Selbstständig machen als Interimsmanager: Voraussetzungen, Verdienst, Schritte – was du 2025 unbedingt wissen musst

Die Entscheidung, sich als Interimsmanager selbstständig zu machen, bietet die Chance, in unterschiedlichen Unternehmen und Projekten tätig zu sein. Abwechslung ist hier Konzept! Neben Fachkenntnis ist es vor allem eure Flexibilität, die ihr euren Kunden zur Verfügung stellt. Hier zeigen wir euch Voraussetzungen, potenzieller Verdienst und die notwendigen Schritten, um sich als Interimsmanager selbstständig zu machen…

Manager für ein paar Tage, Wochen, maximal Monate… das ist der Sinn eines Interimsmanagers. Kurzfristig einspringen, kommissarisch übernehmen, die Feuerwehr im Management. Klingt spannend aber auch anstrengend. Wir zeigen euch hier,

  • was Interimsmanagement ist,
  • wie ihr als Interimsmanager bezahlt werdet und euer Honorar berechnet,
  • welche Voraussetzungen es braucht,
  • und wie ihr am besten an Aufträge kommt.

Was ist eigentlich Interimsmanagement?

Interimsmanagement bezeichnet die zeitlich begrenzte Übernahme von Führungspositionen in Unternehmen durch externe Manager. Diese Fachkräfte, bekannt als Interimsmanager, werden typischerweise in Situationen eingesetzt, in denen kurzfristig spezialisiertes Know-how benötigt wird, beispielsweise bei Umstrukturierungen, Projekten oder zur Überbrückung von Vakanzen.

Ihr Einsatz bietet Unternehmen die Flexibilität, auf Veränderungen oder Krisen schnell und effizient zu reagieren, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen. Interimsmanager bringen oft umfangreiche Erfahrungen aus verschiedenen Branchen und Projekten mit, wodurch sie in der Lage sind, frische Perspektiven einzubringen und signifikante Verbesserungen in kurzer Zeit zu erzielen.

Ein paar schöne und konkrete Beispiele findet ihr in diesem ZEIT-Artikel.

Verdienst als Interimsmanager

Der Verdienst eines Interimsmanagers variiert stark und hängt von Faktoren wie Branche, Unternehmensgröße, Projektumfang und eigener Erfahrung ab. Tages- oder Projektgebühren können deutlich höher sein als das Gehalt einer vergleichbaren Festanstellung, spiegeln jedoch auch das höhere Risiko und die Unbeständigkeit der Auftragslage wider.

Im Durchschnitt können Interimsmanager mit einem Tageshonorar von mehreren hundert bis zu mehreren tausend Euro rechnen. Bei Stepstone wird als Honorare für Interimsmanager eine Spanne von 60.000 bis 120.000 Euro angegeben.

Auch laut dem Verband DDIM sind Interim Management-Tagessätze zwischen 1.000 und 2.500 Euro möglich. Ein CEO Interims Manager wird dabei besser bezahlt als ein Interims Manager in Fachfunktionen.

Laut Interim-x, einer Vermittlungsagentur für Interims-Manager, bedeutet das im Detail:

  • Tagessätze von 600€ bis 800€ für Freelancer mit genau definierten Arbeitspaketen im Bereich Personal, Buchhaltung, Marketing, Produktion
  • Tagessätze von 800€ bis 1.000€ für Interim Manger Mandat mit leitenden Management-Aufgaben, als Fach Führungskraft mit Personalverantwortung
  • Tagessätze von 1.000€ bis 1.500€ für Interim Manger Mandat International, Projektleitung, Budgetverantwortung, kleinere CxO Positionen, Werksleiter
  • Tagessätze von 1.500€ bis 2.500€ für Interim Manger Mandate überwiegend im Ausland mit breitem Verantwortungsbereich für Schlüsselthemen, CxO Positionen, Werksleiter, R&D-Leiter
  • Tagessätze ab 2.500€ Executive für Interim Manger Mandat als CRO, CxO, CFO, VC, Private-Equity, Börsengang, Firmenübernahme Beratung

Honorare berechnen als Interimsmanager

Sehr häufig wird bei der  Bestimmung der Interim Management Tagessätze die 1%-Regel angewendet. Danach ist der Tagessatz 1% vom Jahresbruttogehalt eines vergleichbar qualifizierten Managers in Festanstellung.

