Food Startup gründen – Selbstständig machen mit Lifestyle-Lebensmitteln

Food Startup sind ein aktueller Hype. Doch worauf müsst ihr bei einer Gründung achten, wie stellt ihr sicher, euch auch im heiß umkämpften Markt zu positionieren? Hier ein paar praktische Ratschläge.

Eines ist offensichtlich: In der Startup-Szene ist aktuell nichts gehypter als das Thema Ernährung und gesundes Leben. Immer mehr Gründer stellen auf den ersten Blick abstruse Ideen vor und zeigen, wohin sich der Lebensmittelmarkt entwickelt. Erfolgsgeschichten wie der Lebensmittelieferant Hello Fresh oder der Getränkehersteller Fritz Kola zeigen, welches Potenzial die Branche bietet. Was das Thema Ernährung so besonders macht und welche Dinge bei der Gründung wichtig sind, zeigen die folgenden Schritte zur Gründung eines Food-Startups.

Schritt 1: Von der Idee zur Planung | Zielgruppe, Standort und Stil

Alles beginnt mit einer Idee. Im Bereich Ernährung und Lebensmittel kommen diese sogar noch schneller, als in anderen Branchen. Schließlich haben wir alle täglich mit der Frage zu tun: Was esse ich heute, was ist drin und wie gesund ist das eigentlich? Doch habt ihr etwas gefunden, was in der Zukunft den Lebensmittelmarkt erobern soll, gilt es genau zu planen. Denn vor allem bei Lifestyle Produkten sind die angepeilten Verkaufsgruppen zentral. Ihr solltet euch daher im Vorhinein einige Fragen beantworten:

  • Möchte ich lokal produzieren und vertreiben oder ein globales Produkt entwickeln?
  • Spreche ich ausschließlich bestimmte Zielgruppen mit meinem Produkt an? (Vegetarisch, Vegan…)
  • Soll mein Produkt für die breite Masse entwickelt werden oder einen bestimmten Lebensstil versinnbildlichen?

Vor allem die letzte Frage ist sehr wichtig. Denn im Bereich Lebensmittel ist es essenziell, dass ihr mit eurem Produkt eine wichtige Differenzierung vornehmt. Entweder ihr seid ein für den Massenmarkt geeignetes Produkt, was so ziemlich jeder in seinem Kühlschrank vorfindet und was ein direktes Bedürfnis befriedigt. Solche Artikel sind beispielsweise Brot, Milch oder eben auch Getränke.

Heute noch wichtiger: Die Marke und ihr Standpunkt

Auf der anderen Seite steht ein Produkt, welches etwas wirklich Besonderes ist. Der Kunde bekennt sich mit dem Kauf zu einem bestimmten Lebensstil und setzt ein Statement. Er zeigt mit dem Kauf, dass er einer bestimmten Weltanschauung folgt oder an etwas Bestimmtes glaubt. Was auf den ersten Blick völlig übertrieben klingt, ist der Kern des Erfolges vieler Unternehmen aus diesem Sektor. Das beste Beispiel ist Fritz Kola. Der Hamburger Hersteller vermittelt eine alternative Haltung gegen Konzernkapitalismus (Coca-Cola) und positioniert sich klar politisch. Bestes Beispiel hierfür die letzte Plakatkampagne der Marke. Mitunter ist das auch der Grund, warum Kunden eine Fritz Kola kaufen.

Lerne von den Besten – Food Startup Gründerstories

Einige haben es bereits geschafft und haben ihr Food Startup auf Gründerküche in den Gründerstories präsentiert. Hier eine Auswahl zum Nachlesen:

Schritt 2: Konzept und praktische Schritte

Habt ihr die vorherigen Fragen geklärt und eine Vorstellung davon gewonnen, wie euer Produkt aussehen soll, folgt der Übergang in die Praxis. Um aus einer Idee ein Unternehmen zu machen, braucht es eine Menge Arbeit. Ihr solltet nicht nur für euer Produkt, sondern auch für euer Unternehmen einen Plan erstellen, der regelt, wie der Ablauf der näheren Zukunft sein wird. Dabei gibt es eine Menge Fragen, die ihr euch zum Produkt beantworten solltet, wie etwa woher ihr eure Produktionsmittel bekommt oder wo ihr überhaupt produzieren wollt. Anschließend sollte auch eine sehr grundlegende Kostenrechnung erfolgen: Für welchen Preis muss ich mein Produkt verkaufen, damit am Ende ein Gewinn verbleibt?

