Fachwissen: Wieviel Know-how müssen Gründer mitbringen?

Ein Unternehmen gänzlich ohne Wissen zu gründen, ist nur in der Theorie möglich. In der Praxis hingegen müsst ihr eine ganze Menge Know-how in die Waagschale werfen – und das nicht nur bezogen auf den Wesenskern eures Startups, sondern deutlich breiter gestreut.

Es gibt eine ganze Menge Wissen und eine Reihe von Kenntnissen und Fertigkeiten, die Gründer mitbringen sollten, um sich erfolgreich zu behaupten. Hier zeigen wir euch sieben wichtigste Punkte dazu und fokussieren uns für jeden davon beispielhaft auf eine andere Branche. Allerdings sei deutlich unterstrichen, dass ihr jeden dieser Wissensbausteine in jeder Form von Startup benötigt.

Der große Bereich der IT – am Beispiel Paartherapeut

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Mit Menschen sprechen, sich ihre Probleme anhören und ihnen darauf basierend Lösungswege aufzeigen, auf denen sie ihre Beziehung zurück zu besseren Zeiten führen können: Es gibt wohl nur wenige Berufe, die nicht nur so stark analog sind wie der eines Paartherapeuten, sondern die überdies gänzlich ohne umfassende Technik funktionieren – letztlich genügt bereits ein angenehm eingerichteter Raum als Sprechzimmer und ihr könntet loslegen.

Wenn ihr deshalb jedoch glaubt, gänzlich ohne IT arbeiten zu können, denkt ihr leider völlig falsch. Denn IT und das Wissen darüber ist heute tatsächlich ein Faktor, dem sich kein Gründer in keiner Branche mehr entziehen kann. Damit ist sie für euch als Paartherapeuten ebenfalls ein wichtiger Wissensbaustein.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Warum IT selbst hier so wichtig ist, hat einen großen und viele weitere kleinere Gründe. Der Große: Ihr dürft als Selbstständige nur unter sehr begrenzten Bedingungen noch Unterlagen auf Papier ans Finanzamt übermitteln. Damit wird bereits die Steuer- und Buchhaltungsthematik digital berührt. Außerdem:

  • das Thema Terminverwaltung,
  • euer Auftritt im Internet zur Neukundengewinnung sowie das
  • datenschutzkonformes Festhalten von Kunden- und Gesprächsinformationen,

sind typische Felder, in denen selbst ein so analoger Beruf wie die Paartherapie sich umfassend auf digitale Technik stützen muss. Wichtig für den Anfang sind hier die folgenden Bausteine:

  • IT aus Sicht der Hardware. Ihr braucht zwar für diesen Job keine extrem potenten Rechner, jedoch zumindest solche mit ausreichender Leistung. Vielleicht hilft euch auch ein Tablet dabei, während der Sitzungen Informationen festzuhalten. Hier haben wir übrigens einen spannenden Tipp: Smartes Schreiben im digitalen Notizbuch. Außerdem ist höchstwahrscheinlich ein Server zur Datensicherung vonnöten.
  • Netzwerktechnik und Datensicherheit. Eure Daten müssen übertragen und vor allem sicher abgespeichert werden. Mitunter wollt ihr zudem euren Web-Auftritt selbst hosten – zumindest müsst ihr aber das nötige Netzwerk-Wissen besitzen, um eruieren zu können, ob ihr das tatsächlich selbst tun möchtet oder extern hosten wollt. Eine Übersicht an Hostern im Vergleich findet ihr hier.
  • Webdesign und Suchmaschinenoptimierung. Eure gut aussehende und leicht bedienbare Website müsst ihr wenigstens selbst mit einem Baukastensystem erstellen können. Außerdem soll sie natürlich auf den Suchmaschinen weit oben ranken; das erfordert weitere Fähigkeiten, Maßnahmen – und Zeit. Hier findet ihr eine Übersicht von den besten Webbaukästen-Anbietern.

Wie in absolut jedem Beruf ist es zudem unabdingbar, euch tief in das komplexe Thema DSGVO einzuarbeiten. Hier solltet ihr wirklich Zeit investieren, denn es ist sehr leicht, Fehler zu begehen – selbst wenn die Datenschutzgrundverordnung nicht gänzlich deckungsgleich mit dem Thema IT ist.

