Handwerksbetrieb gründen: Darauf musst du unbedingt achten | 2024
Das Handwerk hat einen goldenen Boden – und der glänzt in vielen Facetten. Einen Handwerksbetrieb gründen, lohnt sich: Die Branche ist der vielfältigste Wirtschaftsbereich Deutschlands, es gibt rund 150 verschiedene Handwerksarten.
Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen oder führen willst, musst du wissen, was du tust – in unserer Übersicht erfährst du, welche Voraussetzungen du erfüllen musst und was vor, während und nach der Gründung im Handwerk auf dich zukommt.
Handwerksbetrieb gründen: Voraussetzungen
Um im Handwerk erfolgreich zu sein, ist umfassendes Know-how unabdingbar. Bäcker, Augenoptiker und Dachdecker müssen nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern brauchen auch kaufmännische Kenntnisse. Kosten kalkulieren, den Markt beobachten und die gesetzlichen Bestimmungen kennen: Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, musst du dich umfassend auskennen. Nicht zuletzt, weil jedes Handwerk seine Besonderheiten hat.
Handwerksberufe mit und ohne Meister
Für Handwerksgewerbe gilt bei insgesamt 53 Berufen eine Meisterpflicht. Das bedeutet, wer ein solches Handwerk selbständig ausüben und einen Handwerksbetrieb gründen will, muss die Meisterprüfung abgelegt haben und sich in die Handwerksrolle eintragen.
Als Ersatz für die Meisterprüfung können im Einzelfall auch spezielle Ausbildungen dienen, darüber hinaus wird die gewerbliche Tätigkeit auch oft Gründern erlaubt, die jahrelang im jeweiligen Handwerk in leitender Position tätig waren. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, hat dann immer noch die Möglichkeit, sich einen Meister im Betrieb anzustellen.
Hier findest du eine Übersicht der Handwerksberufe mit Meisterpflicht (Gewerbe der Handwerksordnung, Anlage A).
Handwerksbetrieb gründen: Anmeldungen, Behörden, Organisation
Handwerksrolle
Wenn du ein zulassungspflichtiges Handwerk selbstständig ausüben willst, dann musst du dich nach § 1 Handwerksordnung in die Handwerksrolle eintragen lassen. Sonst darfst du das Handwerk nicht selbstständig ausüben.
Voraussetzung für die Eintragung ist der Nachweis von bestimmten Qualifikationen. Habt ihr die selbst nicht, dann könnte auch ein angestellter Betriebsleiter, der diese Voraussetzungen erfüllt, in die Handwerksrolle eingetragen werden.
Wie das funktioniert und ob dein Handwerk so eine Zulassung benötigt, erfährst du hier.
Gewerbe anmelden
Um deinen Handwerksbetrieb gründen zu können, musst du ein Gewerbe anmelden. Dabei legst du Personalausweis oder Reisepass mit Meldebescheinigung vorlegen. Bei einigen Gewerben musst du weitere Unterlagen vorlegen, etwa Genehmigungen, Erlaubnisnachweise o.ä. Du machst zudem Angaben zum Unternehmen, zur Rechtsform und zum geschäftsführenden Inhaber. Nach der Anmeldung erhältst du eine Gewerbeanmeldebestätigung.
Wie du ein Gewerbe richtig anmeldest, erklären wir dir in unserer Anleitung „Gewerbeanmeldung“ (inklusive Gewerbeanmeldungsformular).
Finanzamt
Sobald du dein Gewerbe angemeldet hast, wird das Finanzamt automatisch informiert und schickt dir einen Fragebogen des Finanzamts zu. Fülle diesen Fragebogen sorgfältig aus! Deine Angaben haben weitreichende steuerliche Folgen. Das Finanzamt vergibt eine Steuernummer. Je nach Rechtsform und Umsatz können verschiedene Steuerarten wie Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder Körperschaftssteuer anfallen.
Berufsgenossenschaft
Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, bist du verpflichtet, dich bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anzumelden. Sie ist für die gesetzliche Unfallversicherung der Mitarbeiter zuständig und bietet Unterstützung in Sachen Arbeitssicherheit.
Kontaktdaten:
Dachverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
Hotline: 0800 – 60 50 404
E-Mail: [email protected]
Rechtsform und Handelsregister
Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, musst du frühzeitig entscheiden, wie du deine Firma rein rechtlich organisieren willst. Die Wahl der passenden Rechtsform ist entscheidend und beeinflusst Aspekte wie Haftung, Steuerpflicht und Unternehmensführung. Für einige Rechtsformen ist zudem ein Eintrag im Handelsregister zwingend erforderlich.
Welche Unternehmensform für deinen Handwerksbetrieb in Frage kommen und was du bei der Gründung von UG, GmbH, KG, AG, Einzelunternehmen usw. wissen solltest, erfährst du in diesem Überblick.