Der Plan sollte vor der offiziellen Gründung stehen

Dabei könnt ihr auch schon vor der offiziellen Gründung einige potenzielle Lieferanten ausfindig machen und diese kontaktieren, um herauszufinden, welche Preise aufgerufen werden. Insgesamt ist es wichtig, dass ihr schon vor der Gründung ungefähren Plan eures Produktes habt und nicht eine teure Gründung auf euch nehmt, nur um dann schnell herauszufinden, dass sich das Produkt überhaupt nicht profitabel produzieren lässt. In der heutigen globalisierten Welt sind die Lieferanten auch oftmals im Ausland, sodass diese Recherche mitunter einen gewissen Aufwand mit sich bringt. Natürlich müsst ihr nicht den gesamten Produktions- und Verkaufsprozess komplett durchplanen, grobe Überlegungen sollten aber angestellt werden. So stellt ihr vor der Gründung sicher, dass ihr sobald alle Formalitäten geregelt sind, auch direkt loslegen könnt.

Leichter und strukturierter geht das Schreiben des Businessplans mit Vorlagen oder einer Software, die euch durch die einzelnen Punkte führen. Hier findet ihr unsere Testsieger der besten Businessplan Tools 2021!

Vernetzt euch – und seid präsent

Der Hype um die Food-Startups ist kein Zufall – der Markt verändert sich aber vielmehr noch die Ansprüche eurer potenziellen Kunden hat sich verändert. Wie wichtig diese Veränderungen sind, zeigt sich auch in den speziellen Wettbewerben, die es für Gründer in der Lebensmittelbranche gibt. Die wichtigsten hier:

Gastro Startup-Wettbewerb

Der Gastro Startup-Wettbewerb richtet sich an Nachwuchs-Gastronomen sowie an jene, die eine gute Idee haben und noch vom Einstieg ins Gastro-Business träumen. Mögliches Preisgeld: 10.000 Euro Weitere Infos hier

Food Invention

Innovation im Bereich Food – hier ist der Gründerwettbewerb dazu. Mögliches Preisgeld: 25.000 Euro Weitere Infos hier

Und auch der Startupverband hat extra eine Food & FoodTech Gruppe gebildet.

Schritt 3: Finanzen & Finanzierung klären

Die nächste Frage, die ihr euch stellen solltet ist, ob ihr das Projekt selbst finanzieren wollt oder auf die Jagd nach Geldgebern gehen wollt. Entscheidet ihr euch für die eigene Finanzierung, zählt nur noch eines: Los legen! Habt ihr Euer Unternehmen bereits gegründet, könnt ihr direkt in die Praxis übergehen und daran arbeiten, Euer Produkt möglichst schnell auf den Markt zu bringen. So bekommt ihr schnell Feedback und seht, was ihr verbessern könnt. Seid ihr auf die Finanzierung von außen angewiesen, solltet ihr euch Gedanken um ein Konzept machen, welches ihr potenziellen Geldgebern präsentieren könnt. Denn egal, ob es sich um eine Bank oder einen Business Angel handelt, ihr müsst in beiden Fällen überzeugend sein. Leichter gesagt als getan, denn das Konzept muss immerhin so überzeugend sein, dass der Investor so wie ihr Feuer und Flamme für die Idee ist. Schließlich muss dieser daran glauben, dass sich ein Investment in eure Firma früher oder später auch finanziell rechnen wird.

Gründerrat

Basis eine guten Planung, quasi die schriftliche Zusammenfassung eurer Geschäftsidee ist der Businessplan. Wie ein guter Businessplan aussehen sollte, was drin stehen muss, erfahrt ihr in unserem Fachartikel „Basics: In 7 Schritten zum Businessplan„. Und weil Geldgeber noch mal einen ganz anderen Blick auf euren Businessplan werfen, lest ihr in diesem Artikel, „Businessplan für die Bank – das muss rein für einen Firmenkredit„, worauf ihr dabei achten müsst.