Wem diese Berechnung zu allgemein ist und seinen Auftraggebern besser vorrechnen will, was er eigentlich für sein Geld bekommt, kann folgende Herangehensweise bei der Berechnung eurer Honorare als Interimsmanager nutzen:

  1. Recherchiert die Brutto(!)-Gehälter für vergleichbare Positionen im Unternehmen, inklusive Nebenkosten wie Urlaubstage, 13. Gehalt, Erfolgsgratifikationen etc.
  2. Addiert etwa 15% auf diese Summe drauf – das ist der ungefähre Anteil des Arbeitgebers an den Lohn-Nebenkosten.
  3. Dividiert das durch die Arbeitstage im Jahr (251 in 2014).

= Damit erhaltet ihr die in etwa Kosten eures Auftraggebers für einen angestellten Manager pro Arbeitstag, den ihr ersetzen sollt.

Jetzt müsst ihr natürlich noch einen angemessenen Aufschlag für die Flexibilität, die ihr mitbringt und die fehlende Verbindlichkeit auf Seiten des Auftraggebers (anders als bei einem Angestellten) drauf rechnen.

Ihr solltet nicht vergessen, dass ihr wie ein Unternehmen agieren müsst… Auch während eines Jobs sind alle die Arbeiten für euch selbst (Buchhaltung, Marketing usw) weiter zu führen.

Voraussetzungen, um in die Selbstständigkeit als Interimsmanager zu starten

Bevor man sich auf den Weg macht, als selbstständiger Interimsmanager erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, ein solides Verständnis für die grundlegenden Voraussetzungen dieser Karriere zu haben. Diese bilden das Fundament, auf dem der gesamte berufliche Werdegang aufgebaut wird.

Fachliche Expertise, umfangreiche Erfahrungen in Führungspositionen und ausgeprägte soziale Kompetenzen sind nur einige der Schlüsselelemente, die für eine erfolgreiche Laufbahn in diesem Bereich unerlässlich sind – hier listen wir die größten vier Elemente davon:

Fachliche Expertise und Erfahrung

Interimsmanager werden in der Regel für ihre Expertise in spezifischen Bereichen oder für die Leitung von Projekten in Krisensituationen angestellt. Umfangreiche Erfahrungen in Führungspositionen, fundiertes Branchenwissen und nachweisbare Erfolge in früheren Positionen sind daher unerlässlich.

Dieses Knowhow lässt sich mit Fort- und Weiterbildungen ebenfalls erreichen, wichtig insbesondere für Einsteiger, die auf keine vorige Führungsposition zurückblicken können und die Hürde der ersten noch meistern müssen.

Soziale Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit

Neben der fachlichen Kompetenz sind soziale Fähigkeiten entscheidend. Interimsmanager müssen in der Lage sein, schnell Vertrauen aufzubauen, Teams effektiv zu leiten und sich rasch an die Kultur und die Prozesse im jeweiligen Unternehmen anzupassen.

Auch hierfür gibt es geförderte Weiterbildungen, jedoch spielt die Grundveranlagung sozialer Affinität – auch für eine Weiterbildung – eine noch wichtigere Rolle.

Interimsmanager bleiben selten lange in einem Unternehmen.
Interimsmanager bleiben selten lange in einem Unternehmen.

Organisatorische Fähigkeiten

Als Selbstständiger ist es wichtig, über ausgeprägte organisatorische Fähigkeiten zu verfügen. Dazu gehören Zeitmanagement, Selbstmotivation und die Fähigkeit, mehrere Projekte gleichzeitig zu managen.

Schritte in die Selbstständigkeit als Interimsmanager

Der Weg in die Selbstständigkeit als Interimsmanager ist sowohl herausfordernd als auch lohnend. Doch wie jedes Unternehmen, und nichts anderes seid ihr, gilt es insbesondere die Vorbereitung gut zu planen und euch sehr genau mit den Herausforderungen einer Gründung auseinander zu setzen.

Hier sind detaillierte Schritte, die euch helfen, diesen Übergang erfolgreich zu meistern.

Schritt 1 zum Interimsmanager: Businessplan

Wie jeder Gründer solltet ihr euch einen Plan schreiben – auch wenn ihr vielleicht ohne Gründerkredit oder Förderung an den Start gehen wollt – ein Businessplan ist nicht nur ein Nachweis für Dritte, dass ihr Chancen auf Erfolgt habt. Es ist ein wichtiges Korrektiv für euch selbst: hier seid ihr gezwungen, euch zu bestimmten Fragen wie Ziele, Markt und Finanzen klare Gedanken zu machen.

