Selbstständig machen als Detektiv – So gründest du deine eigene Detektei
Sherlock Holmes, Philip Marlowe, Hercule Poirot, Miss Marple, Nero Wolfe … Von den Fußstapfen berühmter Detektive der Literatur träumt so manches Kind. Tatsächlich ergreifen aber nur wenige den Beruf. Wie man Detektiv wird, und wie ihr euch als DetektivIn selbstständig machen könnt, erfahrt ihr in diesem Fachartikel.
Schritt 1: Formalien Ausbildung, Qualifikation & Können
Berufliche Fähigkeiten aber auch persönliche Kompetenzen sind die Basis, um eure eigene Detektei erfolgreich aufzuziehen. Der BUDEG (Bundesverband Detektiv- und Ermittlungsgewerbe) definiert als Voraussetzungen einen Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung, vorzugsweise im kaufmännischen oder verwaltungsfachlichen Bereich.
Persönliche Qualifikationen für Detektive
Das solltet ihr als angehende Detektive ausserdem mitbringen:
- Zuverlässigkeit
- Vertrauenswürdigkeit
- hohes Pflichtgefühl
- gutes Personen- und Sachgedächtnis
- hohes Maß an Verschwiegenheit
- Neugier
- Durchhaltevermögen
- Hartnäckigkeit
- aber auch professionelle emotionale Distanz
- starke Kommunikationsfähigkeit
- Sorgfalt bei eurer Recherchearbeit
- Technikbegeisterung
Je besser ihr das Business kennt, desto erfolgreicher startet ihr eure eigene Detektei. Deshalb lohnt es sich, nach eurer Ausbildung ein paar Jahre das echte Business bei einer professionell arbeitenden Detektei kennenzulernen.
Detektiv werden: Berufliche Qualifikationen für private Ermittler
Eine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung und eine staatliche oder öffentlich-rechtliche Prüfung etwa vor der IHK gibt es für den Beruf des Detektivs in Deutschland nicht. Die Berufsbezeichnung “Detektiv” ist nicht geschützt.
Ihr solltet aber eine Grundausbildung bei einer vom Bundesverband Detektiv- und Ermittlungsgewerbe Detektive (BUDEG) anerkannten Lehreinrichtung absolvieren. Derzeit erfüllt nur die Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD) die Richtlinien des BUDEG. Habt ihr die absolviert und die Abschlussprüfung sowie den Nachweis einer mindestens zweijährigen erfolgreichen Tätigkeit als Detektiv geschafft, könnt ihr euch „Geprüfter Detektiv/Geprüfte Detektivin“ (ZAD) nennen.
Eine Alternative ist eine IHK-Ausbildung mit dem Abschluss „Fachkraft Detektiv IHK“.
Außerdem gibt es folgende Weiterbildungsoptionen für Detektive:
- Geprüfter Privatermittler/Detektiv (ZAD)
- Geprüfte Bewachungsfachkraft im Handel (ZAD)
- Lehrgang Detektiv oder Detektiv mobil (SAB)
- Lehrgang Kaufhausdetektiv (TEKTAS Institut)
- Lehrgang Privatdetektiv (TEKTAS Institut)
Unternehmerische Fähigkeiten für Detektive
Wie bei jeder Selbständigkeit erfordert auch der Start mit einer eigenen Detektei Unternehmergeist. Ihr solltet also in jedem Falle eure kaufmännischen Fähigkeiten, soweit sie nicht schon vorhanden sind, weiterbilden. Was ist ein guter Businessplan, wie funktioniert die Buchhaltung, die Planung von Marketing, die Preiskalkulation aber auch die Mitarbeiterführung und die Lohnabrechnungen?
Nicht alles müsst ihr selbst perfekt können: Aber dann solltet ihr genug darüber wissen, um einen Dienstleister damit beauftragen oder aber digitale Services nutzen zu können.
Schritt 2: Businessplan, Rechtsform und Organisation
Jede Gründung benötigt einen Plan, und den nennt man Businessplan. Wie der aussieht, was da rein soll und wie er euch hilft, gut zu starten, erfahrt ihr hier:
Wichtiges Element eures Businessplans: Der Standort eures Detektivbüros
Eure Detektei wird – wenn ihr nicht ein besondere Spezialisierung habt – hauptsächlich von Anwälten, Notaren und Wirtschaftsprüfern Aufträge erhalten. Die Nähe zu solchen Kanzleien ist also in jedem Falle gut, wenn auch nicht zwingend. Wie bei jedem Geschäft solltet ihr die Erreichbarkeit durch das öffentliche Verkehrsnetz nicht aus den Augen verlieren und auch Parkplätze für eure Kunden bedenken. Wichtiger aber noch ist, dass eure Detektei seine Kunden nicht gerade auf dem Präsentierteller empfängt… schließlich geht es bei den meisten eurer Aufträge auch um ein gehöriges Maß Verschwiegenheit.
Wettbewerbsanalyse: Wer macht was
Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland zur Zeit 1.400 private, umsatzsteuerpflichtige Detekteien. Um zu wissen, welche Aufträge ihr erwarten könnt, solltet ihr euch also sowohl damit beschäftigen, was die Konkurrenz um euch herum so tut und auf welchen Markt ihr euch spezialisieren solltet.
Indem ihr euch anschaut, was es schon gibt, könnt ihr auch lernen, wie ihr eure Detektei aufbauen solltet. Gibt es Gebiete, die sich hier mehr lohnen?
