Fitness-Studio eröffnen: Selbstständig machen mit eigenem Gym
Die Fitnessbranche boomt. Schon seit den 1980er-Jahren erfreuen sich Fitnessstudios größter Beliebtheit – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Menschen mit Unternehmergeist haben daher oft den Wunsch, selbst ein Fitness-Studio zu eröffnen. Worauf es dabei ankommt und welche Schritte nötig sind, verrät der folgende Text.
Der Weg zum eigenen Fitness-Studio: Perspektiven & Trends
Vor Corona boomte die Fitnessindustrie. Die Gründe hierfür sind vielfältig: gesunde Ernährung und das eigene Aussehen sind für viele immens bedeutsame Faktoren. Dabei spielt die eigene Fitness eine große Rolle. Welche Chancen gibt es also für euch, ein Fitness-Studio zu eröffnen?
Perspektiven in der Fitness-Branche
Fast 10.000 Fitnessstudios gibt es in Deutschland. Nach Statistiken ist jeder zehnte Deutsche in einem Fitnessstudio angemeldet, die Tendenz war lange steigend. Doch durch Corona und die Shutdowns hatte die Fitness- und Gesundheitsbranche 2020 und im ersten Halbjahr 2021 nach Angaben des DSSV (Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen) einen Verlust von rund 25 Prozent der ursprünglich 11,7 Millionen Mitglieder zu verkraften. Aktuelle Untersuchungen prognostizieren, dass die Branche mindestens zwei Jahre benötigen wird, um das Mitgliederniveau von Dezember 2019 wieder zu erreichen.
Wenn ihr euch in dieser Phase mit einem eigenen Fitness-Studio selbstständig machen wollt, dann ist das vielleicht nicht die einfachste Zeit – aber es gibt auch ein paar gute Chancen, wenn ihr die aktuellen Trends beachtet. Das zeigen auch Beispiele wie die Fitness-Kette fit+, die trotz Pandemie neue Standorte eröffnet.
Trends 2022 in der Fitness-Branche
Aus der Übung der Corona-Monate ist vor allem eines übrig geblieben: Der Wunsch eurer potenziellen Kunden nach digitalen Angeboten. Auch wenn euer wesentliches Interesse ist, das neue Studio mit Gästen zu füllen – die digitalen Angebote solltet ihr integrieren. Workouts wie Stretching, Bodybalance oder Yogakurse könntet ihr euren Mitgliedern in der Ruhe des eigenen Zuhauses anbieten und sie so an euch binden.
Das gemeinsame Training wird natürlich nicht gänzlich an Bedeutung verlieren. Eine Studie hat nachgewiesen, dass Mitglieder in Fitnesskursen ein höheres Maß an individuellem Spaß, Anstrengung und Zufriedenheit erleben. Das Gemeinschaftsgefühl sei sogar ein wesentlicher Motivator, um überhaupt einen Fitnesskurs zu machen. Ihr solltet also ganz bewusst dieses Gruppengefühl stärken, es betonen und solche Gruppen bewusst moderieren.
Neben der Musik und der Art des Workouts sind es vor allem die Trainer, die über die Lust oder Unlust an euren Angeboten entscheiden: Gute Fitness-Trainer, die das Prinzip Förderung & Fordern richtig verstanden haben und umsetzen können, sind die wahren Anziehungspunkte eures Studios. Hier lohnt es sich, zu investieren – ob bei Mitarbeiterbildung oder auch dem Einkauf von Branchenstars.
Fitness-Studio eröffnen Schritt 1: Die richtige Ausbildung
Grundsätzlich kann in Deutschland jeder ein Fitnessstudio eröffnen – spezifische Kenntnisse oder Nachweise sind hierfür nicht nötig. Klar im Vorteil sind jedoch all jene, die schon vor dem Wunsch, ein Fitnessstudio zu gründen, über eine einschlägige Ausbildung im Sport-, Fitness- bzw. Gesundheitsbereich verfügen.
Eine gute Übersicht der Berufswege zum Fitnesstrainer, ob als Aus- oder Weiterbildung und mit C-, B- oder A-Lizenzen, sowie den zu erwartenden Kosten und möglichen Förderungen findet ihr in unserem Fachtext Selbstständig machen als Fitnesstrainer.
Wichtig: Kaufmännische Fähigkeiten
In jedem Fall sollte dabei nicht auf die kaufmännische Komponente vergessen werden, denn als Fitnessstudio-Betreiber müssen auch betriebswirtschaftliche Aufgaben übernommen werden. Dazu zählt der Einkauf von Geräten, die Ausstellung von Rechnungen oder auch die korrekte Handhabung von Abos. Das beginnt schon in der Gründungsphase: Banken und andere Geldgeber investieren in Projekte, wenn der Gründer die entsprechenden Qualifikationen nachweisen kann.