UNSER TIPP: Übrigens geht das gleich viel leichter mit einem Businessplan-Tool!

Marktanalyse und Spezialisierung

Der erste Schritt ist eine gründliche Analyse des aktuellen Marktes. Identifiziert Branchen und Bereiche, in denen der Bedarf an Interimsmanagement hoch ist. Eine Spezialisierung auf bestimmte Sektoren oder Unternehmensfunktionen kann euch helfen, sich als gefragter Experte zu etablieren.

Marketing und Positionierung als Interimsmanager

Entwickelt eine klare Marketingstrategie, um euch und eure Dienstleistungen effektiv zu vermarkten. Eine professionelle Website, die eure Expertise, frühere Erfolge und Dienstleistungsangebote hervorhebt, ist unerlässlich. Visitenkarten, ein professionelles LinkedIn-Profil und gegebenenfalls ein Blog, in dem ihr Fachwissen teilt, können ebenfalls zur Stärkung eurer Marke beitragen.

Es lohnt sich hier auch immer, die immer wieder neuen Marketingkanäle zu erschließen und dort vielleicht die ersten zu sein – vorausgesetzt, ihr findet eure Zielgruppe dort. Welche Sozialen Netzwerke es gibt, und welche sich für euch lohnen könnten, haben wir in einem extra Artikel beschrieben.

Fortbildung und Zertifizierung

Investiert in eure Weiterbildung und erwägt den Erwerb von branchenspezifischen Zertifizierungen. Dies kann nicht nur eure Kompetenzen erweitern, sondern auch eure Glaubwürdigkeit und Attraktivität für potenzielle Auftraggeber erhöhen.

Schritt 2 Rechtliche Aspekte und Formalitäten

Macht euch frühzeitig mit den rechtlichen Anforderungen der Selbstständigkeit vertraut. Dazu gehört die Gewerbeanmeldung, die Wahl der passenden Rechtsform für euer Unternehmen und die Absicherung durch geeignete Versicherungen, wie eine Berufshaftpflichtversicherung.

Auch steuerliche Aspekte, wie die regelmäßige Abgabe von Steuererklärungen und die Umsatzsteuervoranmeldung, sind zu berücksichtigen.

Gewerbesteuerpflicht für Interimsmanager

Beratende Betriebswirte erzielen grundsätzlich Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit i.S. des § 18 EStG, allerdings erfüllt nur die Beratungstätigkeit eines Volks- oder Betriebswirts die Voraussetzungen einer freiberuflichen Tätigkeit (§ 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG).

Wird Managementpersonal überlassen (etwa für Interimsmanagementaufgaben), so ist dies für sich betrachtet grundsätzlich als gewerblich zu beurteilen, insbesondere wenn das überlassene Managementpersonal seine Aufgaben entsprechend den Vorgaben und Weisungen des Kundenunternehmens zu erfüllen hat.

Denn Weisungsgebundenheit ist einer freiberuflichen Tätigkeit, die durch Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit gekennzeichnet ist, wesensfremd.

So jedenfalls sieht es der Bundesfinanzhof und deshalb solltet ihr in jedem Falle ein Gewerbe anmelden. Wie das geht, erfahrt ihr hier: Gewerbeanmeldung – so meldet man ein Gewerbe richtig an (inklusive Gewerbeanmeldung Formular).

Vorsicht: Scheinselbstständigkeit als Interims-Manager

Seit einer Gesetzesänderung 2017 ist der Spielraum für Interims Management massiv eingeschränkt, das Risiko, dass eurem Auftraggeber und euch als Interimsmanager Scheinselbstständigkeit unterstellt wird, ist signifikant höher.

Ihr müsst also sehr genau mit euren Auftraggebern die Details klären, um nicht als scheinselbstständig zu gelten. Mindestvoraussetzung: es handelt sich um ein abgeschlossenes Projekt und ihr seid als Interimsmanager nicht in das Unternehmen eingebunden.

Konsequentes Vertragsmanagement

Aus diesen durchaus schwierigen Fragen ergibt es sich, dass ihr euch mit den Grundlagen des Vertragsrechts vertraut machen solltet, um wirksame und faire Verträge mit euren Auftraggebern auszuhandeln.

Achtet darauf, Leistungsumfang, Honorare, Zahlungsbedingungen und Haftungsfragen klar zu regeln. Im Zweifel solltet ihr als Interim Manager den Geschäftsbesorgungsvertrag bzw. Interims-Management-Vertrag immer anwaltlich absegnen lassen.