Äußerst tiefes Branchen-Fachwissen – am Beispiel Metall-Fachhandel

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Vom Messermacher, der spezielle Stähle zur Herstellung seiner scharfen Ware benötigt, über den Gartenbauer, der Moniereisen für Betonkonstruktionen braucht, bis zum Heimwerker gibt es einen ziemlich großen Kreis von Leuten, die zur Zielgruppe für Metallprodukte gehören.
Dementsprechend ist es ein probates Geschäftsmodell, als Händler für möglichst viele verschiedene Metallprodukte aufzutreten. Wenn ihr allerdings glaubt, es genüge, zu wissen, worin sich ein Flacheisen von einem Vierkantrohr unterscheidet oder was die Unterschiede zwischen Stahl und Aluminium sind, irrt ihr. Wie in jeder Branche, so genügt es hier ebenfalls nicht, lediglich an der Wissens-Oberfläche zu kratzen, sondern ihr müsst richtig tief eintauchen.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Tatsache ist: Wer mit Metall handeln möchte, muss darüber besser bescheid wissen als so mancher Hersteller. Denn diese fokussieren sich oft auf nur eine Metallsorte (etwa Stahl), wohingegen ihr in eurem Startup höchstwahrscheinlich verschiedene anbieten wollt. Hinzukommt, dass dieses Gebiet keinem Meisterzwang unterliegt. Ihr müsst euch also das nötige Fachwissen selbst verschaffen:

  • Eigenschaften, Einsatzgebiete, Vor- und Nachteile aller Metalle sowie handelsüblicher Legierungen dieser, damit ihr eure Kunden fachmännisch beraten könnt.
  • Qualität und Normen. Im Metallbereich gibt es sehr umfassende Vorgaben und Prüfmethoden. Sie müsst ihr ebenfalls kennen – schon, um angelieferte Ware auf ihren Qualitätsgehalt hin checken zu können.
  • Herstellungsmethoden und deren Geschichte. Die Metallherstellung ist einer der wichtigsten Schauplätze der Globalisierung. Außerdem wird hier wegen ihres Energieverbrauchs stark geforscht. Beides solltet ihr kennen und verstehen.

Nicht zuletzt solltet ihr euch in an das Produkt anschließenden Themen schulen. In diesem Fall beispielsweise Verbindungs- und Beschichtungstechniken. Letztlich dient dies alles dazu, euren Kunden (die nicht über dieses Wissen verfügen), die bestmögliche Beratung liefern zu können – denn wer gut berät, gewinnt.

Ungeliebt, aber unvermeidbar: Buchhaltung – am Beispiel Tierarztpraxis

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Ihr habt es getan. Ihr habt den langen und beschwerlichen Weg durch das Tiermedizinstudium gemeistert und steht nun dicht davor, mit eurer eigenen Praxis zu einem niedergelassenen Tierarzt zu werden – ganz gleich ob als typischer Veterinär für Haustiere oder einer, der sich auf Nutzvieh spezialisiert hat.

In diesem Fall ist euer medizinisches Wissen natürlich nicht nur überragend, sondern brandaktuell – und ihr wisst um die Notwendigkeit, es ständig auf neuestem Stand halten zu müssen. Doch selbst wenn euer Herz an der Tierheilung hängt, müsst ihr ebenso fit in einem bei den meisten Selbstständigen ziemlich unbeliebten Thema sein: Buchhaltung.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Denn Buchhaltung, das müssen wir einfach deutlich unterstreichen, dient in Firmen jeglicher Größe und Ausrichtung immer zwei Zielen:

  1. Sie gibt euch als Selbstständige den einzigen verlässlichen Gradmesser über das wirtschaftliche Standing eures Startups.
  2. Nur sie schützt euch davor, mit dem Finanzamt Probleme zu bekommen – das kennt wirklich keinen Spaß, selbst wenn es sich nur um Nachlässigkeit handelt.

Das heißt, echte Skills in Sachen Buchhaltung tun Not. Besonders dann, wenn ihr zunächst nicht das Geld habt, um einfach alle Unterlagen an einen Steuerberater abzugeben, damit dieser das für euch erledigt. Doch was müsst ihr hier wissen?

  • Grundlagen der Betriebswirtschaft. Das heißt alles zwischen Ablage, Steuern und Zahlungserinnerung.
  • Systeme und Tools für das Thema Ablage. Denn Ordnung ist tatsächlich mehr als nur die berühmte „halbe Miete“ der Buchhaltung. Außerdem helfen euch gerade (digitale) Tools dabei, eure persönliche Arbeitslast immens zu reduzieren – damit ihr euch mehr auf die Tiere konzentrieren könnt.
  • Die finanzielle Seite von Firmenfahrzeugen. Spätestens, wenn ihr (auch) Hausbesuche anbietet, ist ein Firmenfahrzeug nötig und damit ein bedeutender Faktor der Buchführung und Steuerzahlung.
  • Rechnungs- und Quittungserstellung. Jede einzelne tierische Dienstleistung muss korrekt abgerechnet werden, sonst macht ihr euch der Steuervermeidung verdächtig. Außerdem habt Ihr als Tierarzt immer weitere Berührungspunkte mit anderen Unternehmen; beispielsweise Pharmakonzernen, die euch mit Medikamenten versorgen. Dadurch wird das Thema doppelt kompliziert.

