Selbstständig machen als Photovoltaik-Experte oder Solarteur – Solarunternehmen gründen | Gründen im Handwerk (Teil 5)
Balkonkraftwerke, die eigene PV-Anlage auf dem Dach – mit der Energiewende nimmt das Thema Photovoltaik in Deutschland wieder Fahrt auf. Damit steigen auch die Chancen, sich als Solarteur oder mit einer Photovoltaik-Firma selbstständig zu machen. Wir zeigen euch, worauf ihr bei der Gründung achten müsst, welche Genehmigungen ihr braucht, und welche Verdienstmöglichkeiten es gibt.
Noch gibt es keine Vorgaben, dass eine PV-Anlage nur vom Fachmann montiert werden darf. Jede Privatperson kann eine Anlage kaufen und anbringen. Allerdings darf sie die Anlage nicht anschließen – das wiederum darf nur der Fachmann. Das ist eure Chance, im anziehenden Markt für kleine und mittlere PV-Anlagen auf Balkonen und Dächern ein Geschäft aufzubauen.
Schritt 1: Wege zum Solarteur | Berufsbild, Ausbildung und Verdienst
Alleine schon die korrekte Auslegung der Solaranlage – also Fläche und Leistung für die gewünschte Versorgung zu bestimmen – sollte Aufgabe des Fachhandwerkers sein. Schließlich muss jede Anlage auf den Standort, den erwarteten Verbrauch und die baulichen Möglichkeiten hin optimiert werden.
Für euch bedeutet das: Neben der fachlichen Kompetenz rund um Installation und Inbetriebnahme müsst ihr auch das Kundengespräch führen können, etwas Sozialkompetenz benötigt ihr also auch. Und wie jedes technische Gerät benötigt auch die PV-Anlage regelmäßige Instandsetzung und Wartung, ein zusätzliches Geschäft, dass ihr im Auge behalten solltet.
Außerdem gibt es eine ganze Reihe von gesetzlich vorgeschriebenen Schritten bei der Installation einer PV-Anlage, die eure Kunden beachten müssen und wo ihr helfen könnt:
- Anmeldung der Anlagen beim Netzbetreiber bei Einspeisung ins öffentliche Netz
- Eintrag im Marktstammregister der Bundesnetzagentur (für Einspeisevergütung)
- Anmeldung beim Finanzamt wegen Steuer auf produzierten PV-Strom
Grundlage für den PV-Experten: Berufsbild Solarteur
Solarteure sind Fachleute für Solartechnik, die Photovoltaik-Anlagen und/ oder Solarthermie-Anlagen planen, installieren und warten. In der Regel verfügen die meisten Solarteure über eine andere Ausbildung als Basis, etwa als Sanitär oder Heizungstechniker oder Elektriker. Der Weg zur Fachkraft für Solartechnik ist eine Weiterbildung.
Weiterbildung zum Solartechniker mit vorheriger Berufsausbildung
Ihr habt verschiedene Wege, um Solartechniker zu werden. Der Beruf ist kein eigentlicher Ausbildungsberuf sondern eine Weiterbildung. Grundvoraussetzung ist also eine Berufsausbildung als SHK-Installateur, Heizungsbauer, Elektroinstallateur, Elektrotechniker, Zentralheizungsbauer und Lüftungsbauer, Glaser, Metallbauer oder Tischler.
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So läuft die IHK-Prüfung zum Solartechniker
Um als Solarteur arbeiten zu können, müsst ihr bei der hiesigen IHK eine Prüfung zur Fachkraft für Solartechnik ablegen. Für die Anmeldung zur Prüfung setzt die Handwerkskammer einen Meistertitel in einem einschlägigen Handwerk voraus. Für Gesellen reichen Qualifikationen und Erfahrungen von mindestens zwei Jahren im konkreten Umgang mit Solartechnologien aus, die ihr nachweisen müsst. Der Abschluss beinhaltet eine praktische Prüfung mit kurzem Fachgespräch und eine fachtheoretische Prüfung. In der Praxisprüfung muss der Handwerker zwei Aufgaben bewältigen, jeweils aus den Teilbereichen Photovoltaik und Solarthermie. In der Theorieprüfung muss er eine Anlage auslegen und dimensionieren – hinzu kommen allgemeine Prüfungsaufgaben sowie zur Kundenberatung, zu USV-Vorschriften und zum Arbeitsschutz.