Schritt 3: Marketing & Auftragsakquise

Beginnt frühzeitig mit der Akquise von Projekten. Nutzt euer Netzwerk, um über potenzielle Aufträge informiert zu werden und setzt gezielte Akquise-Strategien ein, um direkt bei Unternehmen vorstellig zu werden. Eine klare Kommunikation eurer USPs (Unique Selling Points) und des Mehrwertes, den ihr Unternehmen bieten könnt, sind hierbei essentiell.

Auftragsakquise durch Netzwerkaufbau

Ein starkes Netzwerk ist entscheidend für den Erfolg als Interimsmanager – sowohl dazu, die Position überhaupt zu bekommen als auch, die entsprechenden Tasks zu meistern. Beginnt damit, euer berufliches Netzwerk sowohl online als auch offline zu erweitern.

Nehmt an Branchen- und Gründerveranstaltungen teil, werdet Mitglied in relevanten Berufsverbänden und nutzt soziale Medien, insbesondere LinkedIn, um eure Präsenz zu stärken und wertvolle Kontakte zu knüpfen.

Berufsverbände für Interimsmanager

AIMP – Arbeitskreis Interim Management Provider: Ein Zusammenschluss ausgewählter Provider im deutschsprachigen Interim Management, deren Mitglieder besondere Qualitätsanforderungen erfüllen und höchste Professionalität nachweisen müssen.

BRSI Bundesvereinigung Repositionierung, Sanierung und Interim Management e.V. stellt sich der Aufgaben, den Informationsaustausches zwischen allen an der Unternehmenssanierung Beteiligten zu verbessern und moderner Managementkonzepte und Lösungsansätze bei der Unternehmenssanierung zu etablieren.

DDIM – Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. ist der Wirtschafts- und Berufsverband für Interim Management in Deutschland und agiert als Interessenvertretung der Branche.

VRIM – Verband Rheintaler Interim Manager ist die Interessensvertretung der Interimsmanager im Vierländereck (DACHFL).

Vermittlungsagenturen für Interimsmanager

Um das Thema Interimsmanagement hat sich tatsächlich eine ganze Branche gebildet – entsprechend gibt es Services und Anbieter, die entweder Unternehmen Interimsmanager vermitteln oder eben jenen Talenten den Zugang zu Unternehmen anbieten.

Dazu gehören Malt, Bridge imp, Klaiton, Heys und andere. United Interim versteht sich darüber hinaus auch als Sprachrohr und Projektentwickler zum Thema Interimsmanagement.

Ob diese Vermittler für euch Sinn machen, müsst ihr selbst herausfinden – je nach eurer Branche und Spezialisierung haben die Anbieter eventuell Zugänge, die ihr allein gar nicht aufbauen könnt – oder aber agieren gar nicht in eurer Branche, auch das gibt es.

Nach dem Projekt oder vor dem Projekt: Feedback und Reputation

Nach Abschluss eines Projekts, bitten Sie um Feedback und nutzen Sie positive Rückmeldungen, um Ihre Reputation als verlässlicher und effektiver Interimsmanager zu stärken. Empfehlungen zufriedener Kunden können ein wichtiger Faktor für die Gewinnung neuer Aufträge sein.

Fazit: Der Weg zum Erfolg im Interimsmanagement

Interimsmanagement stellt eine vergleichsweise einzigartige und dynamische Karriereoption dar, die jedoch nicht nur umfassendes Fachwissen und vielseitige Erfahrungen voraussetzt, sondern auch ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Für Fachkräfte, die diese Herausforderung annehmen, bietet die Selbstständigkeit im Bereich des Interimsmanagements die Möglichkeit, in verschiedensten Unternehmensumgebungen bedeutende Veränderungen zu bewirken und zur Lösung komplexer Probleme beizutragen.

Durch die Kombination aus fachlicher Expertise, strategischem Netzwerkaufbau und einer proaktiven Marktorientierung können Interimsmanager nicht nur ihre eigene Karriere vorantreiben, sondern auch einen wertvollen Beitrag für die Unternehmen leisten, denen sie ihre Dienste anbieten.

Mit der richtigen Vorbereitung und einem klaren Verständnis für die Anforderungen und Möglichkeiten in diesem Feld kann der Schritt in die Selbstständigkeit als Interimsmanager zu einer erfüllenden und erfolgreichen beruflichen Laufbahn führen.

X
X