Viele Arbeiten kann euch ein modernes Buchhaltungssystem abnehmen. Die besten Online-Tools für eure Buchführung in der Cloud findet ihr hier.

Zwar werdet ihr im Studium ein wenig mit all diesen Dingen konfrontiert. Allerdings reicht das selten aus, um ernsthaft eine Tierarztpraxis betreiben zu können. Vor der Gründung solltet ihr deshalb unbedingt entsprechende Kurse belegen. Als Tierarzt seid ihr zwar freiberuflich tätig, dennoch solltet ihr euch diesbezüglich mit eurer regional zuständigen IHK in Verbindung setzen; hier gibt es typischerweise spezielle Basiskurse für Gründer.
Solltet ihr zudem im Studium noch etwas Freiraum haben, bietet es sich immer an, als Gasthörer bei entsprechenden Vorlesungen mitzumachen – oder die Professoren und Dozenten anzusprechen, um deren Handouts zu bekommen.

Branchenspezifisches Rechtswissen – am Beispiel Metzgerei

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Wenn ihr eine Metzgerei eröffnen möchtet, dann sind fleischige Lebensmittel in allen Variationen eure Leidenschaft. Außerdem gibt es hier eine enorme Vielfalt, sodass ein Großteil eures Tagwerks aus dem Kreieren verschiedenster Fleisch- und Wurstwaren besteht – und vielleicht etwas Experimentieren, um neue Sorten zu komponieren.

Doch wo es darum geht, Lebensmittel herzustellen und zu verkaufen, ist das Rechtsthema niemals weit entfernt. Und Ihr müsst wirklich fit darin sein – fitter als in vielen anderen Branchen.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Einen Vorteil habt ihr als Gründer einer Metzgerei: Der Beruf unterliegt dem Meisterzwang. Das heißt, sowohl schon während der Lehre als auch im Besonderen im Rahmen der Kurse der Meisterschule werdet ihr umfassend in den wichtigsten Rechtsthemen geschult werden.
Dennoch ist es unabdingbar, euch weiterhin selbst zu bilden. Schon deshalb, weil das Thema einer ständigen Weiterentwicklung unterliegt. Hiermit habt ihr es zu tun:

  • Fleischhygienerecht. Dies ist eure wichtigste Anleitung. Denn nur dadurch könnt ihr diesbezüglich ruinöse Probleme vermeiden.
  • Lebensmittelrecht. Also die Erweiterung des nur auf Fleisch bezogenen Hygienerechts. Hierzu gehören ferner diverse Leitlinien zur Eigenkontrolle.
  • EU-Recht. Besonders bezüglich Herkunftsangaben, (geschützte) Produktbezeichnungen und ähnlichen Daten.
  • Gastronomiegesetzgebungen. Sie gelten immer dann, wenn ihr in eurer Metzgerei auch Dinge für den sofortigen Verzehr vor Ort anbietet – etwa mit einem Imbiss. Solche Informationen bieten auch immer die Fachverbände, in eurem Falle der Verband der Fleischerwirtschaft VDF.

Natürlich gelten zudem noch die normalen rechtlichen Vorgaben, die jeder Selbstständige beachten muss. Vornehmlich Gewerbe- und Steuerrecht, später dann Arbeitgeber- und Angestelltenrecht. Wenn ihr deshalb vor der Gründung das Gefühl habt, noch nicht genug zu wissen, dann zögert bloß nicht und belegt zusätzliche Kurse. Gerade bei der Verarbeitung von Fleischwaren ist es zu einfach, durch Unkenntnis womöglich fatale Fehler zu begehen.

Wollt ihr mehr wissen? Dann schaut in unserem Fachartikel Selbstständig machen als Metzger oder Fleischer – Gründen im Handwerk.

Unverzichtbar für jede Gründung: Marketing – am Beispiel Sportbootschule

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Das Wasser liegt euch im Blut – egal ob süß oder salzig. Und weil man darauf mit Wind- und Motorantrieb eine riesige Menge Spaß erleben kann, der jedoch immer vom Gesetzgeber an den Erwerb entsprechender Sportbootführerscheine gekoppelt ist, ist es eine gute Idee, sich mit einer Sportbootschule selbstständig zu machen. Eine Art maritime Fahrschule, bei der es wegen dem Hobby-Charakter der angebotenen Scheine jedoch sowohl entspannter als auch altersmäßig vielfältiger zugeht.