Außerdem müssen Mitarbeiter ausgewählt und geführt werden. Wer größer denkt, sieht sich in Zukunft als Inhaber einer Fitnesskette mit mehreren Studios an verschiedenen Standorten. In diesem Fall ist ein facheinschlägiges Studium in Kombination mit Praxiserfahrung sinnvoll. Dort befassen sich künftige Führungskräfte mit allgemeiner Betriebswirtschaft, aber auch mit Sportmarketing und Sportpsychologie.
Weitere fachspezifische Berufsbilder im Überblick
- Fitnessökonom
- Fitnesstrainer mit Lizenz
- Dipl. Sportlehrer
- Krankengymnast
Schritt 2: Voraussetzungen, um ein Fitness-Studio zu eröffnen
Um ein Fitness-Studio zu eröffnen, sind gesetzlich erst einmal keine bestimmten Voraussetzungen vorgeschrieben. Ihr meldet euch beim zuständigen Gewerbeamt in eurer Stadt an und könnt loslegen.
Schritt 3 zum eigenen Fitness-Studio: Die richtigen Räume
Im nächsten Schritt sind die passenden Räumlichkeiten zu finden. Hierbei geben das Konzept, das verfügbare Kapital und die Zielgruppe die Rahmenbedingungen vor. In jedem Fall muss ausreichend Platz für verschiedene Trainingsräume, Duschen und Toiletten, Umkleidekabinen, einen Empfang sowie ein Büro und Lager sein. Wer seinen Besuchern darüber hinaus eine Sauna oder mehrere Kurse parallel anbieten möchte, braucht noch etwas mehr Fläche.
Vergessen werden sollte dabei auch nicht auf die nötigen Elektrogeräte wie eine Musikanlage, PC und Drucker bzw. eventuell Küchengeräte wie Kaffeemaschine, Standmixer etc. Hinzu kommen Kosten für Malerarbeiten, um beispielsweise die Farben des Corporate Designs anzubringen. Verlangen die vorhandenen Räumlichkeiten generell nach einem Umbau, so sind darüber hinaus alle Baukosten einzuplanen. Auch die Erreichbarkeit sollte nicht außer Acht gelassen werden: Eine gute Verkehrsanbindung sowie genügend Parkplätze sind heutzutage wichtige Kriterien.
Schritt 4: Das Alleinstellungsmerkmal eures Fitness-Studios
Ganz generell sollten sich Gründer überlegen, was sie und ihr Studio einzigartig macht. Denn in einer Welt, die von einer Fülle an Angeboten geprägt wird, ist es unerlässlich, aus der Masse hervorzustechen, um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu gehört das Definieren einer Zielgruppe und das Herausarbeiten eines Alleinstellungsmerkmals.
- Wer soll im Fitnessstudio künftig trainieren?
- Welche Kursangebote sprechen diese Zielgruppe besonders an?
- Gibt es Geräte oder Kurse, die kein Studio im näheren Umkreis anbietet und die gerade deshalb interessant wären?
- Oder sind es vielleicht die Öffnungszeiten, die das Fitnessstudio von anderen abhebt?
- Und wie wäre es mit einer Smoothie- und Saftbar als Ergänzung?
Was es auch ist – wichtig ist, sich hierfür Zeit zu nehmen, um ein einzigartiges Konzept zu erstellen.
Schritt 5: Die richtigen Mitarbeiter fürs Fitness-Studio finden
Um ein Fitnessstudio betreiben zu können, sind schließlich auch die passenden Mitarbeiter essentiell. Gründer sollten hierbei ebenso auf Personen setzen, die eine facheinschlägige Ausbildung vorweisen können, um Kunden zufriedenzustellen. Und diese sollten sich auch mit dem Leitbild des Studios identifizieren können.
Später kann es mitunter Sinn ergeben, selbst Personal auszubilden. Da die Mitarbeitersuche heutzutage immer schwieriger wird, kann oft ein Mix aus Offline- und Online-Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen – beispielsweise Inserate in lokalen Printmedien und Werbeanzeigen auf Social Media.
Es geht aber auch um die Benefits, die der Fitnessbetreiber Mitarbeitern bietet – etwa flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten, eine 4-Tage-Woche oder interessante Vergünstigungen.
Schritt 6 zum Fitness-Studio: Finanzplan aufstellen
Um Kapitalgeber müssen sich Gründer schon vorab sorgfältig kümmern, denn in den meisten Fällen reicht das Eigenkapital nicht aus, um ein Studio zu mieten, zu kaufen und einzurichten. Finanzielle Hilfen sind also gefragt – und hierfür ist ein detailreicher Finanzplan essentiell.
Er sollte zunächst einen Kapitalbedarfsplan enthalten – hierfür werden alle Investitionen addiert, die für den Start nötig sind. Das fängt bei der Miete und den Geräten an, geht über Personalkosten und schließt auch Marketingaktivitäten wie Flyer, Social Ads oder ein Eröffnungsfest ein.
Was kostet es, ein Fitness-Studio zu eröffnen?
Das ist eine wesentliche Frage, die ihr für euren Kapitalbedarfsplan beantworten solltet.
Im nächsten Schritt wird mithilfe eines Finanzierungsplans ermittelt, aus welchen Quellen das benötigte Geld stammt oder stammen könnte.