Je nach Kammer und Region können die Dauer der Weiterbildung, die genaue Bezeichnung und die Zugangsvoraussetzungen etwas variieren – in der Regel ist ein Vorbereitungslehrgang nicht obligatorisch, wird allerdings empfohlen.
Weiterbildung zum Solartechniker mit abgeschlossenem Studium
Natürlich könnt ihr auch mit einem Studium als Basis die Weiterbildung zum Solartechniker angehen. Voraussetzung ist der Abschluss als Bachelor of Engineering in Umweltingenieurwesen, Solartechnik oder Energie und Umwelt.
Weiterbildung zum Solartechniker ohne abgeschlossene Berufsausbildung
Grundsätzlich könnt ihr die Spezialisierung als Solartechniker auch ohne Berufsausbildung machen, einige Bildungsträger bilden zwischen ein und drei Jahren aus, Mindestvoraussetzung ist ein Hauptschulabschluss.
Verdienst als Solarteur
Angestellte Solartechniker können mit einem Gehalt zwischen 3.100 Euro (Einstieg) bis 4.500 Euro (nach vielen Berufsjahren Erfahrung) rechnen. Tendenziell sind die Gehälter im Osten niedriger als im Westen und je größer das Unternehmen, desto bessere Bezahlung – jedenfalls in der Regel und im Durchschnitt.
Auch wenn es dafür keine Statistiken gibt, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr als selbstständiger Solartechniker ähnlich gut verdient und eventuell durch Gewinnmargen bei der Technik noch etwas besser.
Schritt 2 zur Gründung als Solartechniker: Businessplan | Kosten | Finanzierung | Franchise
Wie vor jeder Gründung solltet ihr auch für euer Photovoltaik-Unternehmen einen Businessplan aufstellen. Er ist Grundlage für euren geschäftlichen Erfolg und wird von Banken, Fördergebern und anderen Geldgebern gefordert.
Dazu solltet ihr in einer Markt- und Konkurrenzanalyse eure Mitbewerber, die potenzielle Nachfrage und die Spezialisierung eurer Konkurrenten prüfen. Vergleicht Preise und Leistungen der Konkurrenz und versucht, Kundenwünsche zu erfahren. Inhalt eures Businessplans sollten sein:
- die Marktanalyse
- die Standortanalyse
- die klar definierte Zielgruppe (zB in Form von Personas)
- Definition eures Dienstleistungsangebot
- eure Pläne zu Marketing und Werbung
In einem gesonderten Teil geht es um die Finanzen, in den Finanzplan gehören:
- eure Gründungs- und Verwaltungskosten (Kosten der geplanten Rechtsform, Beratung …)
- Kosten für Ausstattung an Gerätschaften, Büroeinrichtung, EDV
- Kosten für Verbrauchsmaterial
- Kosten für Büromiete
- Kosten für Versicherungen, z.B. Betriebshaftpflichtversicherung
- Kosten für Marketing
- eventuell Gehälter plus Lohnnebenkosten
und auf der anderen Seite der Rechnung dann
- Startkapital (mit Quelle)
- Finanzierungshilfen
- Förderungen und
- eure erwartbaren Umsätze
Bei der Erstellung eines validen Businessplans kann euch ein Businessplan-Tool helfen. Welche besonders gut funktionieren, zeigen wir euch in unserem Überblick kostenloser Businessplan-Tools.
Selbstständig machen als Solarteur: Förderung für euer Unternehmen
Wie für jede Gründung stehen euch einige Förderprogramme als Gründer zur Verfügung. So könnt ihr zum Beispiel den Gründungszuschuss beantragen.
Außerdem könnt ihr den KfW Förderantrag stellen.
Franchise – profitiert von den Erfahrungen der PV-Hersteller
Viele Hersteller von PV-Anlagen haben erkannt, dass der Vertrieb ihrer Technik sehr viel kostengünstiger für sie geht, wenn sie ein Franchise-System anbieten. Also nicht der übliche Weg: Ein PV-Installateur sucht sich einen Hersteller aus, von dem er die Anlage bezieht und wechselt dabei sondern der Installateur wird gleich ins Boot geholt.