Detektei eröffnen als UG, GmbH, Einzelunternehmen oder GbR?
In der Regel sind Detektive Einzelunternehmer. Sollten mehrere Detektive zusammenarbeite, sollten sie über die Gründung einer Gesellschaft nachdenken. Welche Rechtsform zzu euch passt, solltet ihr genau überlegen – Vorgaben gibt es keine. Doch Detekteien werden in vielen Fällen als UG (haftungsbeschränkt) oder GmbH gegründet. Motiv dafür ist die Haftungsbeschränkung: Je nach eurer Tätigkeit müsst ihr mit Klagen gegen euren Betrieb rechnen, ein Berufsrisiko sozusagen. Hier hilft die Gründung einer GmbH, da ihr so nicht mit eurem Privatvermögen für Betriebsschäden haftet.
Mehr dazu findet ihr in unserem Fachartikel Basics GmbH gründen – Schritt für Schritt zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Schritt 3: Praktische Schritte zur eigenen Detektei
Sobald ihr einen Plan, am besten fixiert in einem Businessplan, habt, geht es an die öffentlichen Schritt zur eigenen Detektei.
Detektei ins Handelsregister eintragen
Je nachdem, für welche Rechtsform ihr euch entschieden habt, müsst ihr euer Unternehmen ins Handelsregister eintragen lassen. Vor allem als GmbH und UG ist das erforderlich.
Finanzamt & Gewerbeanmeldung der Detektei
Bei dem für euch zuständigen Gewerbeamt müsst ihr euch ebenfalls anmelden. In aller Regel meldet sich nach der Gewerbeanmeldung das Finanzamt automatisch bei euch zur steuerlichen Erfassung. Eure Unterlagen werden gesichtet und geprüft, dann erhaltet ihr eine Steuernummer.
Für die Gewerbeanmeldung benötigt ihr ein polizeiliches Führungszeugnis, dass ihr bei der örtlichen Meldebehörde bekommt. Das Führungszeugnis darf keine Strafdelikte aufweisen. Eine Detektei wird in Deutschland als „überwachungsausübendes Gewerbe“ geführt und fällt in Deutschland unter den § 38 a der Gewerbeordnung.
Mitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer
Auch die zuständige Industrie- und Handelskammer erfährt in der Regel vom Gewerbeamt von eurer Existenzgründung, wird euch kontaktieren und euch auf die Pflicht zur Mitgliedschaft informieren.
Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft
Berufsgenossenschaften sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Unternehmen und deren Beschäftigte. Als Detektei fallt ihr in die Zuständigkeit der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Solltet ihr Fragen haben, hilft die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung unter der Telefonnummer 0800 60 50 40 4 weiter.
Schritt 4: Kosten und Einkünfte einer Detektei
Jede Gründung kostet, folgende Kosten solltet ihr auch bei der Öffnung eurer Detektei kalkulieren:
- Büromiete (ggfl. zuzüglich Maklercourtage und Renovierungskosten)
- Erstausstattung des Büros
- Beratungskosten für die Gründung (zB Steuerberater)
- Seminar- und Weiterbildungskosten
- Marketingkosten (Website, Visitenkarten, Branchenbuch-Einträge usw)
- Bürobedarf
- professionelle Technikausstattung (Kameras, GPS-Geräte, Abhörgeräte, Mikrofone, Nachtsichtgeräte, Spezialempfänger, Schutzausrüstung)
- Versicherungen (Berufshaftpflicht ist unumgänglich und schon zu Beginn abzuschliessen)
- Telefon,Internet, Strom, Wasser
- eventuell Kosten für Firmenwagen
- Akquisitions- und Werbungskosten
- Reisen und Bewirtung
- Fortbildungskosten
- Personalkosten
- Steuern
- Beiträge zu Verbänden und Kammern
- Dienstleistungen wie Steuererklärungen
Die Einkünfte von Detektiven sind nicht pauschal zu beschreiben – letztlich handelt ihr eure Tagessätze oder Honorare mit euren Kunden selbst aus. Seid ihr auf Wirtschaftsspionage und ihre Abwehr spezialisiert, kann das besonders lukrativ sein, Ladendetektive verdienen um die 3000 Euro netto, Sicherheitsfachleute werden durchaus auch schlechter bezahlt. Ihr solltet deshalb für euren Businessplan sehr genau recherchieren, welche Dienste ihr anbieten wollt und was realistische Einkünfte sind.
Schritt 5: Marketing und Kundenaquise als Privatermittler
Die Suche nach einem Detektiv wird immer etwas im Verborgenen stattfinden. Eure potenziellen Kunden werden vielleicht Menschen aus ihrem Umfeld nach Erfahrungen fragen – Mund-zu-Mund-Propaganda ist also durchaus wichtig. Tatsächlich werden viele erst mal im Internet recherchieren: Eure eigene Website ist also das A und O, um neue Kunden auf euch aufmerksam zu machen.
Ein Eintrag bei Google Maps – am besten zu steuern mit Google MyBusiness, solltet ihr ebenfalls pflegen, um eure Sichtbarkeit zu erhöhen.
Außerdem solltet ihr euch ein Netzwerk aufbauen: Dazu gehört es, in einschlägigen Plattformen, über die Kunden Detektive regional suchen und vergleichen können, präsent zu sein. Beispielsweise detektivsuche.de oder detektivliste.de. Außerdem solltet ihr euch mit potenziellen Auftraggebern wie Anwalts- und Notarkanzleien vernetzen.