingut gründen möchtet, werden auch diesbezüglich viele Themen relevant. Ihr müsst das Weingut schließlich richtig auswählen und bewirtschaften, um dauerhaft erfolgreich zu sein und dabei die Rechtskonformität zu wahren.
Und natürlich stehen vor euch alle die Schritte, die ihr als Gründer grundsätzlich gehen müsst, vom Businessplan bis zur Finanzierung – dafür solltet ihr euer Geschäft schon gut durchdacht haben.
Businessplan für euer Weingut – diese Fragen solltet ihr beantworten
Lage eures Weingutes: So ganz frei entscheiden könnt ihr hier nicht – für die Lage eines Weinberges gibt es klare Vorgaben, damit überhaupt eine gute Rebe wächst. Und mit der Lage definiert ihr auch die Art des Weins. Beachtet bei der Wahl auch, wie euch Kundschaft erreichen kann, ob es eventuell in der Umgebung andere Winzer oder gar Genossenschaften gibt, die euch helfen können und wie die Infrastruktur insgesamt ist.
Kundschaft: Gerade am Anfang solltet ihr versuchen, das Direktmarketing mitzudenken. Deshalb analysiert genau:
- Welche Zielgruppe ist anzustreben?
- Wie könnt ihr diese erreichen?
- Was müsst ihr euren Kunden bieten?
Infrastruktur: Verkehrsanbindungen, Parkplätze und Zugänge sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für euer Geschäft. Denn wo sie sind, befinden sich potenzielle Kunden.
Pachtpreise: Boden wird immer teurer – und ihr braucht auch noch besondere Böden. Es wird also eine ganz wichtige Stellschraube für euren Erfolg sein, das richtige Grundstück für eure Reben zu finden.
Wie ihr einen Businessplan schnell und gut mit Hilfe von Vorlagen schreibt, zeigen wir euch hier: Die besten Businessplan-Tools 2023 zum Erstellen eures eigenen Businessplans.
Weinregionen – extra Regeln
In Deutschland gibt es 13 bestimmte Weinbaugebiete sowie 26 Landweingebiete. Nur in den bestimmten Anbaugebieten ist die Herstellung von Qualitäts- und Prädikatwein erlaubt. Zwar ist es auch möglich, Wein außerhalb dieser Weinanbaugebiete zu produzieren, jedoch darf dieser dann nur als Deutscher Wein beziehungsweise Wein bezeichnet werden – früher auch Tafelwein genannt. Er hat somit keine geschützte Herkunft, was seinen Wert auf dem Markt mindert oder die Platzierung im stationären Handel erschwert. Durch richtiges Marketing und einen regionalen sowie Online-Vertrieb lässt sich dieser Nachteil aber unter Umständen ausgleichen.
Wer ein eigenes Weingut gründen möchte, braucht somit einen geeigneten Weinberg, am besten in einem der bestimmten Weinbaugebiete. Das erfordert eine hohe Erstinvestition und kann aufgrund des begrenzten Angebots zur Herausforderung werden. Weiterhin heißt das, beim Standort flexibel sein zu müssen, sprich der Winzer kommt zum Weinberg und nicht umgekehrt. Wer diese Flexibilität mitbringt, hat gute Chancen, sich einen eigenen Weinberg zu sichern. Hierbei gibt es vielfältige Möglichkeiten: Ihr könnt einen Weinberg kaufen und diesen entweder selbst bewirtschaften oder durch einen Winzer bewirtschaften lassen. Alternativ kauft ihr ein fertiges Weingut und übernehmt den bereits laufenden Betrieb. So oder so findet jeder das richtige Geschäftsmodell, passend zu den individuellen Kenntnissen sowie finanziellen Möglichkeiten.
Die komplexe Lehre von Rebsorte und Anbaugebiet
Wo der Weinberg liegt, entscheidet aber nicht nur über den Preis, den ihr für ihn bezahlen müsst. Die Lage ist auch entscheidend für die Qualität der Weine und damit für die potenziellen Einnahmen. Es ist deshalb wichtig, den Weinberg sorgfältig sowie passend zum Geschäftsmodell auszuwählen. Mindestens ebenso groß ist die Rolle, welche die Rebsorte spielt. Anbaugebiet und Rebsorte müssen eine Harmonie ergeben und genau darin liegt eine Kunst für sich. Derzeit werden in Deutschland fast 140 verschiedene Rebsorten angebaut. Der Weißwein dominiert deutlich. Es gibt somit eine große Auswahl und auch der Versuchsanbau ist eine Überlegung wert, um sich von der Konkurrenz zu differenzieren. Er bringt wiederum rechtliche Besonderheiten mit sich. Erneut kommt es also auf euren Businessplan an, welche die richtige Wahl ist. Je nach Größe des Weinbergs können auch verschiedenen Rebsorten angebaut und somit unterschiedliche Produkte hergestellt werden.