Betriebsnummer anmelden
Um Mitarbeitende einstellen zu können, musst du bei der Bundesagentur für Arbeit eine Betriebsnummer beantragen. Die wird bei allen weiteren Schritten immer wieder abgefragt, etwa beim An- und Abmelden deiner Mitarbeiter bei der Krankenkasse. Die Beantragung einer Betriebsnummer funktioniert online unter bno.arbeitsagentur.de.
Mitarbeiter einstellen
Ohne Team kein Unternehmen: Wenn du nicht allein arbeiten willst oder kannst, brauchst du Personal. Fachkräfte wachsen zurzeit freilich nicht auf Bäumen: Du wirst aktiv nach motivierten Arbeitnehmenden suchen müssen.
Worauf du dabei achten musst, zeigt dir unser Leitfaden: von der Anmeldung bei Krankenkassen und Finanzamt über die Beantragung einer Betriebsnummer bis zum richtigen Onboarding und der Lohnbuchhaltung.
Versicherungen für Handwerksberufe
Neben der gesetzlichen Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft sind weitere Versicherungen sinnvoll, wenn du einen Handwerksbetrieb gründen und deine Mitarbeitenden abzusichern. Dazu gehören eine Betriebshaftpflichtversicherung, eine Betriebsunterbrechungsversicherung und eine Rechtsschutzversicherung.
Je nach deiner Tätigkeit kommen empfiehlt es sich, einige spezielle Versicherungen abzuschließen. Und nicht vergessen: Du musst dich auch selbst absichern. Eine Krankenversicherung ist Pflicht, ebenso eine Absicherung für die Rente.
Handwerksbetrieb gründen: So wichtig ist der Businessplan
Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, kommst du um ihn nicht herum: Der Businessplan ist das wichtigste Werkzeug für Gründer in der Startphase des Unternehmens – das gilt für Handwerker genauso wie für Tech-Startups. Im Businessplan formulierst du deine Geschäftsidee klar, hier steht schwarz auf weiß, welche (finanziellen) Mittel benötigt werden, und es werden potenzielle Kunden und Zielgruppen klar definiert. Du brauchst den Businessplan, um Kredite zu beantragen und nicht zuletzt, um regelmäßig deine eigenen Ziele überprüfen und anpassen zu können.
Wie du einen Businessplan schreibst, erklären wir dir hier.
In einer kostenfreien PDF-Checkliste findest du die wichtigsten Infos für einen guten Businessplan.
Euren Businessplan könnt ihr auf der Gründerplattform ziemlich schnell und ziemlich gut schreiben. Schritt für Schritt hilft euch ein kostenloses Tool bei Struktur, Formulierungen und sogar dem Zahlenteil – bis ihr euren persönlichen Businessplan in der Hand haltet. Jetzt kostenlos anmelden
Finanzierung deines Handwerksbetriebs
Ohne Kapital kommst du nicht weit, wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst. Vor allem für den Start brauchst du ausreichend finanzielle Mittel.
Doch woher bekomms du das Kapital für die drei Phasen deiner Gründung:
- Planung
- Gründung & Start und
- Wachstum?
Wir haben dir die wichtigsten Finanzierungsmöglichkeiten für eure Projekte in diesem Leitfaden zusammengefasst.
Fördermöglichkeiten für Handwerksbetriebe
Neben privaten Investoren und Banken können öffentliche Fördermittel einen wertvollen Beitrag zur Finanzierung eines Startups leisten. Zu den wichtigsten Förderprogrammen.
Geschäftskonto eröffnen
Ohne Geschäftskonto kannst du keinen Handwerksbetrieb gründen: Private und geschäftliche Finanzen musst du strikt trennen. Welche Geschäftskonten es gibt und auf welche Konditionen du achten solltest, erfährst du hier.
Minikredite
Minikredite können eine gute Lösung sein, um kurzfristig Engpässe zu überbrücken. Das gilt insbesondere für Gründer. Die besten Minikredit-Anbieter haben wir in einer ausführlichen Übersicht zusammengestellt.
Firmenwagen
Als Handwerker brauchst du in den meisten Fällen Betriebsfahrzeuge. Was du wissen musst, um Kfz-Kosten von der Steuer absetzen zu können, erklären wir dir hier.
Marketing
Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, musst du auch Kunden gewinnen. Dabei bietet es sich an, auf Werbeartikel und Werbegeschenke für Kunden und mögliche Geschäftspartner zu setzen. Die gängigen Werbematerialien wie Kugelschreiber, Bleistifte, Notizblöcke, Kaffeetassen & Co. sind Grundbestandteil in deinem Marketing-Kit. Aber wie wäre es mit etwas Originellerem, wie einer Yogamatte oder individualisierten Powerbanks mit deinem Logo?
Beachten ,musst du aber: Die besten Werbemaßnahmen nützen nichts, wenn du keinen Plan hast. Mit einem durchdachten Marketingplan kannst du einen Marketingkalender entwickeln, um konkrete Maßnahmen und Aktivitäten zu planen und zu organisieren. Wir zeigen dir hier, wie das funktioniert.
