Starker Rückgang: Investitionen in deutsche Startups brechen ein

Ein Rückgang um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zeigt: Die Rekordjagd bei Startup-Finanzierungen in Deutschland ist vorerst beendet. Während sich die Zahl der Deals über 50 Millionen Euro fast halbiert hat, macht eine leichte Zunahme bei mittelgroßen Abschlüssen leichte Hoffnung.

Der Boom ist schon wieder vorbei: Deutsche Startups haben 2022 deutlich weniger frisches Kapital aus Finanzierungen bekommen, als im Jahr zuvor. Insgesamt flossen 9,9 Milliarden Euro an deutsche Startups: Das sind 43 Prozent weniger als im Rekordjahr 2021 (17,4 Milliarden Euro).

Trotz aller Krisen durch steigende Zinsen, sinkende Bewertungen und zurückhaltender Investoren „stellt 2022 das zweiterfolgreichste Jahr für die Startup-Branche in Deutschland überhaupt dar“, unterstrich EY-Partner Thomas Prüfer. Das zeigt sich auch in der Anzahl der 2022 abgeschlossenen Deals: Die Abschlüsse sanken zwar von 1160 auf 1008. Allerdings wurde damit zum zweiten Mal in Folge die Marke von 1000 Deals innerhalb eines Jahres übertroffen.

Startups müssen neue Herausforderugnen meistern

Die aktuellen Zahlen erklären sich laut EY vor allem durch den Rückgang großer Deals von mehr als 50 Millionen Euro. Gab es im Jahr 2021 noch 72 Investitionen in dieser Größenordnung (33 davon über 100 Millionen Euro) waren es im vergangenen Jahr mit 37 (davon 19 über 100 Millionen Euro) nur noch etwa halb so viele.

„Es gab im vergangenen Jahr durchaus noch Großdeals – allerdings nicht mehr so viele wie im Boom-Jahr 2021. Für das Startup-Ökosystem ist aber noch wichtiger: Die Zahl der mittelgroßen Deals ist sogar gestiegen“, ordnet Prüfer ein. „Das zeigt, dass es für Jungunternehmen nach wie vor absolut möglich ist, auch hohe Summen zu erhalten, mit denen Wachstum finanziert werden kann.“

In einer von geopolitischen Herausforderungen, hohem Inflationsdruck und steigenden Zinsen geprägten Zeit, haben sich allerdings die Rahmenbedingungen verändert. Jungunternehmen seien nun gefordert, so Prüver, sich darauf einzustellen und einen klaren Weg zur Profitabilität aufzuzeigen.

Berlin ist weiter die Startup-Hauptstadt

Berliner Startups konnten erneut mit Abstand am meisten Risikokapital einsammeln: 4,9 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr in Berliner Jungunternehmen investiert. Im Jahr 2021 war mit 10,5 Milliarden mehr als doppelt so viel investiert worden. Ähnlich sieht es in Bayern aus, hier halbierte sich das investierte Kapital im Vergleich zum Vorjahr fast: 2,4 Milliarden im Jahr 2022 stehen 4,4 Milliarden Euro im Jahr 2021 gegenüber. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Baden-Württemberg (646 Millionen Euro) und Hamburg (547 Millionen Euro). Erfreulich: In diesen beiden Bundesländern nahm das Investitionsvolumen sogar leicht zu.

Von den zehn größten Finanzierungsrunden gingen sechs nach Berlin, zwei nach Bayern und jeweils eine nach Hamburg und Hessen. Die höchste Summe – 399 Millionen Euro – floss zwei Mal: Zum einen an das Berliner InsurTech-Unternehmen wefox, zum anderen an das Software-Startup Celonis aus Bayern.

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