Doch was hat ausgerechnet Marketing mit einer Sportbootschule zu tun? Die Antwort: Sehr viel mehr, als ihr euch vielleicht träumen lasst.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Denn Marketing ist auf verschiedenen Weg der Versuch, euer Unternehmen einerseits bei der Zielgruppe bekannter zu machen, andererseits eine generell positive Sicht auf euer Startup zu generieren. Was genau ihr erreichen möchtet, definiert ihr durch demensprechend formulierte Marketingziele. Um diese jedoch zu meistern, müsst ihr verschiedene Marketingmaßnahmen einsetzen.

Euer diesbezügliches Know-how umfasst deshalb für eure Sportbootschule die folgenden Positionen:

Die allgemeinen Marketing-Grundlagen. Das heißt, welche Wege euch offenstehen, welche für euer Metier am besten geeignet sind und Ähnliches.

  • Zielgruppenarbeit. Nicht jeder Mensch möchte Wassersport betreiben. Ihr müsst also herausfinden, wer dies in eurer Region sein könnte, damit ihr ihn gezielt ansprechen könnt.
  • Werbung. Sie ist ein wichtiger Kerninhalt des Marketings. Da euer Werbe-Budget jedoch limitiert ist, müsst ihr sehr gezielt darauf achten, wo und in welcher Form ihr werbt. Beispielsweise in örtlichen Marinas, in Fachzeitschriften und natürlich auf Websites für Sportboot-Skipper.
  • Preisgestaltung. Gerade, weil euer Angebot hierbei eher eine Dienstleistung als ein Produkt ist, müsst ihr sehr stark rechnen, um ein vernünftiges Preisverhältnis zu gestalten.
  • Dienstleistungsgestaltung. Wollt ihr nur Kurse anbieten? Wenn ja: nur solche für Motorboote oder auch Segler? Was ist mit Funkzeugnissen? Solche Fragen müsst ihr euch für die Ausgestaltung eurer Dienstleistung stellen.
  • Eigenfähigkeiten. Habt Ihr selbst „nur“ eine herkömmliche Ausbildungsbefähigung erlangt oder vielleicht jahrelang bei der Marine als Navigationsoffizier gedient? Solche Dinge solltet ihr hervorheben, denn sie sind ein wichtiger Nachweis eurer Fähigkeiten und somit Werbung in eigener Sache.

In der Tat stimmt die alte Weisheit, wonach ein gutes Unternehmen automatisch durch Mundpropaganda wirbt. Bis ihr mit eurem Sportbootschulen-Startup jedoch so weit seid, müsst ihr einiges in ein zielgerichtetes Marketing zum Aufbau einer Basis von zufriedenen Absolventen investieren.

Leider sehr umfangreich: Steuerrecht – am Beispiel Klempnerbetrieb

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Ihr habt euren Meister gemacht, um Wasser-, Heizungs- und Klimatechnik in Neubauten zu installieren, sie in Altbauten zu sanieren und allgemein zu reparieren. Dadurch seid ihr mit einigen tausend Euro für die Meisterschule in Vorleistung gegangen. Der Aufbau eures Unternehmens hat weitere hohe Summen verschlungen. Verständlich, dass ihr euch jetzt erst einmal dem Geldverdienen widmen möcht.

Leider hat Vater Staat hierbei jedoch immer ein Wörtchen mitzureden. Denn er hat durch Gesetze die Macht, von euch Geld einzufordern – die Steuerpflicht. Sicherlich nicht schön für euch als Selbstständige, aber für die Funktion eines Staates unerlässlich.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Grundsätzlich gilt hierbei nur die Pflicht, als Unternehmer Steuern zu zahlen. Welche und in welcher Höhe es sind, hängt jedoch sowohl von der Rechtsform eures Unternehmens als auch anderen Faktoren ab. Fit sein solltet ihr deshalb in den folgenden Bereichen:

  • Umsatzsteuern. Sie könnt ihr als Vorsteuer geltend machen und müsst sie auf den Rechnungen ausweisen.
  • Gewerbesteuer. Zumindest dann, wenn ihr ein Gewerbetreibender seid – kein Freiberufler, was aber im Fall des Klempnerbetriebs sowieso nicht gegeben ist.
  • Körperschaftssteuer. Sie gilt dann, wenn euer Unternehmen eine Kapitalgesellschaft ist.
  • Vorsteuerabzug. Euer Recht, von euren Umsatzsteuern den vorsteuerlichen Anteil abzuziehen.