Welches Kapital benötige ich, um ein Fitness-Studio zu eröffnen?
Solltet ihr ein eigenes Studio eröffnen und nicht auf ein Franchise setzen, dann gibt es eine Menge an Kosten, die ihr kalkulieren solltet.
Kosten für Ausrüstung
Die wohl teuerste Investition ist die in Ausstattung und Geräte. Als ungefähre Marke solltet ihr mit 30.000 und 50.000 Euro für eine durchschnittliche Hallenfläche von 4.000 Quadratmetern rechnen.
Mietkosten und Nebenkosten der Immobilie
Je nach Lage eurer Immobilie können laufende Kosten rund um Miete, Strom und Heizung jene sein, die euch am meisten belasten. Passende Gewerbeflächen können durchaus höhere vierstellige Summen im Monat bedeuten.
Personalkosten
Auch dies solltet ihr realistisch kalkulieren – über euer Personal werden wesentlich eure Mitglieder angeworben. Ihr solltet hier keine Spartarife planen und euer Personal fair entlohnen.
Gehalt im Durchschnitt | |
Fitnesstrainer/in | 1.600 – 2.500 € |
Tresenkraft | 1.600 € (Mindestlohn!) |
Reinigungskraft | 1.600 € (Mindestlohn!) |
Sonstige Kosten wie Office, Marketing, Marke
Außerdem müsst ihr neben diesen laufenden Kosten auch Investitionen in die Unternehmensmarke kalkulieren – dazu gehören die Entwicklung eines CI, eines Logos, einer Website, Flyern usw. Auch das Aufsetzen von Social Media Accounts bei Instagram, Facebook oder TikTok solltet ihr mit einem Budget versehen. Daraus entstehen dann auch monatliche Ausgaben.
In der Rentabilitätsvorschau werden die kommenden drei Jahre genau unter die Lupe genommen, um zu ermitteln, ob und wie genug Einnahmen erzielt werden können. Darauf aufbauend wird ein Liquiditätsplan erstellt, der beweist, dass das Fitness-Studio liquide sein wird, um potentiellen Geldgebern ihre Mittel zurückzubezahlen.
Was kann ich mit einem eigenen Fitness-Studio verdienen?
Die wesentlichen Einnahmen eures Fitness-Studios werden die Mitgliedsbeiträge sein. Hier könnt ihr von folgenden am Markt gängigen Preisen ausgehen:
Günstig | Mittelklasse | Premium | |
monatlicher Mitgliedsbeitrag | 10 bis 25 € | 25 bis 60 € | 60 bis 100 € |
Hinzu kommen Einnahmen, die ihr aus Zusatzangeboten generieren könnt. Dazu gehören Getränke, Speisenangebote, kostenpflichtige Wellness-Angebote, Handtücher usw.
Laut Statistiken kann man als Studiobetreiber im Durchschnitt etwa 59.500 € verdienen.
Günstiger Gründen: Franchise oder eigenes Fitness-Studio
Eine Alternative zum eigenen Studio ist es, mit einem Franchise-System zu arbeiten – und das ist in dieser Branche durchaus üblich. Der Vorteil auf Kundenseite ist recht schnell klar: Oft kann man als Mitglied in einem Ketten-Studio auch in einer anderen Stadt trainieren. Außerdem gibt es eine gewisse Garantie an Standards in Ausrüstung, Qualität und Service.
Ihr als Betreiber profitiert von der Bekanntheit einer Marke und setzt somit auf ein bestehendes und bereits erfolgreiches Konzept.
Eure Vorteile eines Franchisekonzeptes
Ihr übernehmt ein bereits etabliertes Konzept für euer Studio und vereinfacht euch damit den Markenauftritt. Auch Investoren sind damit besser zu überzeugen, schließlich steht hinter euch ein großer Mutterkonzern, der unter bestimmten Umständen sogar beim Start investiert. Zu unterschätzen sind auch nicht die Vorteile einer starken Marke mit entsprechenden Reichweiten in Social Media oder im Internet.
Eure Nachteile eines Franchisekonzeptes
Ihr zahlt eine monatliche Nutzungsgebühr an den Mutterkonzern, in der Regel um die 2.000 Euro pro Monat. Zusätzliche Umsatzabgaben sind ebenfalls üblich. Zu den Anfangsinvestitionen könnten zu Beginn neben der technischen Ausstattung auch eine Lizenzgebühr zählen. Eure unternehmerische Freiheit ist kleiner und ihr müsst die Vorgaben des Mutterkonzerns beachten.
Fazit
Die Gründung eines Fitness-Studios ist recht kostenintensiv – nur mithilfe des Sparbuches wird wohl kaum einer die notwendigen Investitionen tätigen können. Gleichzeitig könnt ihr durchaus erfolgreich sein – das Prinzip ist kein Hexenwerk oder ein völlig unklarer Businesscase. Mit einem klugen Konzept und vor allem einer guten Lage ist die Selbstständigkeit als Fitness-Center-Betreiber durchaus eine gute Perspektive.
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