  Es gibt noch einen weiteren, erfolgsversprechenden Weg, an finanzielle Mittel zu kommen: Crowdinvesting/Crowdfunding.

Mit Crowdfunding durchstarten

Das kann sich vor allem deshalb lohnen, weil ihr nicht nur an Geld sondern auch an eure ersten Kundenkontakte kommt: Eine gute Crowdfunding Kampagne ist nämlich ein hervorragendes Marketingtool. Wie das funktioniert, zeigt der Bericht eines wirklich erfolgreichen Food-Startups: Die erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne (Teil 1) – Planung einer Kampagne am Beispiel Kaahée

Schritt 4: Vorschriften, Genehmigungen und Absicherungen

Nun geht es an die Gründung. Schließlich soll aus eurer Idee ein Unternehmen werden. Habt ihr bereits einen Investor, kennt dieser meist die Abläufe bei der Unternehmensgründung. Diese ist kein ganz einfaches Unterfangen, denn bei einem Startup sollte es meist eine Rechtsform sein, die eine Haftungsbeschränkung bietet. Somit besteht die Wahl zwischen der GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und der UG (Unternehmergesellschaft), welche beide eine Eintragung in das Handelsregister und eine notarielle Beglaubigung erfordern. Für den Anfang ist dabei sicher die UG die bessere Wahl, denn bei der GmbH werden 25.000 Euro als Startkapital nötig. In unserem Artikel zur UG-Gründung findet ihr alle Informationen zu den Abläufen.

Im Food-Bereich unbedingt alle Genehmigungen einholen

Doch vor allem in der Lebensmittelbranche ist es mit der Unternehmensgründung noch lange nicht getan. Schließlich möchtet ihr Produkte verkaufen, die von Menschen verzehrt werden und seid damit von einer Vielzahl von Regulierungen und Prüfungen betroffen. Diese regeln neben der Hygiene, den Qualitätsanforderungen auch die Konservierung und die Verpackung eurer Produkte. Für all diese Themen ist das Gesundheitsamt zuständig, welches euch auf alle Fragen eine Antwort gibt und genau erklärt, welche Vorschriften gelten und wie ihr die jeweiligen Genehmigungen für euer Vorhaben einholt. Habt ihr alle Genehmigungen erhalten und könnt mit der Produktion und dem Verkauf beginnen, solltet ihr allerdings noch einen weiteren Aspekt mit einbeziehen: Sicherheit. Da es sich bei Lebensmitteln so gut wie immer um verderbliche Produkte handelt und darüber hinaus noch weitere Risiken, wie Transport und Logistik bestehen, solltet ihr euch über Versicherungen Gedanken machen. Denn geht ihr das Risiko ein, steht ihr mitunter nach einem unerwarteten Unfall vor einem riesigen finanziellen Schaden.

Schritt 5: Das richtige Marketing | So startet ihr erfolgreich und macht eure Marke bekannt

Nun habt ihr alle bürokratischen Hürden gemeistert und könnt damit beginnen, euch dem spannenden Teil zu widmen: dem Marketing. Handelt es sich bei eurem Produkt um ein echtes Lifestyle-Produkt, ist das Thema Marketing absolut essenziell. Das Ziel ist hier, dass es euch gelingt, durch den Aufbau einer starken Marke ein einzigartiges Produkt zu kreieren. Dabei solltet ihr im Food-Bereich vor allem auf neuartige Marketingkanäle setzen.