Der Vorteil für euch: Ihr müsst nicht mühevoll erst einen Betrieb mit allem drum und dran aufbauen sondern könnt mit einem bewährten System starten. Allerdings ist Franchise auch immer mit einem höheren Startkapital und weiteren Kosten für die Nutzung der Marke verbunden.
Der vermeintliche Nachteil, an einen Anbieter gebunden zu sein, wird in der Praxis wohl weniger relevant sein. Denn tatsächlich neigen Handwerker ja dazu, bewährte Technik auch im Folgeprojekt wieder einzusetzen. So haben sie sich da nur vorab entschieden.
Schritt 3 zum eigenen Photovoltaikunternehmen: Praktische Schritte | Rechtsform | Anmeldungen
Bevor ihr euer Photovoltaikunternehmen gründen, stellt sich die Frage nach der Rechtsform. Häufig entscheiden sich Gründer für folgende Formen:
- Einzelunternehmen
- GmbH oder
- UG (haftungsbeschränkt).
Als Einzelunternehmer habt ihr den kleinsten rechtlichen Aufwand bei der Gründung – allerdings verzichtet ihr auf jeglichen Haftungsschutz und müsst im Falle eines Haftungsschadens oder einer Unternehmenspleite mit eurem privaten Vermögen geradestehen.
Genau das vermindert ihr mit der Gründung einer GmbH: hier gilt die Haftung (ausser bei besonders schwerwiegenden Fehlern) nur im Rahmen des Gesellschaftskapitals. Ebenso ist es mit der UG, sie hat den Vorteil, dass ihr auch mit einem recht kleinen Startkapital anfangen könnt. Die Details findet ihr hier: UG gründen.
Gewerbeanmeldung
Ihr müsst euer Unternehmen beim zuständigen Gewerbeamt anmelden. Mehr dazu hier: Anleitung Gewerbeanmeldung – so meldet man ein Gewerbe richtig an (inklusive Gewerbeanmeldung Formular)
Anmeldung beim Finanzamt
Euer PV-Unternehmen muss auch beim Finanzamt angemeldet werden. Dort bekommt ihr eine Steuernummer.
Euer PV-Unternehmen ins Handelsregister eintragen
Gründet ihr euer PV-Unternehmen in einer handelsrechtlichen Form, also als UG, GmbH oder als eingetragener Kaufmann (e.K.), müsst ihr euch zusätzlich im Handelsregister eintragen lassen.
Eintragung in der Handwerksrolle
Alle selbständigen Handwerker sind in die sogenannte Handwerksrolle eingetragen, die Eintragung ist auch für euch als Solarteur nach § 1 Abs. 1 der Handwerksordnung verpflichtend. Wie das geht, lest ihr hier: So tragt ihr euren Handwerksbetrieb in die Handwerksrolle ein.
Anmeldung bei der Handelskammer (HWK) und/oder IHK
Außerdem müsst ihr euch in der zuständigen Handwerkskammer (HWK) anmelden. Die HWK kommt nach der Gewerbeanmeldung auf euch zu.
Solltet ihr nicht nur Installationsleistungen anbieten, also zum Beispiel PV-Anlage vertreiben, dann ist eine zusätzliche Mitgliedschaft in der IHK erforderlich.
Mitglied bei der Berufsgenossenschaft
Auch die Mitgliedschaft in der für euch zuständigen Berufsgenossenschaften als Trägerin der gesetzliche Unfallversicherung ist verpflichtet. Für Solarteure ist das die BG Bau.
Freiwillig aber interessant: Mitgliedschaft in Bundesverbänden
Berufsverbände gibt es jede Menge und sie sind immer wieder wichtig, um das eigene Gewerk zu stärken. Auch wenn die Mitgliedschaft freiwillig ist, für Solarteure relevant ist der Bundesverband Solarwirtschaft, hier könnt ihr euch übrigens auch als Anbieter in die Handwerkersuche eintragen lassen.
Chancen in der Digitalisierung – Handwerker-Software
Vielen selbstständigen Handwerkern sitzt die Zeit im Nacken – und damit bleiben ungenutzte Potenziale. Das könnt ihr in eurem PV-Betrieb ändern, in dem ihr die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen wisst.