Branchenportale
Mit deinem neugegründeten Handwerksbetrieb bist natürlich zunächst einmal auf Kundenfang. Dabei solltest du das Internet nicht vergessen: Neben Facebook, Instagram und Co. sind einschlägige Branchenregister und Google MyBusiness extrem wichtig um Aufträge zu generieren und gleichzeitig eure Sichtbarkeit im Web zu verbessern. Die wichtigsten Kataloge & Branchenportale findest du in unserer Übersicht.
Website für Handwerker erstellen
Sie ist Aushängeschild, digitale Visitenkarte, lockt Kunden an, bietet Kontaktmöglichkeiten: Eine eigen Website ist für Handwerker Pflicht. Schliesslich suchen Kunden zuerst im Internet nach Dienstleistungen. Egal ob du Elektriker, Metzger, Tischler oder Gebäudereiniger bist: Du präsentierst dich und deinen Betrieb mit deiner eigenen Homepage. Unsere Checkliste hilft dir bei Planung, SEO-Recherche, Domain-Reservierung und rechtlichen Vorgaben.
Handwerkersoftware
Eine gute Handwerker-Software nimmt dir den Papierkram ab. Aufträge und Kundendaten verwalten, Angebote und Rechnungen erstellen, Baustellen managen, digitale Stundenzetel uvm: In unserem aktuellen Test „Handwerkersoftware im Vergleich“ findest du die besten Apps & Tools im Überblick, inkl. Preise, Stärken, Gewerke, Funktionen und Tipps.
Zeiterfassung
Die Arbeitszeiterfassung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, vor allem hat der Gesetzgeber neue Regelungen beschlossen, die auch Unternehmen zur genauen Arbeitszeiterfassung zwingt, die vorher nicht davon betroffen waren. Wie sieht das konkret in 2024 aus? Welche Vorgaben zur Arbeitszeiterfassung musst du umsetzen? Hier ein Überblick, um dich auf den neuesten Stand zu bringen.
Passende Zeiterfassungs-Apps findest du hier.
Buchhaltungssoftware
Die Buchführung mag für die meisten Handwerker die ungeliebte Tätigkeit und gleichzeitig das größte Schreckgespenst sein. Das muss nicht sein: Buchhaltungssoftware macht das Leben einfacher. Welche Buchhaltungssoftware und Tools empfehlenswert sind und was sie leisten, zeigen wir in unserer Übersicht.
Akquise für Handwerker
Dass du einen Handwerksbetrieb gründen willst, ist toll. Aber wissen auch potenzielle Kunden, dass sie dir Aufträge erteilen können? Du musst also aktiv Kunden akquirieren, und das ziemlich schnell. Das Internet bietet die tolle Möglichkeiten, recht kostengünstig neue Kunden zu gewinnen. Worauf du dabei achten solltest, erfährst du hier.
Gründen im Handwerk mit einer Unternehmensnachfolge
Der Aufbau eines neuen Unternehmens ist oft kostspielig, braucht viel Zeit und ist mit einigen Risiken verbunden. Wenn du einen Handwerksbetrieb gründen willst, kannst du auch eine Unternehmensnachfolge nachdenken.
Wenn du einen bestehenden Betrieb übernimmst, profitierst du von vorhandenem Know-how für Branche und Geschäft und einem Kundenstamm. Die Unternehmensnachfolge ist eine gute Alternative zur Neugründung. Zumal in Zeiten, in denen immer mehr Seniorchefs ihre Handwerksbetriebe an Nachfolgerinnen und Nachfolger übergeben wollen.
- Chancen, Planung, Ablauf: So klappt es mit der Übernahme einer Firma
- Ein kostenloses PDF-Handbuch zur Unternehmensnachfolge kannst du hier herunterladen.
Einen Handwerksbetrieb gründen – so klappt’s im Detail
Gründen im Handwerk ist vielfältig. Schließlich gehören zahlreiche Berufsgruppen zum Handwerk. Eine Liste mit konkreten Hilfestellung zu Gründungen in den einzelnen Berufen findest du hier.
Augenoptiker/-in
Bäckerei/Konditorei
Baufirma gründen
Dachdecker/-in
Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik (Elektriker/-in)
Fensterbau (Glaser/-in)
Fleischer/-in
Fliesenleger/-in
Florist/in
Fotograf/-in
Friseur/-in
Gebäudereiniger/-in
Kfz-Mechantroniker/-in
Kosmetiker/-in
Maler/-in und Lackierer/-in
Sanitär/Heizung/Klima (GWH-Installateur)
Schneider/-in
Tischler/-in
Solartechniker/-in
Zweiradmechatroniker/-in (Fahrrad-Mechaniker/-in)
Fazit
Das Handwerk ist vielfältig, das Handwerk ist wichtig, das Handwerk bietet ein großes Marktpotenzial und ein sicheres Einkommen. Einen Handwerksbetrieb gründen zu wollen, ist also eine gute Idee. Allerdings sind vor dem Schritt in die Selbstständigkeit einige wichtige Voraussetzungen zu erfüllen.