Ferner kommt für euch vielleicht künftig noch die Lohnsteuer dazu – wenn ihr vom Einpersonen-Startup zu einem Arbeitgeber geworden seid. In dem Fall müsst ihr die Lohnsteuer eurer Angestellten für diese an den Staat abführen. Und sowieso solltet ihr euer Wissen immer wieder updaten, weil fast jährlich gewisse Änderungen geschehen.

Erneut gilt: Ihr werdet in der Meisterschule die wichtigsten Basics beigebracht bekommen. Wenn ihr jedoch auf euch allein gestellt seid, dann ist es besser, euch noch durch weitere Schulungen fitter zu machen. Denn es gibt keine Pflicht, zum Steuerberater zu gehen. Und wenn ihr in dem Thema gut genug seid, braucht ihr das auch nicht.

Gekonnte Mitarbeiterbeschaffung: Recruiting – am Beispiel Spediteur

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Die Spedition ist trotz aller digitalen Fortschritte immer noch ein Bereich, in dem sehr viel Manpower nötig ist. Und egal, ob ihr euer Startup nur mit euch allein begründet, irgendwann wird der Tag kommen, an dem ihr euren ersten zusätzlichen Fahrer einstellen möchtet oder aus einer Reihe von Bewerbern jemanden für die Buchhaltung auswählen wollt.

Das ist dann der Moment, an dem ihr den Know-how-Baustein Recruiting benötigt. Also alles, was mit dem Anheuern der fähigsten Leute für euer Unternehmen zusammenhängt.

Tiefere fachliche Einblicke und Know-how

Was ist Recruiting? Es ist letztlich alles, was sich damit befasst, wie ihr die richtigen Leute findet und sie davon überzeugt, bei euch einen Vertrag zu unterschreiben – statt womöglich bei euren Konkurrenten. Dies umfasst mehrere Positionen:

  • Bedarfsdefinition. Für euch als Spediteure kommen vom Speditionskaufmann bis zum Langstrecken-LKW-Fahrer verschiedenste Berufe zum Einsatz. Jedoch müsst ihr definieren, für welches Feld ihr wie viele Leute benötigt.
  • Fähigkeitsdefinition. Auf jede Bewerbung werden sich Menschen verschiedener Qualifikationsgrade und Altersstufen melden. Ihr müsst als Spediteur definieren, was dabei die Untergrenze des Akzeptablen ist.
  • Stellenausschreibung. Um Leute für euren Betrieb zu begeistern, müsst ihr es schaffen, euch ihnen gegenüber positiv und auf allen infrage kommenden Kanälen korrekt zu präsentieren.
  • Gesprächsführung. Bei einem Vorstellungsgespräch müsst ihr die richtigen Fragen stellen und dabei analysieren, was für ein Mensch euer Bewerber ist. Schließlich ist dieser Termin unglaublich wichtig, um den Menschen hinter den nüchternen Daten seines Lebenslaufs kennenzulernen.

An dieser Stelle sei auf die Komplexität dieser Aufgaben hingewiesen. Viele Selbstständige gehen das Thema Recruiting zu unbedarft an. Allerdings sollte euch die Existenz eines Human Ressources Managers bereits einen Hinweis geben: Wenn eine Aufgabe einen eigenen Beruf und sogar einen eigenen Fachverband hervorgebracht hat, dann ist sie sicher nichts, was sich in ein paar Stunden mit Internetrecherche erlernen lässt.

Fazit

Wer einen Klempnerbetrieb eröffnen will, muss zumindest die Grundlagen des deutschen Steuerrechts verstehen; wer eine Sportbootschule gründet, darf dennoch nicht die elementaren Basics des Marketings vernachlässigen; und selbst wer eine Tierarztpraxis eröffnet, der muss neben höchstem veterinärmedizinischem Fachwissen verstehen, wie eine saubere Buchhaltung funktioniert.

Gründen ist leider niemals nur die Verwirklichung eines Traumes. Und selbstständig zu sein bedeutet zudem nicht, künftig nur noch das zu machen, was man am liebsten tut. Als gute Gründer müsst ihr in Theorie und Praxis echte Multitalente in vielen Bereichen sein. Das mag schwierig wirken, garantiert aber wenigstens, dass euch niemand etwas vormachen kann – äußerst wichtig, wenn ihr selbst die volle Verantwortung für alles tragt.

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