Influencer: Instagram und Blogger

Vor allem im Bereich Food & Lifestyle sind Influencer das Marketingmittel Nummer 1. Das Konzept ist dabei denkbar einfach. Tausende von Bloggern und Instagramern sprechen tagtäglich auf ihren jeweiligen Plattformen zu tausenden von Followern und Lesern und sagen diesen ganz genau, welches die aktuellen Trends sind. Nutzt also die Reichweite dieser Influencer für euch. Vor allem im mittleren Bereich (25.000 – 100.000 Follower) ist der Markt für Influencer noch nicht besonders ausgebildet. Das bedeutet, dass ihr mitunter bereits durch das Verschicken einer kostenfreien Probe eures Produktes erreichen könnt, dass der Influencer euer Produkt mit seiner Gefolgschaft teilt. So erreicht ihr schnell und günstig viele Menschen und macht eure Marke bekannt.

Eigene Social-Media-Kanäle und Werbung

Neben Influencern ist auch das Pflegen der eigenen Social-Media-Kanäle sehr wichtig. Die Facebook- und Instagramaccounts eurer Marke sollten regelmäßig aktualisiert werden und gute Inhalte bieten. Außerdem könnt ihr auch die Werbefunktion der jeweiligen Netzwerke nutzen, denn hier könnt ihr ganz genau abstimmen, welche Zielgruppe die von euch geschaltete Werbung sehen soll. Darüber hinaus sind die Preise hier wesentlich geringer als beispielsweise im TV oder anderen Werbekanälen.

Das Wichtigste: Habt das beste und zugleich individuellste Produkt

Bei allem Marketing solltet ihr aber einen zentralen Punkt nicht aus den Augen verlieren: Am Ende gewinnt derjenige, der das beste Produkt anbietet und dieses mit gutem Marketing versieht. Es zählt also vor der Planung der weltbesten Marketingkampagne immer die Entwicklung des besten Produktes. Außerdem kommen wir beim Marketing auch wieder auf einen Punkt aus Schritt 1 zurück: die Botschaft. Euer Produkt muss etwas Einzigartiges sein, was auf den ersten Blick klar einen bestimmten Lifestyle verkörpert.

Marketing-Tricks an einem Praxisbeispiel

Kleine Marketing-Tricks können hier helfen. Ein aktueller Trend ist die Verpackung. Diese wird neben dem Aushängeschild der Marke immer mehr zum Kommunikationsmittel umfunktioniert. Individuelle Verpackungen, die jedes einzelne Produkt einzigartig machen, werden so zum modernen Marketing-Mittel. Enormes Potenzial herrscht hier insbesondere bei Produkten, die dieses bisher völlig ungenutzt gelassen haben. Schauen wir uns etwa das Beispiel Fleisch an. Stellt euch vor, ihr seid zum Grillen eingeladen und bringt dem Gastgeber, der riesiger Grill-Fan ist, ein Steak mit, das seinen Namen trägt. Durch die Individualisierung der Fleischverpackung erreicht ihr ein Alleinstellungsmerkmal des Produktes – ein sehr starkes Marketingmittel, welches euch von jeglichen Konkurrenten abgrenzt. Individualisierte Lösungen für die Verpackung von Fleisch, wie sie Südpack etwa zu einem recht günstigen Preis anbietet, können einen extremem Markenwert haben. Hier vereint ihr nämlich eine qualitativ hochwertige Verpackung mit der Darstellung eurer Marke. Genau deshalb kann dies ein so starkes Marketing-Mittel sein und zeigt, welche Hebel ihr auch für euer Produkt ausfindig machen solltet. Schließlich müsst ihr am Anfang versuchen mit einem kleinen Marketing-Budget große Wirkung zu erzielen. Dabei gilt es, wie in diesem Beispiel, bisher ungenutzte Potenziale zu finden und zu erkennen, welche Kanäle Konkurrenten bisher noch nicht nutzen.

Zusammenfassung

Mit dem Food-Bereich habt ihr euch sicher eine der spannendsten Branchen ausgesucht. Es tut sich extrem viel und nicht nur neue StartUps sprießen aus dem Boden, sondern auch die Verbraucher interessieren sich merklich mehr für den Bereich und öffnen sich Neuem. Durch die Nutzung der richtigen Kanäle kann in diesem Bereich viel ungenutztes Potenzial eröffnet werden, doch Achtung: Die Lebensmittelbranche ist extrem, was Vorschriften und Regularien angeht und sollte mit Vorsicht angegangen werden.

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