Die Rechtsform für euer Weingut
Wenn ihr euch als Winzer selbstständig macht, habt ihr grundsätzlich freie Wahl, was die Rechtsform eures Unternehmens angeht. Denkbar sind beispielsweise:
- Einzelunternehmen,
- GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung),
- UG (Unternehmergesellschaft) oder
- GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts).
Bevor ihr euch für eine entscheidet, solltet ihr alle Vor- und Nachteile der jeweiligen Rechtsform abwägen und euch überlegen, welche am besten zu eurem Konzept passt. Eine Übersicht über die verschiedenen Rechtsformen findet ihr übrigens hier.
Alternative Gründungswege: Nachfolge
Der Aufbau eines neuen Weinbaus ist aufwendig und braucht Zeit. Nicht immer müsst ihr euer Unternehmen von Grund auf neu denken und aufbauen. Mit der Nachfolge in ein bestehendes Weingut könnt ihr euch viel Knowhow, bestehende Kundschaft etc einkaufen. Hier findet ihr eine solche Nachfolgestory.
Schritt 4: Der Weg zum eigenen Weingut
Nachdem die grundlegenden Fragen geklärt sind, kann das Weingut selbst gegründet werden. Es fungiert vor allem als Marke, unter der die Erzeugnisse des Weinbergs verkauft werden. Zugleich muss es die notwendigen Voraussetzungen bieten, die beispielsweise für die Produktion oder Lagerung erforderlich sind. Es ist somit sinnvoll, ein bestehendes Weingut zu übernehmen, um dieses nicht komplett neu bauen zu müssen. Prinzipiell sind euren Möglichkeiten aber keine Grenzen gesetzt.
Es geht nicht manuell: Technik im Weinbau
Tatsächlich spielt auch die Technik mittlerweile eine wichtige Rolle im Weinbau. Drohnen, Roboter und andere Hightech ist bereits an vielen Weinbergen im Einsatz – Tendenz steigend. Hochmoderne Technik verbessert also die Qualität und die Wirtschaftlichkeit der Weinproduktion. Jedoch erfordert sie zugleich eine hohe Investition und noch kommt sie nicht ganz ohne Probleme. Hierbei ist es daher wichtig, den Nutzen gegen die Kosten abzuwägen und nur in jene Maschinen, IT-Infrastruktur & Co zu investieren, die einen wirklichen Mehrwert bringen und sich amortisieren.
Schritt 5: Vertrieb, Finanzen und Marketing: Wein verkauft sich nicht von selbst
Nachdem all die anfänglichen Probleme gelöst wurden und der erste eigene Wein produziert ist, geht es um nackte Zahlen. Nur, wenn das Weingut einen ausreichenden Gewinn abwirft, kann es schließlich auf Dauer erfolgreich sein. In den ersten Jahren sind „rote Zahlen“ noch normal, doch diese sollten sich schnell in den grünen Bereich bewegen. Deshalb ist es wichtig, die Finanzierung frühzeitig zu klären und realistisch zu kalkulieren, wann und wie Gewinne entstehen.
Daraus wiederum muss sich ein Preis für die Flasche ergeben, der zur Qualität des Weins und zur Zielgruppe passt. Sobald das Produkt stimmig ist, kann es in den Vertrieb. Dafür ist ein professionelles Marketing notwendig, um die neue Marke bekannt zu machen und die notwendigen Kontakte zum Handel zu knüpfen. Wer diese bereits mitbringt, beispielsweise durch frühere Berufserfahrungen, ist also klar im Vorteil. Ansonsten gilt es, kompetente Marketing-Experten zu beauftragen oder sich selbst das notwendige Wissen anzueignen.
Beim Vertrieb stehen dann verschiedene Möglichkeiten offen: Der klassische Vertrieb über den stationären Handel, der direkte Vertrieb im Weingut sowie in der Region oder jener über das Internet. Sinnvoll ist in den meisten Fällen eine Kombination aus verschiedenen Vertriebswegen. Ganzheitlichkeit ist demnach das Erfolgsrezept, um ein Weingut erfolgreich zu machen und es langfristig am Markt zu etablieren. Das bedeutet, dass alle Geschäftsbereiche wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen müssen – und genau darin liegt eure Aufgabe als Gründer und Geschäftsführer.
Zusammenfassung und Fazit
Das Gründen eines Weinguts lässt sich sehr gut mit der Gründung eines Bauernhofs vergleichen. Die mit Abstand wichtigste Basis ist es, buchstäblich für die Rebe „zu brennen“ und gewillt zu sein, sich in dieses komplexe Thema einzuarbeiten. Doch selbst, wenn diese Grundlage vorhanden ist, braucht es nicht nur in wirtschaftlichen Belangen etwas Glück – denn selbst in den freigegebenen Weingebieten sind gute Lagen heiß begehrt. Oftmals muss der Traum vom eigenen Weingut deshalb etwas warten, doch wer nicht aufgibt, den Überblick behält und das notwendige Know-how mitbringt, für den ist dieser Traum durchaus realistisch.