Dafür gibt es heute eine ganze Reihe von Handwerker Software und Apps. Gute Handwerker Apps vereinen mehrere Funktionen in einer Software, etwa Auftragsverwaltung, Materialrecherche und Tools zur Zeiterfassung. Ihr habt damit das Büro quasi in der Hosentasche, könnt unterwegs Termine planen, Baustellen managen, Rechnungen und Angebote schreiben, Arbeitszeiten erfassen und euer Materiallager verwalten. Das lohnt sich oft auch schon für Ein-Mann-Betriebe. Hier findet ihr den aktuellen Vergleich der besten Handwerkersoftware 2024.
Gut zu wissen: Digitalisierung im Handwerk wird vom Bund gefördert! Hier findet ihr eine Übersicht über die Förderprogramme.
Zusätzliche Einnahmen durch Wartungsverträge
Auch wenn Photovoltaikanlagen als wartungsarm gelten, hin und wieder müssen sie eben doch überprüft werden. Wartungsintervalle aller vier Jahre sollten mindestens geplant werden und sinnvoller Weise jedes Jahr ein Check – auch um Optimierungspotenziale zu entdecken. Die dazu gehörigen Wartungsverträge sind eine zusätzliche sichere Einnahme für euch.
„Nach der Montage endet die Arbeit für PV-Experten nicht. Bei gewerblich betriebenen PV-Anlagen ist eine regelmäßige Prüfung sogar Pflicht. Und bei privaten Anlagen ist sie zumindest empfehlenswert. Der Abschluss von Service-Verträgen kann daher eine langfristige Kundenbeziehung aufbauen“.
Marcus Pauli, Geschäftsführer der GP Prüfservice GmbH, die unter anderem auf die Prüfung von PV-Anlagen spezialisiert ist.
Typische Leistungen eines Photovoltaik-Wartungsvertrag sind zum Beispiel:
- Inspektion und Instandhaltung der Anlage
- Reinigung von Modulen und Anlage
- Überprüfung der Wechselrichter und Batterien
- Überwachung der Anlage und Fehlerbehebung
Zusätzliche Leistungen könnten sein:
- Monitoring-Service, bei dem die Photovoltaikanlage in Echtzeit überwacht wird
- Reparaturdienste (Pauschalen)
- Reinigungsdienste (regelmäßige Reinigungen)
- Technische Beratung
Schritt 4 zum selbstständigen Solartechniker-Berater: Marketing
Spezielle Lösungen für das Marketing als Solarteur gibt es nicht – für euch gelten die Ratschläge, die für die meisten Handwerker relevant sind. Ganz klar, das wichtigste ist euer Leumund, also die Mund-zu-Mund Empfehlungen eurer hoffentlich zufriedenen Kunden.
Mund zu Mund – Empfehlungsmanagement bewusst nutzen
Jeder Kunde, der von sich aus und aus eigener Überzeugung kommt, ist der Beste. Auch wenn auf den ersten Blick Mund-zu-Mund Propaganda von ganz allein funktioniert und deshalb für euch nichts kostet … diese Zeiten sind vorbei. Heutzutage gilt es, Menschen dazu zu motivieren, ihre gute Meinung über einen Handwerker auch kund zu tun – entweder in Form einer positiven Bewertung in einem der Portale oder auch in Form von aktiver Empfehlung.
Und dazu müsst ihr eure Kunden auffordern. Manchmal reicht ein kleiner Zettel, der eure Kunden freundlich darauf hinweist. Oder ein netter Spruch auf der Rechnung.
Branchenportale und GoogleMyBusiness
Aufträge lassen sich auch über das Internet finden: Eine seriöse Plattform hierfür ist das Portal myhammer.de, in der ihr euch mit eurem Unternehmen präsentieren könnt. Neben solchen Handwerkerplattformen ist auch GoogleMyBusiness wichtig, um bekannt zu werden.
Hier die wichtigsten Kataloge & Branchenportale kurz vorgestellt.
Fazit
Dieses Handwerk hat tatsächlich goldenen Boden, der PV-Markt wächst wieder und die Spezialisierung auf dieses Segment verspricht Erfolg.